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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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Ecke herum verschwunden waren. Sogleich wollte
er sich losreißen von Züsis Arm und jenen
nachspringen; aber sie hielt ihn so fest, daß es
ihm nicht gelang, und klammerte sich an, wie
wenn sie schwach würde. "Dietrich! flü¬
sterte sie, die Augen verdrehend, lassen Sie mich
jetzt nicht allein, ich vertraue auf Sie, stützen
Sie mich!" "Den Teufel noch einmal, lassen
Sie mich los Jungfer! rief er ängstlich, "oder
ich komm' zu spät und dann ade Zipfelmütze!"
"Nein, nein! sie dürfen mich nicht verlassen,
ich fühle, mir wird übel!" jammerte sie. "Übel
oder nicht übel!" schrie er und riß sich gewalt¬
sam los; er sprang auf eine Erhöhung und sah
sich um und sah die Läufer schon im vollen
Rennen weit den Berg hinunter. Nun setzte
er zum Sprung an, schaute sich aber im
selben Augenblick noch ein Mal nach Züs um.
Da sah er sie, wie sie am Eingange eines
engen schattigen Waldpfades saß und lieblich
lockend ihm mit den Händen winkte. Diesem
Anblicke konnte er nicht widerstehen, sondern eilte,
statt den Berg hinunter, wieder zu ihr hin.
Als sie ihn kommen sah, stand sie auf und ging

Ecke herum verſchwunden waren. Sogleich wollte
er ſich losreißen von Züſis Arm und jenen
nachſpringen; aber ſie hielt ihn ſo feſt, daß es
ihm nicht gelang, und klammerte ſich an, wie
wenn ſie ſchwach würde. »Dietrich! flü¬
ſterte ſie, die Augen verdrehend, laſſen Sie mich
jetzt nicht allein, ich vertraue auf Sie, ſtützen
Sie mich!« »Den Teufel noch einmal, laſſen
Sie mich los Jungfer! rief er ängſtlich, »oder
ich komm' zu ſpät und dann ade Zipfelmütze!«
»Nein, nein! ſie dürfen mich nicht verlaſſen,
ich fühle, mir wird übel!« jammerte ſie. »Übel
oder nicht übel!« ſchrie er und riß ſich gewalt¬
ſam los; er ſprang auf eine Erhöhung und ſah
ſich um und ſah die Läufer ſchon im vollen
Rennen weit den Berg hinunter. Nun ſetzte
er zum Sprung an, ſchaute ſich aber im
ſelben Augenblick noch ein Mal nach Züs um.
Da ſah er ſie, wie ſie am Eingange eines
engen ſchattigen Waldpfades ſaß und lieblich
lockend ihm mit den Händen winkte. Dieſem
Anblicke konnte er nicht widerſtehen, ſondern eilte,
ſtatt den Berg hinunter, wieder zu ihr hin.
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[437/0449] Ecke herum verſchwunden waren. Sogleich wollte er ſich losreißen von Züſis Arm und jenen nachſpringen; aber ſie hielt ihn ſo feſt, daß es ihm nicht gelang, und klammerte ſich an, wie wenn ſie ſchwach würde. »Dietrich! flü¬ ſterte ſie, die Augen verdrehend, laſſen Sie mich jetzt nicht allein, ich vertraue auf Sie, ſtützen Sie mich!« »Den Teufel noch einmal, laſſen Sie mich los Jungfer! rief er ängſtlich, »oder ich komm' zu ſpät und dann ade Zipfelmütze!« »Nein, nein! ſie dürfen mich nicht verlaſſen, ich fühle, mir wird übel!« jammerte ſie. »Übel oder nicht übel!« ſchrie er und riß ſich gewalt¬ ſam los; er ſprang auf eine Erhöhung und ſah ſich um und ſah die Läufer ſchon im vollen Rennen weit den Berg hinunter. Nun ſetzte er zum Sprung an, ſchaute ſich aber im ſelben Augenblick noch ein Mal nach Züs um. Da ſah er ſie, wie ſie am Eingange eines engen ſchattigen Waldpfades ſaß und lieblich lockend ihm mit den Händen winkte. Dieſem Anblicke konnte er nicht widerſtehen, ſondern eilte, ſtatt den Berg hinunter, wieder zu ihr hin. Als ſie ihn kommen ſah, ſtand ſie auf und ging

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/449>, abgerufen am 25.11.2024.