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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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zu kommen. Darüber waren die jungen Leute,
sich mehr zwischen die Alten schiebend, in dichte
Berührung gekommen und in diesem Augenblicke
erhellte ein Wolkenriß, der den grellen Abend¬
schein durchließ, das nahe Gesicht des Mädchens
und Sali sah in dies ihm so wohlbekannte und
doch so viel anders und schöner gewordene Ge¬
sicht. Vrenchen sah in diesem Augenblicke auch
sein Erstaunen und es lächelte ganz kurz und
geschwind mitten in seinem Schrecken und in
seinen Thränen ihn an. Doch ermannte sich
Sali, geweckt durch die Anstrengungen seines
Vaters, ihn abzuschütteln, und brachte ihn mit
eindringlich bittenden Worten und fester Haltung
endlich ganz von seinem Feinde weg. Beide
alte Gesellen athmeten hoch auf und begannen
jetzt wieder zu schelten und zu schreien, sich von
einander abwendend; ihre Kinder aber athmeten
kaum und waren still wie der Tod, gaben sich
aber im Wegwenden und Trennen, ungesehen
von den Alten, schnell die Hände, welche vom
Wasser und von den Fischen feucht und kühl
waren.

Als die grollenden Parteien ihrer Wege gin¬

zu kommen. Darüber waren die jungen Leute,
ſich mehr zwiſchen die Alten ſchiebend, in dichte
Berührung gekommen und in dieſem Augenblicke
erhellte ein Wolkenriß, der den grellen Abend¬
ſchein durchließ, das nahe Geſicht des Mädchens
und Sali ſah in dies ihm ſo wohlbekannte und
doch ſo viel anders und ſchöner gewordene Ge¬
ſicht. Vrenchen ſah in dieſem Augenblicke auch
ſein Erſtaunen und es lächelte ganz kurz und
geſchwind mitten in ſeinem Schrecken und in
ſeinen Thränen ihn an. Doch ermannte ſich
Sali, geweckt durch die Anſtrengungen ſeines
Vaters, ihn abzuſchütteln, und brachte ihn mit
eindringlich bittenden Worten und feſter Haltung
endlich ganz von ſeinem Feinde weg. Beide
alte Geſellen athmeten hoch auf und begannen
jetzt wieder zu ſchelten und zu ſchreien, ſich von
einander abwendend; ihre Kinder aber athmeten
kaum und waren ſtill wie der Tod, gaben ſich
aber im Wegwenden und Trennen, ungeſehen
von den Alten, ſchnell die Hände, welche vom
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[260/0272] zu kommen. Darüber waren die jungen Leute, ſich mehr zwiſchen die Alten ſchiebend, in dichte Berührung gekommen und in dieſem Augenblicke erhellte ein Wolkenriß, der den grellen Abend¬ ſchein durchließ, das nahe Geſicht des Mädchens und Sali ſah in dies ihm ſo wohlbekannte und doch ſo viel anders und ſchöner gewordene Ge¬ ſicht. Vrenchen ſah in dieſem Augenblicke auch ſein Erſtaunen und es lächelte ganz kurz und geſchwind mitten in ſeinem Schrecken und in ſeinen Thränen ihn an. Doch ermannte ſich Sali, geweckt durch die Anſtrengungen ſeines Vaters, ihn abzuſchütteln, und brachte ihn mit eindringlich bittenden Worten und feſter Haltung endlich ganz von ſeinem Feinde weg. Beide alte Geſellen athmeten hoch auf und begannen jetzt wieder zu ſchelten und zu ſchreien, ſich von einander abwendend; ihre Kinder aber athmeten kaum und waren ſtill wie der Tod, gaben ſich aber im Wegwenden und Trennen, ungeſehen von den Alten, ſchnell die Hände, welche vom Waſſer und von den Fiſchen feucht und kühl waren. Als die grollenden Parteien ihrer Wege gin¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/272>, abgerufen am 26.11.2024.