Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.Von den Werkzeugen der Sprache. erzählt, und geschrieben worden. Z. B. Diodor vonSicilien erzählt von einem Volke, welches man für die Taprobanen hält, ein gar hübsches Märchen auf Treu und Glauben des ehrlichen Jambulus(*). Die- ser sagte nämlich, nebst manchen anderen Sonder- barkeiten, hätten jene Leute auch etwas ganz Eige- nes in ihrer Zunge, theils von Natur aus, theils durch Geschicklichkeit erkünstelt: denn ihre Zunge sey beynahe zweyfältig, inwendig nämlich so gespal- ten, daß sie bis an die Wurzel zwey Zungen hätten, welches sie äußerst geschickt mache nicht nur alle menschlichen Laute und artikulirte Sprachen, sondern auch alle verschiedenen Vogelstimmen, und über- haupt jede Eigenheit aller Arten eines Lautes nach- zuahmen. Was aber dabey noch am Wunderbar- sten sey, so könnten sie mit zwey Personen zugleich reden, jeder derselben gehörig antworten, und sich nach Umständen mit beyden in ein ordentliches Ge- spräch einlassen, so zwar, daß sie mit der einen Zungenspalte mit einer der beyden Personen sprä- chen, und mit der anderen Zungenspalte mit der anderen Person. Die (*) Diodorus siculus im 2ten Buche. K 3
Von den Werkzeugen der Sprache. erzaͤhlt, und geſchrieben worden. Z. B. Diodor vonSicilien erzaͤhlt von einem Volke, welches man fuͤr die Taprobanen haͤlt, ein gar huͤbſches Maͤrchen auf Treu und Glauben des ehrlichen Jambulus(*). Die- ſer ſagte naͤmlich, nebſt manchen anderen Sonder- barkeiten, haͤtten jene Leute auch etwas ganz Eige- nes in ihrer Zunge, theils von Natur aus, theils durch Geſchicklichkeit erkuͤnſtelt: denn ihre Zunge ſey beynahe zweyfaͤltig, inwendig naͤmlich ſo geſpal- ten, daß ſie bis an die Wurzel zwey Zungen haͤtten, welches ſie aͤußerſt geſchickt mache nicht nur alle menſchlichen Laute und artikulirte Sprachen, ſondern auch alle verſchiedenen Vogelſtimmen, und uͤber- haupt jede Eigenheit aller Arten eines Lautes nach- zuahmen. Was aber dabey noch am Wunderbar- ſten ſey, ſo koͤnnten ſie mit zwey Perſonen zugleich reden, jeder derſelben gehoͤrig antworten, und ſich nach Umſtaͤnden mit beyden in ein ordentliches Ge- ſpraͤch einlaſſen, ſo zwar, daß ſie mit der einen Zungenſpalte mit einer der beyden Perſonen ſpraͤ- chen, und mit der anderen Zungenſpalte mit der anderen Perſon. Die (*) Diodorus ſiculus im 2ten Buche. K 3
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Von den Werkzeugen der Sprache.
erzaͤhlt, und geſchrieben worden. Z. B. Diodor von
Sicilien erzaͤhlt von einem Volke, welches man fuͤr
die Taprobanen haͤlt, ein gar huͤbſches Maͤrchen auf
Treu und Glauben des ehrlichen Jambulus (*). Die-
ſer ſagte naͤmlich, nebſt manchen anderen Sonder-
barkeiten, haͤtten jene Leute auch etwas ganz Eige-
nes in ihrer Zunge, theils von Natur aus, theils
durch Geſchicklichkeit erkuͤnſtelt: denn ihre Zunge
ſey beynahe zweyfaͤltig, inwendig naͤmlich ſo geſpal-
ten, daß ſie bis an die Wurzel zwey Zungen haͤtten,
welches ſie aͤußerſt geſchickt mache nicht nur alle
menſchlichen Laute und artikulirte Sprachen, ſondern
auch alle verſchiedenen Vogelſtimmen, und uͤber-
haupt jede Eigenheit aller Arten eines Lautes nach-
zuahmen. Was aber dabey noch am Wunderbar-
ſten ſey, ſo koͤnnten ſie mit zwey Perſonen zugleich
reden, jeder derſelben gehoͤrig antworten, und ſich
nach Umſtaͤnden mit beyden in ein ordentliches Ge-
ſpraͤch einlaſſen, ſo zwar, daß ſie mit der einen
Zungenſpalte mit einer der beyden Perſonen ſpraͤ-
chen, und mit der anderen Zungenſpalte mit der
anderen Perſon.
Die
(*) Diodorus ſiculus im 2ten Buche.
K 3
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Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/193>, abgerufen am 16.07.2024. |