der und künstlicher zu gestalten, waren die Spri¬ tzen in kleinen Seitengäßchen vertheilt, und die langen Schläuche zur Freude der Stadtjugend, die verstohlen darauf herumtrampelte, zogen sich in mäandrischen Windungen bis zu dem unsicht¬ baren Feuer hinan. Männer standen hoch auf den Leitern und schritten auf dem Dache, die me¬ tallenen Wendröhren in der Hand, während an¬ dere ihnen von unten auf Befehlsworte zusandten und sie auf die gefährlichsten Punkte aufmerksam machten. Aber als nun das Abenteuer von Stat¬ ten gehen sollte, da gab es eine große Verwir¬ rung, ein Rufen, Schreien, Schelten, und zu¬ letzt ein bedenkliches Durcheinanderdrängen und Puffen, ohne daß die Leute wußten, woran es lag und wie sie sich helfen sollten. Heinrich aber sah ganz herrlich, woher die Noth kam, und hätte gern gelacht, wenn er nicht so naß gewe¬ sen wäre; denn die Wendrohrführer hatten in der kunstreichen Verschlingung der Schläuche Je¬ der das unrechte Rohr ergriffen, und als sie nun oben auf dem Capitol ihrer Spritzenmann¬ schaft laut zuriefen, Wasser zu geben oder da¬
der und kuͤnſtlicher zu geſtalten, waren die Spri¬ tzen in kleinen Seitengaͤßchen vertheilt, und die langen Schlaͤuche zur Freude der Stadtjugend, die verſtohlen darauf herumtrampelte, zogen ſich in maͤandriſchen Windungen bis zu dem unſicht¬ baren Feuer hinan. Maͤnner ſtanden hoch auf den Leitern und ſchritten auf dem Dache, die me¬ tallenen Wendroͤhren in der Hand, waͤhrend an¬ dere ihnen von unten auf Befehlsworte zuſandten und ſie auf die gefaͤhrlichſten Punkte aufmerkſam machten. Aber als nun das Abenteuer von Stat¬ ten gehen ſollte, da gab es eine große Verwir¬ rung, ein Rufen, Schreien, Schelten, und zu¬ letzt ein bedenkliches Durcheinanderdraͤngen und Puffen, ohne daß die Leute wußten, woran es lag und wie ſie ſich helfen ſollten. Heinrich aber ſah ganz herrlich, woher die Noth kam, und haͤtte gern gelacht, wenn er nicht ſo naß gewe¬ ſen waͤre; denn die Wendrohrfuͤhrer hatten in der kunſtreichen Verſchlingung der Schlaͤuche Je¬ der das unrechte Rohr ergriffen, und als ſie nun oben auf dem Capitol ihrer Spritzenmann¬ ſchaft laut zuriefen, Waſſer zu geben oder da¬
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der und kuͤnſtlicher zu geſtalten, waren die Spri¬
tzen in kleinen Seitengaͤßchen vertheilt, und die
langen Schlaͤuche zur Freude der Stadtjugend,
die verſtohlen darauf herumtrampelte, zogen ſich
in maͤandriſchen Windungen bis zu dem unſicht¬
baren Feuer hinan. Maͤnner ſtanden hoch auf
den Leitern und ſchritten auf dem Dache, die me¬
tallenen Wendroͤhren in der Hand, waͤhrend an¬
dere ihnen von unten auf Befehlsworte zuſandten
und ſie auf die gefaͤhrlichſten Punkte aufmerkſam
machten. Aber als nun das Abenteuer von Stat¬
ten gehen ſollte, da gab es eine große Verwir¬
rung, ein Rufen, Schreien, Schelten, und zu¬
letzt ein bedenkliches Durcheinanderdraͤngen und
Puffen, ohne daß die Leute wußten, woran es
lag und wie ſie ſich helfen ſollten. Heinrich
aber ſah ganz herrlich, woher die Noth kam, und
haͤtte gern gelacht, wenn er nicht ſo naß gewe¬
ſen waͤre; denn die Wendrohrfuͤhrer hatten in
der kunſtreichen Verſchlingung der Schlaͤuche Je¬
der das unrechte Rohr ergriffen, und als ſie
nun oben auf dem Capitol ihrer Spritzenmann¬
ſchaft laut zuriefen, Waſſer zu geben oder da¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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