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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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Viertes Capitel.
Worin ein Rückschritt vermieden wird.

Da das Pferd noch hungrig sein mußte, stieg er unweit
des Dorfes nochmals ab, vor einem einsamen Wirthshause,
welches am Saume eines großen Waldes lag und ein
goldenes Waldhorn im Schilde führte. Aus dem Walde
erhob sich ein schöner, grün belaubter Berg, hinein aber
führte die breite Straße in weitem Bogen.

Unter der schattigen Vorhalle des Wirthshauses saß
ein stattliches Frauenzimmer und nähte. Sie war nicht
minder hübsch, als die Pfarrerstochter und die Zöllnerin,
aber ungleich handfester. Sie trug einen schwarzen, fein
gefalteten Rock mit rothen Säumen und blendend weiße
Hemdärmel, deren gestickte weitläufige Ränder offen auf
die Handknöchel fielen. In den Flechten des Haares
glänzte ein silberner Zierrat, dessen Form zwischen einem
Löffel und einem Pfeile schwankte.

Sie grüßte lächelnd den Reisenden und fragte, was
ihm gefällig wäre.

Viertes Capitel.
Worin ein Rückſchritt vermieden wird.

Da das Pferd noch hungrig ſein mußte, ſtieg er unweit
des Dorfes nochmals ab, vor einem einſamen Wirthshauſe,
welches am Saume eines großen Waldes lag und ein
goldenes Waldhorn im Schilde führte. Aus dem Walde
erhob ſich ein ſchöner, grün belaubter Berg, hinein aber
führte die breite Straße in weitem Bogen.

Unter der ſchattigen Vorhalle des Wirthshauſes ſaß
ein ſtattliches Frauenzimmer und nähte. Sie war nicht
minder hübſch, als die Pfarrerstochter und die Zöllnerin,
aber ungleich handfeſter. Sie trug einen ſchwarzen, fein
gefalteten Rock mit rothen Säumen und blendend weiße
Hemdärmel, deren geſtickte weitläufige Ränder offen auf
die Handknöchel fielen. In den Flechten des Haares
glänzte ein ſilberner Zierrat, deſſen Form zwiſchen einem
Löffel und einem Pfeile ſchwankte.

Sie grüßte lächelnd den Reiſenden und fragte, was
ihm gefällig wäre.

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[[20]/0030] Viertes Capitel. Worin ein Rückſchritt vermieden wird. Da das Pferd noch hungrig ſein mußte, ſtieg er unweit des Dorfes nochmals ab, vor einem einſamen Wirthshauſe, welches am Saume eines großen Waldes lag und ein goldenes Waldhorn im Schilde führte. Aus dem Walde erhob ſich ein ſchöner, grün belaubter Berg, hinein aber führte die breite Straße in weitem Bogen. Unter der ſchattigen Vorhalle des Wirthshauſes ſaß ein ſtattliches Frauenzimmer und nähte. Sie war nicht minder hübſch, als die Pfarrerstochter und die Zöllnerin, aber ungleich handfeſter. Sie trug einen ſchwarzen, fein gefalteten Rock mit rothen Säumen und blendend weiße Hemdärmel, deren geſtickte weitläufige Ränder offen auf die Handknöchel fielen. In den Flechten des Haares glänzte ein ſilberner Zierrat, deſſen Form zwiſchen einem Löffel und einem Pfeile ſchwankte. Sie grüßte lächelnd den Reiſenden und fragte, was ihm gefällig wäre.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. [20]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/30>, abgerufen am 23.11.2024.