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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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wenn sie so auf der Höhe an einander vorbei¬
zogen, still und langsam und sich mälig von
einander entfernten, immer weiter auseinander,
bis Beide wie zwei untergehende Gestirne hinter
die Wölbung des Hügels hinabgingen und ver¬
schwanden, um eine gute Weile darauf wieder
zu erscheinen. Wenn sie einen Stein in ihren
Furchen fanden, so warfen sie denselben auf den
wüsten Acker in der Mitte mit lässig kräftigem
Schwunge, was aber nur selten geschah, da der¬
selbe schon fast mit allen Steinen belastet war,
welche überhaupt auf den Nachbaräckern zu fin¬
den gewesen. So war der lange Morgen zum
Theil vergangen, als von dem Dorfe her ein
kleines artiges Fuhrwerklein sich näherte, welches
kaum zu sehen war, als es begann, die gelinde
Höhe heran zu kommen. Das war ein grün
bemaltes Kinderwägelchen, in welchem die Kinder
der beiden Pflüger, ein Knabe und ein kleines
Ding von Mädchen, gemeinschaftlich den Vor¬
mittagsimbiß heranfuhren. Für jeden Theil lag
ein schönes Brod, in eine Serviette gewickelt,
eine Kanne Wein mit Gläsern und noch irgend
ein Zuthätchen in dem Wagen, welches die zärt¬

wenn ſie ſo auf der Höhe an einander vorbei¬
zogen, ſtill und langſam und ſich mälig von
einander entfernten, immer weiter auseinander,
bis Beide wie zwei untergehende Geſtirne hinter
die Wölbung des Hügels hinabgingen und ver¬
ſchwanden, um eine gute Weile darauf wieder
zu erſcheinen. Wenn ſie einen Stein in ihren
Furchen fanden, ſo warfen ſie denſelben auf den
wüſten Acker in der Mitte mit läſſig kräftigem
Schwunge, was aber nur ſelten geſchah, da der¬
ſelbe ſchon faſt mit allen Steinen belaſtet war,
welche überhaupt auf den Nachbaräckern zu fin¬
den geweſen. So war der lange Morgen zum
Theil vergangen, als von dem Dorfe her ein
kleines artiges Fuhrwerklein ſich näherte, welches
kaum zu ſehen war, als es begann, die gelinde
Höhe heran zu kommen. Das war ein grün
bemaltes Kinderwägelchen, in welchem die Kinder
der beiden Pflüger, ein Knabe und ein kleines
Ding von Mädchen, gemeinſchaftlich den Vor¬
mittagsimbiß heranfuhren. Für jeden Theil lag
ein ſchönes Brod, in eine Serviette gewickelt,
eine Kanne Wein mit Gläſern und noch irgend
ein Zuthätchen in dem Wagen, welches die zärt¬

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[212/0224] wenn ſie ſo auf der Höhe an einander vorbei¬ zogen, ſtill und langſam und ſich mälig von einander entfernten, immer weiter auseinander, bis Beide wie zwei untergehende Geſtirne hinter die Wölbung des Hügels hinabgingen und ver¬ ſchwanden, um eine gute Weile darauf wieder zu erſcheinen. Wenn ſie einen Stein in ihren Furchen fanden, ſo warfen ſie denſelben auf den wüſten Acker in der Mitte mit läſſig kräftigem Schwunge, was aber nur ſelten geſchah, da der¬ ſelbe ſchon faſt mit allen Steinen belaſtet war, welche überhaupt auf den Nachbaräckern zu fin¬ den geweſen. So war der lange Morgen zum Theil vergangen, als von dem Dorfe her ein kleines artiges Fuhrwerklein ſich näherte, welches kaum zu ſehen war, als es begann, die gelinde Höhe heran zu kommen. Das war ein grün bemaltes Kinderwägelchen, in welchem die Kinder der beiden Pflüger, ein Knabe und ein kleines Ding von Mädchen, gemeinſchaftlich den Vor¬ mittagsimbiß heranfuhren. Für jeden Theil lag ein ſchönes Brod, in eine Serviette gewickelt, eine Kanne Wein mit Gläſern und noch irgend ein Zuthätchen in dem Wagen, welches die zärt¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/224>, abgerufen am 25.11.2024.