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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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das Gesicht hinein zu drücken und den Traum
bequemlich auszuweinen; da er aber kein Kissen
fand, fuhr er verwirrt empor, schaute sich um,
erwachte jetzt wirklich, und sah durch seine Thrä¬
nen das Bild doch noch immer dastehen. Doro¬
thea, welche ihn erst vergnügt und munter zur
Rede stellen wollte, war sogleich verstummt und
sah ergriffen dem seltsamen Wesen zu, so daß sie
sich eine Weile nicht zu rühren vermochte und
in ihrer reizenden Stellung verharrte. Als Hein¬
rich aber sich inzwischen gesammelt und mit wa¬
chen Sinnen den Bogen ergriff und betrachtete,
sagte sie gerührt und theilnahmvoll: "Sind diese
Sachen nicht von Ihnen?" "Gewiß", erwiederte er
voll Verwunderung und trat an den Tisch, wo
er sein ehmaliges Eigenthum in schönster Ein¬
tracht beisammen sah, Alles, was er zu dem al¬
ten Trödelmännchen getragen hatte für ein Al¬
mosen.

Er freute sich höchlich, die Sachen wieder zu
sehen, obgleich sie nicht mehr sein waren, und
wühlte begierig darin herum; sie kamen ihm vor,
als ob sie ein Anderer gemacht hätte, und wie so

das Geſicht hinein zu druͤcken und den Traum
bequemlich auszuweinen; da er aber kein Kiſſen
fand, fuhr er verwirrt empor, ſchaute ſich um,
erwachte jetzt wirklich, und ſah durch ſeine Thraͤ¬
nen das Bild doch noch immer daſtehen. Doro¬
thea, welche ihn erſt vergnuͤgt und munter zur
Rede ſtellen wollte, war ſogleich verſtummt und
ſah ergriffen dem ſeltſamen Weſen zu, ſo daß ſie
ſich eine Weile nicht zu ruͤhren vermochte und
in ihrer reizenden Stellung verharrte. Als Hein¬
rich aber ſich inzwiſchen geſammelt und mit wa¬
chen Sinnen den Bogen ergriff und betrachtete,
ſagte ſie geruͤhrt und theilnahmvoll: »Sind dieſe
Sachen nicht von Ihnen?« »Gewiß«, erwiederte er
voll Verwunderung und trat an den Tiſch, wo
er ſein ehmaliges Eigenthum in ſchoͤnſter Ein¬
tracht beiſammen ſah, Alles, was er zu dem al¬
ten Troͤdelmaͤnnchen getragen hatte fuͤr ein Al¬
moſen.

Er freute ſich hoͤchlich, die Sachen wieder zu
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[318/0328] das Geſicht hinein zu druͤcken und den Traum bequemlich auszuweinen; da er aber kein Kiſſen fand, fuhr er verwirrt empor, ſchaute ſich um, erwachte jetzt wirklich, und ſah durch ſeine Thraͤ¬ nen das Bild doch noch immer daſtehen. Doro¬ thea, welche ihn erſt vergnuͤgt und munter zur Rede ſtellen wollte, war ſogleich verſtummt und ſah ergriffen dem ſeltſamen Weſen zu, ſo daß ſie ſich eine Weile nicht zu ruͤhren vermochte und in ihrer reizenden Stellung verharrte. Als Hein¬ rich aber ſich inzwiſchen geſammelt und mit wa¬ chen Sinnen den Bogen ergriff und betrachtete, ſagte ſie geruͤhrt und theilnahmvoll: »Sind dieſe Sachen nicht von Ihnen?« »Gewiß«, erwiederte er voll Verwunderung und trat an den Tiſch, wo er ſein ehmaliges Eigenthum in ſchoͤnſter Ein¬ tracht beiſammen ſah, Alles, was er zu dem al¬ ten Troͤdelmaͤnnchen getragen hatte fuͤr ein Al¬ moſen. Er freute ſich hoͤchlich, die Sachen wieder zu ſehen, obgleich ſie nicht mehr ſein waren, und wuͤhlte begierig darin herum; ſie kamen ihm vor, als ob ſie ein Anderer gemacht haͤtte, und wie ſo

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/328>, abgerufen am 25.11.2024.