Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frau drehte sich auf den Hacken herum und
schüttelte jauchzend ihre Röcke. "Und wenn
euer Mann ein vortheilhaftes Geschäft machen
könnte mit einem Land- oder Viehhandel, und
er mangelt des Geldes, so wißt ihr, wo ihr
anklopfen sollt. Mein lieber Sali wird froh
sein, jederzeit ein Stück Baares sicher und er¬
freulich anzulegen! Ich selbst werde auch etwa
einen Spaarpfennig haben, einer vertrauten
Freundin auszuhelfen!" Jetzt war der Frau
nicht mehr zu helfen, sie sagte gerührt: "Ich
habe immer gesagt, Du seist ein braves und
gutes und schönes Kind! Der Herr wolle es
Dir wohl ergehen lassen immer und ewiglich
und es Dir gesegnen, was Du an mir thust!"
"Dagegen verlange ich aber auch, daß ihr es
gut mit mir meint!" "Allweg kannst Du das
verlangen!" "Und daß ihr jederzeit eure Waa¬
ren, sei es Obst, seien es Kartoffeln, sei es Ge¬
müse, erst zu mir bringet und mir anbietet, ehe
ihr auf den Markt gehet, damit ich sicher sei,
eine rechte Bäuerin an der Hand zu haben, auf
die ich mich verlassen kann! Was irgend Einer
giebt für die Waare, werde ich gewiß auch geben

Die Frau drehte ſich auf den Hacken herum und
ſchüttelte jauchzend ihre Röcke. »Und wenn
euer Mann ein vortheilhaftes Geſchäft machen
könnte mit einem Land- oder Viehhandel, und
er mangelt des Geldes, ſo wißt ihr, wo ihr
anklopfen ſollt. Mein lieber Sali wird froh
ſein, jederzeit ein Stück Baares ſicher und er¬
freulich anzulegen! Ich ſelbſt werde auch etwa
einen Spaarpfennig haben, einer vertrauten
Freundin auszuhelfen!« Jetzt war der Frau
nicht mehr zu helfen, ſie ſagte gerührt: »Ich
habe immer geſagt, Du ſeiſt ein braves und
gutes und ſchönes Kind! Der Herr wolle es
Dir wohl ergehen laſſen immer und ewiglich
und es Dir geſegnen, was Du an mir thuſt!«
»Dagegen verlange ich aber auch, daß ihr es
gut mit mir meint!« »Allweg kannſt Du das
verlangen!« »Und daß ihr jederzeit eure Waa¬
ren, ſei es Obſt, ſeien es Kartoffeln, ſei es Ge¬
müſe, erſt zu mir bringet und mir anbietet, ehe
ihr auf den Markt gehet, damit ich ſicher ſei,
eine rechte Bäuerin an der Hand zu haben, auf
die ich mich verlaſſen kann! Was irgend Einer
giebt für die Waare, werde ich gewiß auch geben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0323" n="311"/>
Die Frau drehte &#x017F;ich auf den Hacken herum und<lb/>
&#x017F;chüttelte jauchzend ihre Röcke. »Und wenn<lb/>
euer Mann ein vortheilhaftes Ge&#x017F;chäft machen<lb/>
könnte mit einem Land- oder Viehhandel, und<lb/>
er mangelt des Geldes, &#x017F;o wißt ihr, wo ihr<lb/>
anklopfen &#x017F;ollt. Mein lieber Sali wird froh<lb/>
&#x017F;ein, jederzeit ein Stück Baares &#x017F;icher und er¬<lb/>
freulich anzulegen! Ich &#x017F;elb&#x017F;t werde auch etwa<lb/>
einen Spaarpfennig haben, einer vertrauten<lb/>
Freundin auszuhelfen!« Jetzt war der Frau<lb/>
nicht mehr zu helfen, &#x017F;ie &#x017F;agte gerührt: »Ich<lb/>
habe immer ge&#x017F;agt, Du &#x017F;ei&#x017F;t ein braves und<lb/>
gutes und &#x017F;chönes Kind! Der Herr wolle es<lb/>
Dir wohl ergehen la&#x017F;&#x017F;en immer und ewiglich<lb/>
und es Dir ge&#x017F;egnen, was Du an mir thu&#x017F;t!«<lb/>
»Dagegen verlange ich aber auch, daß ihr es<lb/>
gut mit mir meint!« »Allweg kann&#x017F;t Du das<lb/>
verlangen!« »Und daß ihr jederzeit eure Waa¬<lb/>
ren, &#x017F;ei es Ob&#x017F;t, &#x017F;eien es Kartoffeln, &#x017F;ei es Ge¬<lb/>&#x017F;e, er&#x017F;t zu mir bringet und mir anbietet, ehe<lb/>
ihr auf den Markt gehet, damit ich &#x017F;icher &#x017F;ei,<lb/>
eine rechte Bäuerin an der Hand zu haben, auf<lb/>
die ich mich verla&#x017F;&#x017F;en kann! Was irgend Einer<lb/>
giebt für die Waare, werde ich gewiß auch geben<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0323] Die Frau drehte ſich auf den Hacken herum und ſchüttelte jauchzend ihre Röcke. »Und wenn euer Mann ein vortheilhaftes Geſchäft machen könnte mit einem Land- oder Viehhandel, und er mangelt des Geldes, ſo wißt ihr, wo ihr anklopfen ſollt. Mein lieber Sali wird froh ſein, jederzeit ein Stück Baares ſicher und er¬ freulich anzulegen! Ich ſelbſt werde auch etwa einen Spaarpfennig haben, einer vertrauten Freundin auszuhelfen!« Jetzt war der Frau nicht mehr zu helfen, ſie ſagte gerührt: »Ich habe immer geſagt, Du ſeiſt ein braves und gutes und ſchönes Kind! Der Herr wolle es Dir wohl ergehen laſſen immer und ewiglich und es Dir geſegnen, was Du an mir thuſt!« »Dagegen verlange ich aber auch, daß ihr es gut mit mir meint!« »Allweg kannſt Du das verlangen!« »Und daß ihr jederzeit eure Waa¬ ren, ſei es Obſt, ſeien es Kartoffeln, ſei es Ge¬ müſe, erſt zu mir bringet und mir anbietet, ehe ihr auf den Markt gehet, damit ich ſicher ſei, eine rechte Bäuerin an der Hand zu haben, auf die ich mich verlaſſen kann! Was irgend Einer giebt für die Waare, werde ich gewiß auch geben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/323
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/323>, abgerufen am 22.11.2024.