Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.III. Abtheilung. und nach von dem erfindsamen Menschen zur Spra-che angewandt worden sind. Es haben alle vier- füßige Thiere, mit einigen Abweichungen in der Grö- ße und Gestalt, die nämlichen Werkzeuge wie wir, und doch keine artikulirte Sprache. Nur die Stimm- ritze allein scheint mir der Stimme willen gemacht zu seyn, und keine andere Bestimmung zu haben, als damit die Thiere durch sie einen Laut, Ruf oder Gesang von sich geben können; denn wenn ich mir dieses Werkzeug aus der Kehle ganz wegden- ke, so kann ich mir Thiere und Menschen dennoch immer in Ansehung aller körperlichen Bedürfniße in ihrem besten Wohlstand gedenken. Vielleicht ist auch bey dem Menschen, so wie seine
III. Abtheilung. und nach von dem erfindſamen Menſchen zur Spra-che angewandt worden ſind. Es haben alle vier- fuͤßige Thiere, mit einigen Abweichungen in der Groͤ- ße und Geſtalt, die naͤmlichen Werkzeuge wie wir, und doch keine artikulirte Sprache. Nur die Stimm- ritze allein ſcheint mir der Stimme willen gemacht zu ſeyn, und keine andere Beſtimmung zu haben, als damit die Thiere durch ſie einen Laut, Ruf oder Geſang von ſich geben koͤnnen; denn wenn ich mir dieſes Werkzeug aus der Kehle ganz wegden- ke, ſo kann ich mir Thiere und Menſchen dennoch immer in Anſehung aller koͤrperlichen Beduͤrfniße in ihrem beſten Wohlſtand gedenken. Vielleicht iſt auch bey dem Menſchen, ſo wie ſeine
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III. Abtheilung.
und nach von dem erfindſamen Menſchen zur Spra-
che angewandt worden ſind. Es haben alle vier-
fuͤßige Thiere, mit einigen Abweichungen in der Groͤ-
ße und Geſtalt, die naͤmlichen Werkzeuge wie wir,
und doch keine artikulirte Sprache. Nur die Stimm-
ritze allein ſcheint mir der Stimme willen gemacht
zu ſeyn, und keine andere Beſtimmung zu haben,
als damit die Thiere durch ſie einen Laut, Ruf
oder Geſang von ſich geben koͤnnen; denn wenn ich
mir dieſes Werkzeug aus der Kehle ganz wegden-
ke, ſo kann ich mir Thiere und Menſchen dennoch
immer in Anſehung aller koͤrperlichen Beduͤrfniße in
ihrem beſten Wohlſtand gedenken.
Vielleicht iſt auch bey dem Menſchen, ſo wie
bey den Thieren die erſte Sprache nur Geſchrey
geweſen, vielleicht hat der Menſch, der anderen
Thieren an Vernunft, Erfindungskraft, und Nach-
ahmungsfaͤhigkeit ſo weit uͤberlegen iſt, gefuͤhlt, daß
die ſtaͤrkeren und ſchwaͤcheren Rufe, die hoͤheren und
tieferen Toͤne, die laͤnger und kuͤrzer ausgehaltenen,
bald geſchliffenen, bald geſtoſſenen, aber im Grun-
de immer die naͤmlichen Laute nicht hinreichend ſind
ſeine
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