Hause zu fahren, so bald sie sähen, daß er das Ufer erreicht habe. Das thaten sie denn auch und wußten mit ebensoviel Kühnheit als Geschicklichkeit das dem Unter¬ gange nahe Fahrzeug, welches man vom Land aus schon verloren glaubte, zu wenden und die hohe See zu gewinnen, wo man es bald aus den Augen verlor.
Don Salvador Correa erklomm den schmalen Strand¬ weg und begann einen steilen Staffelpfad hinanzusteigen, der hinter Felsen und Gebüsch halb versteckt in die Höhe führte. Als er einige Dutzend Stufen zurückgelegt, kam ihm ein Knabe entgegen, welcher der ihm schon bekannte Page der Schloßfrau war. Man hatte oben des Fahr¬ zeuges Kampf mit dem Unwetter beobachtet, jedoch nicht sehen können, was zunächst dem Lande vorging, weshalb die Frau den Pagen heruntergesandt, damit er Kund¬ schaft hole. Don Correa fragte den Knaben, wo und auf wessen Gebiet er sich befinde, und gab ihm mit wenigen Worten zu verstehen, daß er gestrandet und ohne Obdach sei, worauf der Kleine ihm verdeutete, er möchte warten, bis er hinaufgelaufen sei und mit den Befehlen der Herrin zurückkomme. Zugleich zeigte er dem Fremden eine natür¬ liche Grotte, welche auf einem kleinen Absatz in den Fels hineinging und eine Ruhebank enthielt, auch mit einem verschließbaren Gatter versehen war. Da die Sonne schon wieder durch die zerrissenen Wolken brach, indessen das Meer noch rollte und rauschte, so hing Don Correa seinen triefenden Mantel über das Gatter, damit er trockne,
Hauſe zu fahren, ſo bald ſie ſähen, daß er das Ufer erreicht habe. Das thaten ſie denn auch und wußten mit ebenſoviel Kühnheit als Geſchicklichkeit das dem Unter¬ gange nahe Fahrzeug, welches man vom Land aus ſchon verloren glaubte, zu wenden und die hohe See zu gewinnen, wo man es bald aus den Augen verlor.
Don Salvador Correa erklomm den ſchmalen Strand¬ weg und begann einen ſteilen Staffelpfad hinanzuſteigen, der hinter Felſen und Gebüſch halb verſteckt in die Höhe führte. Als er einige Dutzend Stufen zurückgelegt, kam ihm ein Knabe entgegen, welcher der ihm ſchon bekannte Page der Schloßfrau war. Man hatte oben des Fahr¬ zeuges Kampf mit dem Unwetter beobachtet, jedoch nicht ſehen können, was zunächſt dem Lande vorging, weshalb die Frau den Pagen heruntergeſandt, damit er Kund¬ ſchaft hole. Don Correa fragte den Knaben, wo und auf weſſen Gebiet er ſich befinde, und gab ihm mit wenigen Worten zu verſtehen, daß er geſtrandet und ohne Obdach ſei, worauf der Kleine ihm verdeutete, er möchte warten, bis er hinaufgelaufen ſei und mit den Befehlen der Herrin zurückkomme. Zugleich zeigte er dem Fremden eine natür¬ liche Grotte, welche auf einem kleinen Abſatz in den Fels hineinging und eine Ruhebank enthielt, auch mit einem verſchließbaren Gatter verſehen war. Da die Sonne ſchon wieder durch die zerriſſenen Wolken brach, indeſſen das Meer noch rollte und rauſchte, ſo hing Don Correa ſeinen triefenden Mantel über das Gatter, damit er trockne,
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Hauſe zu fahren, ſo bald ſie ſähen, daß er das Ufer
erreicht habe. Das thaten ſie denn auch und wußten mit
ebenſoviel Kühnheit als Geſchicklichkeit das dem Unter¬
gange nahe Fahrzeug, welches man vom Land aus ſchon
verloren glaubte, zu wenden und die hohe See zu gewinnen,
wo man es bald aus den Augen verlor.
Don Salvador Correa erklomm den ſchmalen Strand¬
weg und begann einen ſteilen Staffelpfad hinanzuſteigen,
der hinter Felſen und Gebüſch halb verſteckt in die Höhe
führte. Als er einige Dutzend Stufen zurückgelegt, kam
ihm ein Knabe entgegen, welcher der ihm ſchon bekannte
Page der Schloßfrau war. Man hatte oben des Fahr¬
zeuges Kampf mit dem Unwetter beobachtet, jedoch nicht
ſehen können, was zunächſt dem Lande vorging, weshalb
die Frau den Pagen heruntergeſandt, damit er Kund¬
ſchaft hole. Don Correa fragte den Knaben, wo und
auf weſſen Gebiet er ſich befinde, und gab ihm mit wenigen
Worten zu verſtehen, daß er geſtrandet und ohne Obdach
ſei, worauf der Kleine ihm verdeutete, er möchte warten,
bis er hinaufgelaufen ſei und mit den Befehlen der Herrin
zurückkomme. Zugleich zeigte er dem Fremden eine natür¬
liche Grotte, welche auf einem kleinen Abſatz in den Fels
hineinging und eine Ruhebank enthielt, auch mit einem
verſchließbaren Gatter verſehen war. Da die Sonne ſchon
wieder durch die zerriſſenen Wolken brach, indeſſen das
Meer noch rollte und rauſchte, ſo hing Don Correa ſeinen
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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/286>, abgerufen am 25.11.2024.
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