Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.Als nun der Festtag anbrach und sie keine Weih¬ Wie hierauf die Nonnen gar herrlich zu singen Das Hochamt in dem Gotteshaus vernehmend, Als nun der Feſttag anbrach und ſie keine Weih¬ Wie hierauf die Nonnen gar herrlich zu ſingen Das Hochamt in dem Gotteshaus vernehmend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0094" n="80"/> <p>Als nun der Feſttag anbrach und ſie keine Weih¬<lb/> gabe darlegte, wunderten ſich die übrigen Nonnen<lb/> und ſchalten ſie darum, ſo daß ſie ſich in Demuth<lb/> ſeitwärts ſtellte, als in der blumengeſchmückten Kirche<lb/> alle jene prächtigen Dinge vor den Altar gelegt wur¬<lb/> den in feierlichem Umgang, während die Glocken läu¬<lb/> teten und die Weihrauchwolken emporſtiegen.</p><lb/> <p>Wie hierauf die Nonnen gar herrlich zu ſingen<lb/> und zu muſiciren begannen, zog ein greiſer Ritters¬<lb/> mann mit acht bildſchönen bewaffneten Jünglingen<lb/> des Weges, alle auf ſtolzen Roſſen, von ebenſoviel<lb/> reiſigen Knappen gefolgt. Es war Wonnebold mit<lb/> ſeinen Söhnen, die er dem Reichsheere zuführte.</p><lb/> <p>Das Hochamt in dem Gotteshaus vernehmend,<lb/> hieß er ſeine Söhne abſteigen und ging mit ihnen<lb/> hinein, um der heiligen Jungfrau ein gutes Gebet<lb/> darzubringen. Jedermann erſtaunte über den herr¬<lb/> lichen Anblick, als der eiſerne Greis mit den acht<lb/> jugendlichen Kriegern kniete, welche wie ebenſoviel ge¬<lb/> harniſchte Engel anzuſehen waren, und die Nonnen<lb/> wurden irre in ihrer Muſik, daß ſie einen Augenblick<lb/> aufhörten. Beatrix aber erkannte alle ihre Kinder<lb/> an ihrem Gemahl, ſchrie auf und eilte zu ihnen, und<lb/> indem ſie ſich zu erkennen gab, verkündigte ſie ihr<lb/> Geheimniß und erzählte das große Wunder, ſo mit<lb/> ihr geſchehen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [80/0094]
Als nun der Feſttag anbrach und ſie keine Weih¬
gabe darlegte, wunderten ſich die übrigen Nonnen
und ſchalten ſie darum, ſo daß ſie ſich in Demuth
ſeitwärts ſtellte, als in der blumengeſchmückten Kirche
alle jene prächtigen Dinge vor den Altar gelegt wur¬
den in feierlichem Umgang, während die Glocken läu¬
teten und die Weihrauchwolken emporſtiegen.
Wie hierauf die Nonnen gar herrlich zu ſingen
und zu muſiciren begannen, zog ein greiſer Ritters¬
mann mit acht bildſchönen bewaffneten Jünglingen
des Weges, alle auf ſtolzen Roſſen, von ebenſoviel
reiſigen Knappen gefolgt. Es war Wonnebold mit
ſeinen Söhnen, die er dem Reichsheere zuführte.
Das Hochamt in dem Gotteshaus vernehmend,
hieß er ſeine Söhne abſteigen und ging mit ihnen
hinein, um der heiligen Jungfrau ein gutes Gebet
darzubringen. Jedermann erſtaunte über den herr¬
lichen Anblick, als der eiſerne Greis mit den acht
jugendlichen Kriegern kniete, welche wie ebenſoviel ge¬
harniſchte Engel anzuſehen waren, und die Nonnen
wurden irre in ihrer Muſik, daß ſie einen Augenblick
aufhörten. Beatrix aber erkannte alle ihre Kinder
an ihrem Gemahl, ſchrie auf und eilte zu ihnen, und
indem ſie ſich zu erkennen gab, verkündigte ſie ihr
Geheimniß und erzählte das große Wunder, ſo mit
ihr geſchehen.
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