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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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selle zu sagen wagte: bitt' um Verzeihung, es
ist Sauerkraut! so bekam er auf der Stelle den
Abschied und mußte wandern in den Winter hin¬
aus. Sobald aber die Wiesen grün wurden und
die Wege gangbar, sagten sie: Es ist doch
Sauerkraut! und schnürten ihr Bündel. Denn
wenn dann auch die Meisterin auf der Stelle
einen Schinken auf das Kraut warf und der
Meister sagte: Meiner Seel! ich glaubte es
wären Fische! Nun, dieses ist doch gewiß ein
Schinken! so sehnten sie sich doch hinaus, da alle
drei Gesellen in einem zweischläfigen Bett schla¬
fen mußten und sich den Winter durch herzlich
satt bekamen wegen der Rippenstöße und erfro¬
renen Seiten.

Einsmals kam aber ein ordentlicher und sanf¬
ter Geselle angereist aus irgend einem der
sächsischen Lande, der fügte sich in Alles, arbei¬
tete wie ein Thierlein und war nicht zu ver¬
treiben, so daß er zuletzt ein bleibender Haus¬
rath wurde in dem Geschäft und mehrmals den
Meister wechseln sah, da es die Jahre her gerade
etwas stürmischer herging als sonst. Jobst streckte
sich in dem Bette so steif er konnte und be¬

ſelle zu ſagen wagte: bitt' um Verzeihung, es
iſt Sauerkraut! ſo bekam er auf der Stelle den
Abſchied und mußte wandern in den Winter hin¬
aus. Sobald aber die Wieſen grün wurden und
die Wege gangbar, ſagten ſie: Es iſt doch
Sauerkraut! und ſchnürten ihr Bündel. Denn
wenn dann auch die Meiſterin auf der Stelle
einen Schinken auf das Kraut warf und der
Meiſter ſagte: Meiner Seel! ich glaubte es
wären Fiſche! Nun, dieſes iſt doch gewiß ein
Schinken! ſo ſehnten ſie ſich doch hinaus, da alle
drei Geſellen in einem zweiſchläfigen Bett ſchla¬
fen mußten und ſich den Winter durch herzlich
ſatt bekamen wegen der Rippenſtöße und erfro¬
renen Seiten.

Einsmals kam aber ein ordentlicher und ſanf¬
ter Geſelle angereiſt aus irgend einem der
ſächſiſchen Lande, der fügte ſich in Alles, arbei¬
tete wie ein Thierlein und war nicht zu ver¬
treiben, ſo daß er zuletzt ein bleibender Haus¬
rath wurde in dem Geſchäft und mehrmals den
Meiſter wechſeln ſah, da es die Jahre her gerade
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[363/0375] ſelle zu ſagen wagte: bitt' um Verzeihung, es iſt Sauerkraut! ſo bekam er auf der Stelle den Abſchied und mußte wandern in den Winter hin¬ aus. Sobald aber die Wieſen grün wurden und die Wege gangbar, ſagten ſie: Es iſt doch Sauerkraut! und ſchnürten ihr Bündel. Denn wenn dann auch die Meiſterin auf der Stelle einen Schinken auf das Kraut warf und der Meiſter ſagte: Meiner Seel! ich glaubte es wären Fiſche! Nun, dieſes iſt doch gewiß ein Schinken! ſo ſehnten ſie ſich doch hinaus, da alle drei Geſellen in einem zweiſchläfigen Bett ſchla¬ fen mußten und ſich den Winter durch herzlich ſatt bekamen wegen der Rippenſtöße und erfro¬ renen Seiten. Einsmals kam aber ein ordentlicher und ſanf¬ ter Geſelle angereiſt aus irgend einem der ſächſiſchen Lande, der fügte ſich in Alles, arbei¬ tete wie ein Thierlein und war nicht zu ver¬ treiben, ſo daß er zuletzt ein bleibender Haus¬ rath wurde in dem Geſchäft und mehrmals den Meiſter wechſeln ſah, da es die Jahre her gerade etwas ſtürmiſcher herging als ſonſt. Jobſt ſtreckte ſich in dem Bette ſo ſteif er konnte und be¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/375>, abgerufen am 28.11.2024.