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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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berg, Augsburg und Frankfurt, Basel, Bern
und Genf, alles schöne Städte, so wie das
schöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge,
mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde.
Denn Alles hat seine Grenzen, nur nicht die
Erfindungsgabe der Menschen, welche sich all¬
wärts ausbreiten und alles unternehmen, was
ihnen nützlich scheint. Wenn sie gerecht sind, so
wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬
gehet wie das Gras der Felder und wie ein
Rauch. Viele sind erwählt, aber wenige sind
berufen. Aus allen diesen Gründen, und in noch
manch' anderer Hinsicht, die uns die Pflicht und
die Tugend unseres reinen Gewissens auferlegen,
wollen wir uns dem Schicksalsrufe unterziehen.
Darum gehet und bereitet euch zur Wanderschaft,
aber als gerechte und sanftmüthige Männer, die
ihren Werth in sich tragen, wo sie auch hinge¬
hen, und deren Stab überall Wurzel schlägt,
welche, was sie auch ergreifen mögen, sich sagen
können: ich habe das bessere Theil erwählt!"

Die Kammmacher wollten aber von Allem
nichts hören, sondern bestürmten die kluge Züs,
daß sie Einen von ihnen auserwählen und da¬

berg, Augsburg und Frankfurt, Baſel, Bern
und Genf, alles ſchöne Städte, ſo wie das
ſchöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge,
mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde.
Denn Alles hat ſeine Grenzen, nur nicht die
Erfindungsgabe der Menſchen, welche ſich all¬
wärts ausbreiten und alles unternehmen, was
ihnen nützlich ſcheint. Wenn ſie gerecht ſind, ſo
wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬
gehet wie das Gras der Felder und wie ein
Rauch. Viele ſind erwählt, aber wenige ſind
berufen. Aus allen dieſen Gründen, und in noch
manch' anderer Hinſicht, die uns die Pflicht und
die Tugend unſeres reinen Gewiſſens auferlegen,
wollen wir uns dem Schickſalsrufe unterziehen.
Darum gehet und bereitet euch zur Wanderſchaft,
aber als gerechte und ſanftmüthige Männer, die
ihren Werth in ſich tragen, wo ſie auch hinge¬
hen, und deren Stab überall Wurzel ſchlägt,
welche, was ſie auch ergreifen mögen, ſich ſagen
können: ich habe das beſſere Theil erwählt!«

Die Kammmacher wollten aber von Allem
nichts hören, ſondern beſtürmten die kluge Züs,
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[408/0420] berg, Augsburg und Frankfurt, Baſel, Bern und Genf, alles ſchöne Städte, ſo wie das ſchöne Zürich, und weiterhin noch eine Menge, mit deren Aufzählung ich nicht fertig würde. Denn Alles hat ſeine Grenzen, nur nicht die Erfindungsgabe der Menſchen, welche ſich all¬ wärts ausbreiten und alles unternehmen, was ihnen nützlich ſcheint. Wenn ſie gerecht ſind, ſo wird es ihnen gelingen, aber der Ungerechte ver¬ gehet wie das Gras der Felder und wie ein Rauch. Viele ſind erwählt, aber wenige ſind berufen. Aus allen dieſen Gründen, und in noch manch' anderer Hinſicht, die uns die Pflicht und die Tugend unſeres reinen Gewiſſens auferlegen, wollen wir uns dem Schickſalsrufe unterziehen. Darum gehet und bereitet euch zur Wanderſchaft, aber als gerechte und ſanftmüthige Männer, die ihren Werth in ſich tragen, wo ſie auch hinge¬ hen, und deren Stab überall Wurzel ſchlägt, welche, was ſie auch ergreifen mögen, ſich ſagen können: ich habe das beſſere Theil erwählt!« Die Kammmacher wollten aber von Allem nichts hören, ſondern beſtürmten die kluge Züs, daß ſie Einen von ihnen auserwählen und da¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/420>, abgerufen am 25.11.2024.