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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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Stärke und gelobet mir und euch untereinander,
euch ferner zu vertragen und, wie ich liebevoll
von euch scheide, euch eben so liebevoll von ein¬
ander zu trennen, wie auch das Schicksal, das
eurer wartet, entscheiden möge! So leget denn
alle eure Hände zusammen in meine Hand und
gelobt es!"

"Ja, wahrhaftig," rief Jobst, "ich will es
wenigstens thun, an mir soll's nicht fehlen!"
und die andern zwei riefen eiligst: "An mir
auch nicht, an mir auch nicht!" und sie legten
alle die Hände zusammen, wobei sich jedoch Je¬
der vornahm, auf alle Fälle zu springen, so gut
er vermöchte. "An mir soll es wahrhaftig nicht
fehlen!" wiederholte Jobst, "denn ich bin von
Jugend auf barmherziger und einträchtiger Natur
gewesen. Noch nie habe ich einen Streit gehabt
und konnte nie ein Thierlein leiden sehen; wo
ich noch gewesen bin, habe ich mich gut vertragen
und das beste Lob geerntet ob meines geruhsamen
Betragens; denn obgleich ich gar manche Dinge
auch ein bischen verstehe und ein verständiger
junger Mann bin, so hat man nie gesehen, daß
ich mich in etwas mischte, was mich nichts an¬

Stärke und gelobet mir und euch untereinander,
euch ferner zu vertragen und, wie ich liebevoll
von euch ſcheide, euch eben ſo liebevoll von ein¬
ander zu trennen, wie auch das Schickſal, das
eurer wartet, entſcheiden möge! So leget denn
alle eure Hände zuſammen in meine Hand und
gelobt es!«

»Ja, wahrhaftig,« rief Jobſt, »ich will es
wenigſtens thun, an mir ſoll's nicht fehlen!«
und die andern zwei riefen eiligſt: »An mir
auch nicht, an mir auch nicht!« und ſie legten
alle die Hände zuſammen, wobei ſich jedoch Je¬
der vornahm, auf alle Fälle zu ſpringen, ſo gut
er vermöchte. »An mir ſoll es wahrhaftig nicht
fehlen!« wiederholte Jobſt, »denn ich bin von
Jugend auf barmherziger und einträchtiger Natur
geweſen. Noch nie habe ich einen Streit gehabt
und konnte nie ein Thierlein leiden ſehen; wo
ich noch geweſen bin, habe ich mich gut vertragen
und das beſte Lob geerntet ob meines geruhſamen
Betragens; denn obgleich ich gar manche Dinge
auch ein bischen verſtehe und ein verſtändiger
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ich mich in etwas miſchte, was mich nichts an¬

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[423/0435] Stärke und gelobet mir und euch untereinander, euch ferner zu vertragen und, wie ich liebevoll von euch ſcheide, euch eben ſo liebevoll von ein¬ ander zu trennen, wie auch das Schickſal, das eurer wartet, entſcheiden möge! So leget denn alle eure Hände zuſammen in meine Hand und gelobt es!« »Ja, wahrhaftig,« rief Jobſt, »ich will es wenigſtens thun, an mir ſoll's nicht fehlen!« und die andern zwei riefen eiligſt: »An mir auch nicht, an mir auch nicht!« und ſie legten alle die Hände zuſammen, wobei ſich jedoch Je¬ der vornahm, auf alle Fälle zu ſpringen, ſo gut er vermöchte. »An mir ſoll es wahrhaftig nicht fehlen!« wiederholte Jobſt, »denn ich bin von Jugend auf barmherziger und einträchtiger Natur geweſen. Noch nie habe ich einen Streit gehabt und konnte nie ein Thierlein leiden ſehen; wo ich noch geweſen bin, habe ich mich gut vertragen und das beſte Lob geerntet ob meines geruhſamen Betragens; denn obgleich ich gar manche Dinge auch ein bischen verſtehe und ein verſtändiger junger Mann bin, ſo hat man nie geſehen, daß ich mich in etwas miſchte, was mich nichts an¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/435>, abgerufen am 26.11.2024.