ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬ zosen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen thurmartigen Strohhüte herunter zu schlagen und ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit so grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den Franzosen avancirte und Oberst ward, was ich geblieben bin bis jetzt."
"Ich war wieder so einsilbig und trübselig als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬ gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz allein, indem ich mit nichts als mit einer guten Büchse bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier aufsuchte, worauf es dann darauf ankam, das¬ selbe sicher zu treffen, sonst war ich verloren. Die stete Wiederholung dieser einen großen Ge¬ fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen Fehlschusses sagte meinem Wesen zu und nie war ich behaglicher, als wenn ich so seelenallein auf den heißen Höhen herumstreifte und einem starken wilden Burschen auf der Spur war, der mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches schmol¬ lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm. So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein
ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬ zoſen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen thurmartigen Strohhüte herunter zu ſchlagen und ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit ſo grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den Franzoſen avancirte und Oberſt ward, was ich geblieben bin bis jetzt.«
»Ich war wieder ſo einſilbig und trübſelig als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬ gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz allein, indem ich mit nichts als mit einer guten Büchſe bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier aufſuchte, worauf es dann darauf ankam, daſ¬ ſelbe ſicher zu treffen, ſonſt war ich verloren. Die ſtete Wiederholung dieſer einen großen Ge¬ fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen Fehlſchuſſes ſagte meinem Weſen zu und nie war ich behaglicher, als wenn ich ſo ſeelenallein auf den heißen Höhen herumſtreifte und einem ſtarken wilden Burſchen auf der Spur war, der mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches ſchmol¬ lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm. So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0115"n="103"/>
ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬<lb/>
zoſen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen<lb/>
thurmartigen Strohhüte herunter zu ſchlagen und<lb/>
ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit<lb/>ſo grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den<lb/>
Franzoſen avancirte und Oberſt ward, was ich<lb/>
geblieben bin bis jetzt.«</p><lb/><p>»Ich war wieder ſo einſilbig und trübſelig<lb/>
als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬<lb/>
gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat<lb/>
und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz<lb/>
allein, indem ich mit nichts als mit einer guten<lb/>
Büchſe bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier<lb/>
aufſuchte, worauf es dann darauf ankam, daſ¬<lb/>ſelbe ſicher zu treffen, ſonſt war ich verloren.<lb/>
Die ſtete Wiederholung dieſer einen großen Ge¬<lb/>
fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen<lb/>
Fehlſchuſſes ſagte meinem Weſen zu und nie<lb/>
war ich behaglicher, als wenn ich ſo ſeelenallein<lb/>
auf den heißen Höhen herumſtreifte und einem<lb/>ſtarken wilden Burſchen auf der Spur war, der<lb/>
mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches ſchmol¬<lb/>
lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm.<lb/>
So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein<lb/></p></div></body></text></TEI>
[103/0115]
ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬
zoſen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen
thurmartigen Strohhüte herunter zu ſchlagen und
ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit
ſo grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den
Franzoſen avancirte und Oberſt ward, was ich
geblieben bin bis jetzt.«
»Ich war wieder ſo einſilbig und trübſelig
als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬
gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat
und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz
allein, indem ich mit nichts als mit einer guten
Büchſe bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier
aufſuchte, worauf es dann darauf ankam, daſ¬
ſelbe ſicher zu treffen, ſonſt war ich verloren.
Die ſtete Wiederholung dieſer einen großen Ge¬
fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen
Fehlſchuſſes ſagte meinem Weſen zu und nie
war ich behaglicher, als wenn ich ſo ſeelenallein
auf den heißen Höhen herumſtreifte und einem
ſtarken wilden Burſchen auf der Spur war, der
mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches ſchmol¬
lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm.
So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/115>, abgerufen am 12.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.