und immer schweigend gewärtig, was weiter geschehen werde.
"Es ist wohlgethan," ließ sich der Admiral nun ver¬ nehmen, "daß der Mann, den man den König von Angola nennt, meine Botschafter gehört und den Willen meines Landes und seines Gebieters geehrt hat, obgleich ich noch lieber gesehen hätte, wenn er selbst gekommen wäre!"
Nachdem die beiden Dolmetscher, die mit herein ge¬ kommen, diese Rede zuerst unter sich, dann dem Ohr der Fürstin verständlich gemacht, erwiderte sie:
"Du bist nicht ganz auf dem richtigen Wege des Ver¬ stehens, denn Deine Abgesandten wurden nicht angehört, sondern vertilgt, wie sie den Mund aufthaten!"
Als diese Worte wiederum übersetzt waren und Don Correa ihren Sinn erfuhr, schwieg er eine Weile und ließ nur sein blitzendes Auge auf der schwarzen Person ruhen. Dann ließ er fragen, warum man die Boten ge¬ tödtet habe und was man für einen Erfolg von dieser That erwarte?
"Sie wurden getödtet," antwortete sie, "weil sie die Unterthanen und Dienstleute des Königs gewesen sind und Unwürdiges gegen ihn in den Mund genommen haben. Durch ihr Blut wurde seine Würde versöhnt, Dir aber ist kein Schaden dadurch geschehen, da Du jetzt anbringen magst, was Du von uns wünschest!"
"Ich habe nicht zu wünschen, sondern zu befehlen und zur Rechenschaft zu ziehen!" sagte der Admiral in strengem
20*
und immer ſchweigend gewärtig, was weiter geſchehen werde.
„Es iſt wohlgethan,“ ließ ſich der Admiral nun ver¬ nehmen, „daß der Mann, den man den König von Angola nennt, meine Botſchafter gehört und den Willen meines Landes und ſeines Gebieters geehrt hat, obgleich ich noch lieber geſehen hätte, wenn er ſelbſt gekommen wäre!“
Nachdem die beiden Dolmetſcher, die mit herein ge¬ kommen, dieſe Rede zuerſt unter ſich, dann dem Ohr der Fürſtin verſtändlich gemacht, erwiderte ſie:
„Du biſt nicht ganz auf dem richtigen Wege des Ver¬ ſtehens, denn Deine Abgeſandten wurden nicht angehört, ſondern vertilgt, wie ſie den Mund aufthaten!“
Als dieſe Worte wiederum überſetzt waren und Don Correa ihren Sinn erfuhr, ſchwieg er eine Weile und ließ nur ſein blitzendes Auge auf der ſchwarzen Perſon ruhen. Dann ließ er fragen, warum man die Boten ge¬ tödtet habe und was man für einen Erfolg von dieſer That erwarte?
„Sie wurden getödtet,“ antwortete ſie, „weil ſie die Unterthanen und Dienſtleute des Königs geweſen ſind und Unwürdiges gegen ihn in den Mund genommen haben. Durch ihr Blut wurde ſeine Würde verſöhnt, Dir aber iſt kein Schaden dadurch geſchehen, da Du jetzt anbringen magſt, was Du von uns wünſcheſt!“
„Ich habe nicht zu wünſchen, ſondern zu befehlen und zur Rechenſchaft zu ziehen!“ ſagte der Admiral in ſtrengem
20*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0317"n="307"/>
und immer ſchweigend gewärtig, was weiter geſchehen<lb/>
werde.</p><lb/><p>„Es iſt wohlgethan,“ ließ ſich der Admiral nun ver¬<lb/>
nehmen, „daß der Mann, den man den König von Angola<lb/>
nennt, meine Botſchafter gehört und den Willen meines<lb/>
Landes und ſeines Gebieters geehrt hat, obgleich ich noch<lb/>
lieber geſehen hätte, wenn er ſelbſt gekommen wäre!“</p><lb/><p>Nachdem die beiden Dolmetſcher, die mit herein ge¬<lb/>
kommen, dieſe Rede zuerſt unter ſich, dann dem Ohr der<lb/>
Fürſtin verſtändlich gemacht, erwiderte ſie:</p><lb/><p>„Du biſt nicht ganz auf dem richtigen Wege des Ver¬<lb/>ſtehens, denn Deine Abgeſandten wurden nicht angehört,<lb/>ſondern vertilgt, wie ſie den Mund aufthaten!“</p><lb/><p>Als dieſe Worte wiederum überſetzt waren und Don<lb/>
Correa ihren Sinn erfuhr, ſchwieg er eine Weile und<lb/>
ließ nur ſein blitzendes Auge auf der ſchwarzen Perſon<lb/>
ruhen. Dann ließ er fragen, warum man die Boten ge¬<lb/>
tödtet habe und was man für einen Erfolg von dieſer<lb/>
That erwarte?</p><lb/><p>„Sie wurden getödtet,“ antwortete ſie, „weil ſie die<lb/>
Unterthanen und Dienſtleute des Königs geweſen ſind<lb/>
und Unwürdiges gegen ihn in den Mund genommen<lb/>
haben. Durch ihr Blut wurde ſeine Würde verſöhnt,<lb/>
Dir aber iſt kein Schaden dadurch geſchehen, da Du jetzt<lb/>
anbringen magſt, was Du von uns wünſcheſt!“</p><lb/><p>„Ich habe nicht zu wünſchen, ſondern zu befehlen und<lb/>
zur Rechenſchaft zu ziehen!“ſagte der Admiral in ſtrengem<lb/><fwplace="bottom"type="sig">20*<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[307/0317]
und immer ſchweigend gewärtig, was weiter geſchehen
werde.
„Es iſt wohlgethan,“ ließ ſich der Admiral nun ver¬
nehmen, „daß der Mann, den man den König von Angola
nennt, meine Botſchafter gehört und den Willen meines
Landes und ſeines Gebieters geehrt hat, obgleich ich noch
lieber geſehen hätte, wenn er ſelbſt gekommen wäre!“
Nachdem die beiden Dolmetſcher, die mit herein ge¬
kommen, dieſe Rede zuerſt unter ſich, dann dem Ohr der
Fürſtin verſtändlich gemacht, erwiderte ſie:
„Du biſt nicht ganz auf dem richtigen Wege des Ver¬
ſtehens, denn Deine Abgeſandten wurden nicht angehört,
ſondern vertilgt, wie ſie den Mund aufthaten!“
Als dieſe Worte wiederum überſetzt waren und Don
Correa ihren Sinn erfuhr, ſchwieg er eine Weile und
ließ nur ſein blitzendes Auge auf der ſchwarzen Perſon
ruhen. Dann ließ er fragen, warum man die Boten ge¬
tödtet habe und was man für einen Erfolg von dieſer
That erwarte?
„Sie wurden getödtet,“ antwortete ſie, „weil ſie die
Unterthanen und Dienſtleute des Königs geweſen ſind
und Unwürdiges gegen ihn in den Mund genommen
haben. Durch ihr Blut wurde ſeine Würde verſöhnt,
Dir aber iſt kein Schaden dadurch geſchehen, da Du jetzt
anbringen magſt, was Du von uns wünſcheſt!“
„Ich habe nicht zu wünſchen, ſondern zu befehlen und
zur Rechenſchaft zu ziehen!“ ſagte der Admiral in ſtrengem
20*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/317>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.