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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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schuppen im Hofe, überall Feuer anlegend, und sammelten
sich schließlich vor dem Schloßthore, das sie verrammelten,
dessen Schlüssel sie mit sich nahmen. Die Pferde waren
schon draußen und wurden bestiegen, auch dem Manne
mit der gebrochenen Schulter auf eines geholfen; die
Kammerfrau hielt ein Kästchen mit Geld, Pretiosen und
Papieren auf dem Schoße, und so zog die Gesellschaft,
gegen zehn Personen stark, ohne einen Laut von sich zu
geben vom Thore hinweg nach den Bergen zu und verlor
sich in der Dunkelheit. In diesem Augenblicke donnerten
die Kanonen von den Kriegsschiffen, daß die Luft zitterte
und der Berg erdröhnte, und als die Uebelthäter sich er¬
schrocken umschauten, sahen sie auf dem Meere die Schiffe
taghell beleuchtet und eine sprühende Raketengarbe gen
Himmel steigen, während eine schmetternde Trompeten¬
fanfare, mit Paukenschall vermischt, herüber klang.

"Das ist kein Pirat, das ist ein großer Capitän oder
gar ein Admiral", stöhnte Der mit der Schulter, der im
Fieber schlotterte.

"Fort, Fort! Es ist der Teufel!" schrie die Donna
Feniza, die jetzt auch wieder zu schlottern anfing, und die
Cavalcade der Mordbrenner floh ohne sich weiter umzu¬
sehen über das Gebirge.

Der Admiral ging aber nicht verloren. Nachdem meh¬
rere Minuten vorüber und die Frau nicht zurück war,
wollte er selbst nachsehen, und als er alle Thüren von
außen verschlossen fand, merkte er den Verrath. Als er

ſchuppen im Hofe, überall Feuer anlegend, und ſammelten
ſich ſchließlich vor dem Schloßthore, das ſie verrammelten,
deſſen Schlüſſel ſie mit ſich nahmen. Die Pferde waren
ſchon draußen und wurden beſtiegen, auch dem Manne
mit der gebrochenen Schulter auf eines geholfen; die
Kammerfrau hielt ein Käſtchen mit Geld, Pretioſen und
Papieren auf dem Schoße, und ſo zog die Geſellſchaft,
gegen zehn Perſonen ſtark, ohne einen Laut von ſich zu
geben vom Thore hinweg nach den Bergen zu und verlor
ſich in der Dunkelheit. In dieſem Augenblicke donnerten
die Kanonen von den Kriegsſchiffen, daß die Luft zitterte
und der Berg erdröhnte, und als die Uebelthäter ſich er¬
ſchrocken umſchauten, ſahen ſie auf dem Meere die Schiffe
taghell beleuchtet und eine ſprühende Raketengarbe gen
Himmel ſteigen, während eine ſchmetternde Trompeten¬
fanfare, mit Paukenſchall vermiſcht, herüber klang.

„Das iſt kein Pirat, das iſt ein großer Capitän oder
gar ein Admiral“, ſtöhnte Der mit der Schulter, der im
Fieber ſchlotterte.

„Fort, Fort! Es iſt der Teufel!“ ſchrie die Donna
Feniza, die jetzt auch wieder zu ſchlottern anfing, und die
Cavalcade der Mordbrenner floh ohne ſich weiter umzu¬
ſehen über das Gebirge.

Der Admiral ging aber nicht verloren. Nachdem meh¬
rere Minuten vorüber und die Frau nicht zurück war,
wollte er ſelbſt nachſehen, und als er alle Thüren von
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[295/0305] ſchuppen im Hofe, überall Feuer anlegend, und ſammelten ſich ſchließlich vor dem Schloßthore, das ſie verrammelten, deſſen Schlüſſel ſie mit ſich nahmen. Die Pferde waren ſchon draußen und wurden beſtiegen, auch dem Manne mit der gebrochenen Schulter auf eines geholfen; die Kammerfrau hielt ein Käſtchen mit Geld, Pretioſen und Papieren auf dem Schoße, und ſo zog die Geſellſchaft, gegen zehn Perſonen ſtark, ohne einen Laut von ſich zu geben vom Thore hinweg nach den Bergen zu und verlor ſich in der Dunkelheit. In dieſem Augenblicke donnerten die Kanonen von den Kriegsſchiffen, daß die Luft zitterte und der Berg erdröhnte, und als die Uebelthäter ſich er¬ ſchrocken umſchauten, ſahen ſie auf dem Meere die Schiffe taghell beleuchtet und eine ſprühende Raketengarbe gen Himmel ſteigen, während eine ſchmetternde Trompeten¬ fanfare, mit Paukenſchall vermiſcht, herüber klang. „Das iſt kein Pirat, das iſt ein großer Capitän oder gar ein Admiral“, ſtöhnte Der mit der Schulter, der im Fieber ſchlotterte. „Fort, Fort! Es iſt der Teufel!“ ſchrie die Donna Feniza, die jetzt auch wieder zu ſchlottern anfing, und die Cavalcade der Mordbrenner floh ohne ſich weiter umzu¬ ſehen über das Gebirge. Der Admiral ging aber nicht verloren. Nachdem meh¬ rere Minuten vorüber und die Frau nicht zurück war, wollte er ſelbſt nachſehen, und als er alle Thüren von außen verſchloſſen fand, merkte er den Verrath. Als er

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/305>, abgerufen am 22.11.2024.