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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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bestimmte Inzichten, welche ich aus Rücksichten
nicht näher berühren darf!"

"Hei, wer spricht denn von Herausholen?"
sagte Pineiß etwas furchtsam, "führe mich ein¬
mal hin und zeige mir den Schatz! Oder viel¬
mehr will ich Dich führen an einem guten
Schnürlein, damit Du mir nicht entwischest!"

"Wie Ihr wollt!" sagte Spiegel, "aber nehmt
auch eine andere lange Schnur mit und eine
Blendlaterne, welche Ihr daran in den Brunnen
hinablassen könnt; denn der ist sehr tief und
dunkel!" Pineiß befolgte diesen Rath und führte
das muntere Kätzchen nach dem Garten jener
Verstorbenen. Sie überstiegen mit einander die
Mauer und Spiegel zeigte dem Hexer den Weg
zu dem alten Brunnen, welcher unter verwildertem
Gebüsche verborgen war. Dort ließ Pineiß sein
Laternchen hinunter, begierig nachblickend, während
er den angebundenen Spiegel nicht von der Hand
ließ. Aber richtig sah er in der Tiefe das
Gold funkeln unter dem grünlichen Wasser und
rief: "Wahrhaftig, ich seh's, es ist wahr!
Spiegel Du bist ein Tausendskerl!" Dann
guckte er wieder eifrig hinunter und sagte: "Mögen

beſtimmte Inzichten, welche ich aus Rückſichten
nicht näher berühren darf!«

»Hei, wer ſpricht denn von Herausholen?«
ſagte Pineiß etwas furchtſam, »führe mich ein¬
mal hin und zeige mir den Schatz! Oder viel¬
mehr will ich Dich führen an einem guten
Schnürlein, damit Du mir nicht entwiſcheſt!«

»Wie Ihr wollt!« ſagte Spiegel, »aber nehmt
auch eine andere lange Schnur mit und eine
Blendlaterne, welche Ihr daran in den Brunnen
hinablaſſen könnt; denn der iſt ſehr tief und
dunkel!« Pineiß befolgte dieſen Rath und führte
das muntere Kätzchen nach dem Garten jener
Verſtorbenen. Sie überſtiegen mit einander die
Mauer und Spiegel zeigte dem Hexer den Weg
zu dem alten Brunnen, welcher unter verwildertem
Gebüſche verborgen war. Dort ließ Pineiß ſein
Laternchen hinunter, begierig nachblickend, während
er den angebundenen Spiegel nicht von der Hand
ließ. Aber richtig ſah er in der Tiefe das
Gold funkeln unter dem grünlichen Waſſer und
rief: »Wahrhaftig, ich ſeh's, es iſt wahr!
Spiegel Du biſt ein Tauſendskerl!« Dann
guckte er wieder eifrig hinunter und ſagte: »Mögen

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[501/0513] beſtimmte Inzichten, welche ich aus Rückſichten nicht näher berühren darf!« »Hei, wer ſpricht denn von Herausholen?« ſagte Pineiß etwas furchtſam, »führe mich ein¬ mal hin und zeige mir den Schatz! Oder viel¬ mehr will ich Dich führen an einem guten Schnürlein, damit Du mir nicht entwiſcheſt!« »Wie Ihr wollt!« ſagte Spiegel, »aber nehmt auch eine andere lange Schnur mit und eine Blendlaterne, welche Ihr daran in den Brunnen hinablaſſen könnt; denn der iſt ſehr tief und dunkel!« Pineiß befolgte dieſen Rath und führte das muntere Kätzchen nach dem Garten jener Verſtorbenen. Sie überſtiegen mit einander die Mauer und Spiegel zeigte dem Hexer den Weg zu dem alten Brunnen, welcher unter verwildertem Gebüſche verborgen war. Dort ließ Pineiß ſein Laternchen hinunter, begierig nachblickend, während er den angebundenen Spiegel nicht von der Hand ließ. Aber richtig ſah er in der Tiefe das Gold funkeln unter dem grünlichen Waſſer und rief: »Wahrhaftig, ich ſeh's, es iſt wahr! Spiegel Du biſt ein Tauſendskerl!« Dann guckte er wieder eifrig hinunter und ſagte: »Mögen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/513>, abgerufen am 24.11.2024.