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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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gebracht, durch welches aber die Sonne ihrer
Heiterkeit schnell wieder hervorstrahlte. Diese
Oberflächlichkeit ärgerte und kränkte dann der
Pankraz so, daß er immer längere Zeiträume
hindurch schmollte und aus selbstgeschaffenem Ärger
selbst heimlich weinte.

Doch nahm er bei dieser Lebensart merklich
zu an Gesundheit und Kräften und als er diese
in seinen Gliedern anwachsen fühlte, erweiterte
er seinen Wirkungskreis und strich mit einer
tüchtigen Baumwurzel oder einem Besenstiel in
der Hand durch Feld und Wald, um zu sehen,
wie er irgendwo ein tüchtiges Unrecht auftreiben
und erleiden könne. Sobald sich ein solches zur
Noth dargestellt und entwickelt, prügelte er un¬
verweilt seine Widersacher auf das Jämmerlichste
durch, und er erwarb sich und bewies in dieser
seltsamen Thätigkeit eine solche Gewandtheit,
Energie und feine Taktik, sowohl im Ausspüren
und Aufbringen des Feindes, als im Kampfe,
daß er sowohl einzelne ihm an Stärke weit
überlegene Jünglinge und Bauern, als ganze
Trupps derselben entweder besiegte, oder wenig¬
stens einen ungestraften Rückzug ausführte.

gebracht, durch welches aber die Sonne ihrer
Heiterkeit ſchnell wieder hervorſtrahlte. Dieſe
Oberflächlichkeit ärgerte und kränkte dann der
Pankraz ſo, daß er immer längere Zeiträume
hindurch ſchmollte und aus ſelbſtgeſchaffenem Ärger
ſelbſt heimlich weinte.

Doch nahm er bei dieſer Lebensart merklich
zu an Geſundheit und Kräften und als er dieſe
in ſeinen Gliedern anwachſen fühlte, erweiterte
er ſeinen Wirkungskreis und ſtrich mit einer
tüchtigen Baumwurzel oder einem Beſenſtiel in
der Hand durch Feld und Wald, um zu ſehen,
wie er irgendwo ein tüchtiges Unrecht auftreiben
und erleiden könne. Sobald ſich ein ſolches zur
Noth dargeſtellt und entwickelt, prügelte er un¬
verweilt ſeine Widerſacher auf das Jämmerlichſte
durch, und er erwarb ſich und bewies in dieſer
ſeltſamen Thätigkeit eine ſolche Gewandtheit,
Energie und feine Taktik, ſowohl im Ausſpüren
und Aufbringen des Feindes, als im Kampfe,
daß er ſowohl einzelne ihm an Stärke weit
überlegene Jünglinge und Bauern, als ganze
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[16/0028] gebracht, durch welches aber die Sonne ihrer Heiterkeit ſchnell wieder hervorſtrahlte. Dieſe Oberflächlichkeit ärgerte und kränkte dann der Pankraz ſo, daß er immer längere Zeiträume hindurch ſchmollte und aus ſelbſtgeſchaffenem Ärger ſelbſt heimlich weinte. Doch nahm er bei dieſer Lebensart merklich zu an Geſundheit und Kräften und als er dieſe in ſeinen Gliedern anwachſen fühlte, erweiterte er ſeinen Wirkungskreis und ſtrich mit einer tüchtigen Baumwurzel oder einem Beſenſtiel in der Hand durch Feld und Wald, um zu ſehen, wie er irgendwo ein tüchtiges Unrecht auftreiben und erleiden könne. Sobald ſich ein ſolches zur Noth dargeſtellt und entwickelt, prügelte er un¬ verweilt ſeine Widerſacher auf das Jämmerlichſte durch, und er erwarb ſich und bewies in dieſer ſeltſamen Thätigkeit eine ſolche Gewandtheit, Energie und feine Taktik, ſowohl im Ausſpüren und Aufbringen des Feindes, als im Kampfe, daß er ſowohl einzelne ihm an Stärke weit überlegene Jünglinge und Bauern, als ganze Trupps derſelben entweder beſiegte, oder wenig¬ ſtens einen ungeſtraften Rückzug ausführte.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/28>, abgerufen am 25.11.2024.