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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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weiter zu sagen; Züs hatte sie gut zugedeckt
und sprach noch viele hochtrabende Dinge durch¬
einander, daß ihnen Hören und Sehen verging.
Sie bewunderten aber Züsis Geist und Bered¬
samkeit, und in dieser Bewunderung dünkte sich
keiner zu schlecht, dieses Kleinod zu besitzen, be¬
sonders da diese Zierde eines Hauses so wohlfeil
war und nur in einer rastlosen Zunge bestand.
Ob sie selbst dessen, was sie so hoch stellen, auch
werth seien und etwas damit anzufangen wüßten,
fragen sich solche Schwachköpfe zu allerletzt oder
auch gar nicht, sondern sie sind wie die Kinder,
welche nach Allem greifen, was ihnen in die
Augen glänzt, von allen bunten Dingen die
Farben abschlecken und ein Schellenspiel ganz in
den Mund stecken wollen, statt es blos an die
Ohren zu halten. So erhitzten sie sich immer
mehr in der Begierde und Einbildung, diese aus¬
gezeichnete Person zu erwerben, und je schnöder,
herzloser und eitler Züs unsinnige Phrasen wur¬
den, desto gerührter und jämmerlicher waren die
Kammmacher zuweg. Zugleich fühlten sie einen
heftigen Durst von dem trockenen Obste, welches
sie inzwischen aufgegessen; Jobst und der Baier

weiter zu ſagen; Züs hatte ſie gut zugedeckt
und ſprach noch viele hochtrabende Dinge durch¬
einander, daß ihnen Hören und Sehen verging.
Sie bewunderten aber Züſis Geiſt und Bered¬
ſamkeit, und in dieſer Bewunderung dünkte ſich
keiner zu ſchlecht, dieſes Kleinod zu beſitzen, be¬
ſonders da dieſe Zierde eines Hauſes ſo wohlfeil
war und nur in einer raſtloſen Zunge beſtand.
Ob ſie ſelbſt deſſen, was ſie ſo hoch ſtellen, auch
werth ſeien und etwas damit anzufangen wüßten,
fragen ſich ſolche Schwachköpfe zu allerletzt oder
auch gar nicht, ſondern ſie ſind wie die Kinder,
welche nach Allem greifen, was ihnen in die
Augen glänzt, von allen bunten Dingen die
Farben abſchlecken und ein Schellenſpiel ganz in
den Mund ſtecken wollen, ſtatt es blos an die
Ohren zu halten. So erhitzten ſie ſich immer
mehr in der Begierde und Einbildung, dieſe aus¬
gezeichnete Perſon zu erwerben, und je ſchnöder,
herzloſer und eitler Züs unſinnige Phraſen wur¬
den, deſto gerührter und jämmerlicher waren die
Kammmacher zuweg. Zugleich fühlten ſie einen
heftigen Durſt von dem trockenen Obſte, welches
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[429/0441] weiter zu ſagen; Züs hatte ſie gut zugedeckt und ſprach noch viele hochtrabende Dinge durch¬ einander, daß ihnen Hören und Sehen verging. Sie bewunderten aber Züſis Geiſt und Bered¬ ſamkeit, und in dieſer Bewunderung dünkte ſich keiner zu ſchlecht, dieſes Kleinod zu beſitzen, be¬ ſonders da dieſe Zierde eines Hauſes ſo wohlfeil war und nur in einer raſtloſen Zunge beſtand. Ob ſie ſelbſt deſſen, was ſie ſo hoch ſtellen, auch werth ſeien und etwas damit anzufangen wüßten, fragen ſich ſolche Schwachköpfe zu allerletzt oder auch gar nicht, ſondern ſie ſind wie die Kinder, welche nach Allem greifen, was ihnen in die Augen glänzt, von allen bunten Dingen die Farben abſchlecken und ein Schellenſpiel ganz in den Mund ſtecken wollen, ſtatt es blos an die Ohren zu halten. So erhitzten ſie ſich immer mehr in der Begierde und Einbildung, dieſe aus¬ gezeichnete Perſon zu erwerben, und je ſchnöder, herzloſer und eitler Züs unſinnige Phraſen wur¬ den, deſto gerührter und jämmerlicher waren die Kammmacher zuweg. Zugleich fühlten ſie einen heftigen Durſt von dem trockenen Obſte, welches ſie inzwiſchen aufgegeſſen; Jobſt und der Baier

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/441>, abgerufen am 26.11.2024.