im Rechte, welche dem Gotte auch für das Uebel in¬ brünstig danken. Dieses thun unsere aufgeklärten Herren Deisten aber doch nicht, sie verdanken ihrem Gotte das Unglück nicht im mindesten und er ist nur ihr Sonntags- und Freudengott.
"Was nun Ihren lieben Gott betrifft, lieber Heinrich, so ist es mir ganz gleichgültig, ob Sie an denselben glauben oder nicht! Denn ich halte Sie für einen so wohlbestellten Kautz, daß es nicht darauf ankommt, ob Sie das Grundvermö¬ gen Ihres Bewußtseins und Daseins außer sich oder in sich verlegen, und wenn dem nicht so wäre, wenn ich denken müßte, Sie wären ein Anderer mit Gott und ein Anderer ohne Gott, so würden Sie mir nicht so lieb sein, so würde ich nicht das Vertrauen zu Ihnen haben, das ich wirklich empfinde.
"Dies ist es auch, was diese Zeiten zu voll¬ bringen und herbeizuführen haben: nämlich voll¬ kommene Sicherheit des menschlichen Rechtes und der menschlichen Ehre bei jedem Glauben und je¬ der Anschauung, und zwar nicht nur im Staats¬ gesetz, sondern auch im persönlichen vertraulichen
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im Rechte, welche dem Gotte auch fuͤr das Uebel in¬ bruͤnſtig danken. Dieſes thun unſere aufgeklaͤrten Herren Deiſten aber doch nicht, ſie verdanken ihrem Gotte das Ungluͤck nicht im mindeſten und er iſt nur ihr Sonntags- und Freudengott.
»Was nun Ihren lieben Gott betrifft, lieber Heinrich, ſo iſt es mir ganz gleichguͤltig, ob Sie an denſelben glauben oder nicht! Denn ich halte Sie fuͤr einen ſo wohlbeſtellten Kautz, daß es nicht darauf ankommt, ob Sie das Grundvermoͤ¬ gen Ihres Bewußtſeins und Daſeins außer ſich oder in ſich verlegen, und wenn dem nicht ſo waͤre, wenn ich denken muͤßte, Sie waͤren ein Anderer mit Gott und ein Anderer ohne Gott, ſo wuͤrden Sie mir nicht ſo lieb ſein, ſo wuͤrde ich nicht das Vertrauen zu Ihnen haben, das ich wirklich empfinde.
»Dies iſt es auch, was dieſe Zeiten zu voll¬ bringen und herbeizufuͤhren haben: naͤmlich voll¬ kommene Sicherheit des menſchlichen Rechtes und der menſchlichen Ehre bei jedem Glauben und je¬ der Anſchauung, und zwar nicht nur im Staats¬ geſetz, ſondern auch im perſoͤnlichen vertraulichen
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im Rechte, welche dem Gotte auch fuͤr das Uebel in¬
bruͤnſtig danken. Dieſes thun unſere aufgeklaͤrten
Herren Deiſten aber doch nicht, ſie verdanken
ihrem Gotte das Ungluͤck nicht im mindeſten und
er iſt nur ihr Sonntags- und Freudengott.
»Was nun Ihren lieben Gott betrifft, lieber
Heinrich, ſo iſt es mir ganz gleichguͤltig, ob Sie
an denſelben glauben oder nicht! Denn ich halte
Sie fuͤr einen ſo wohlbeſtellten Kautz, daß es
nicht darauf ankommt, ob Sie das Grundvermoͤ¬
gen Ihres Bewußtſeins und Daſeins außer ſich
oder in ſich verlegen, und wenn dem nicht ſo
waͤre, wenn ich denken muͤßte, Sie waͤren ein
Anderer mit Gott und ein Anderer ohne Gott,
ſo wuͤrden Sie mir nicht ſo lieb ſein, ſo wuͤrde
ich nicht das Vertrauen zu Ihnen haben, das ich
wirklich empfinde.
»Dies iſt es auch, was dieſe Zeiten zu voll¬
bringen und herbeizufuͤhren haben: naͤmlich voll¬
kommene Sicherheit des menſchlichen Rechtes und
der menſchlichen Ehre bei jedem Glauben und je¬
der Anſchauung, und zwar nicht nur im Staats¬
geſetz, ſondern auch im perſoͤnlichen vertraulichen
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/397>, abgerufen am 24.11.2024.
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