mal auf ihn zu sprang, ihm noch mehrere Maul¬ schellen gab und mit Scheltworten, Stößen und Schlägen davon jagte. Froher als der junge Moses, der den ägyptischen Aufseher erschlagen, athmete er auf und fand plötzlich, daß das un¬ vorhergesehene Abenteuer ein gutes Mittagsmahl war, denn er fühlte nicht mehr den mindesten Hunger und sich so angenehm aufgeregt und bei Kräften, daß er wohlgemuth seinen Weg fortsetzte und sich nicht stark um die Rache des Flurschü¬ tzen kümmerte, welcher wahrscheinlich Mannschaf¬ ten herbeiholte.
Wie er nun so vorwärts drang durch Wind und Regen, wirkte die Wärme der guten That, welche die Stelle eines nahrhaften Imbisses bei ihm vertreten, immer angenehmer nach; es ging wie ein Licht in ihm auf und es wollte ihn be¬ dünken, als ob eine solche fortgesetzte und fleißige Thätigkeit in lebendigem Menschenstoffe doch et¬ was ganz anderes wäre, als das abgeschlossene Phantasiren aus Papier und Leinwand, insonder¬ heit wenn man für dieses nicht sehr geeignet sei. Oder vielmehr begann es ihm klarer zu werden
mal auf ihn zu ſprang, ihm noch mehrere Maul¬ ſchellen gab und mit Scheltworten, Stoͤßen und Schlaͤgen davon jagte. Froher als der junge Moſes, der den aͤgyptiſchen Aufſeher erſchlagen, athmete er auf und fand ploͤtzlich, daß das un¬ vorhergeſehene Abenteuer ein gutes Mittagsmahl war, denn er fuͤhlte nicht mehr den mindeſten Hunger und ſich ſo angenehm aufgeregt und bei Kraͤften, daß er wohlgemuth ſeinen Weg fortſetzte und ſich nicht ſtark um die Rache des Flurſchuͤ¬ tzen kuͤmmerte, welcher wahrſcheinlich Mannſchaf¬ ten herbeiholte.
Wie er nun ſo vorwaͤrts drang durch Wind und Regen, wirkte die Waͤrme der guten That, welche die Stelle eines nahrhaften Imbiſſes bei ihm vertreten, immer angenehmer nach; es ging wie ein Licht in ihm auf und es wollte ihn be¬ duͤnken, als ob eine ſolche fortgeſetzte und fleißige Thaͤtigkeit in lebendigem Menſchenſtoffe doch et¬ was ganz anderes waͤre, als das abgeſchloſſene Phantaſiren aus Papier und Leinwand, inſonder¬ heit wenn man fuͤr dieſes nicht ſehr geeignet ſei. Oder vielmehr begann es ihm klarer zu werden
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[281/0291]
mal auf ihn zu ſprang, ihm noch mehrere Maul¬
ſchellen gab und mit Scheltworten, Stoͤßen und
Schlaͤgen davon jagte. Froher als der junge
Moſes, der den aͤgyptiſchen Aufſeher erſchlagen,
athmete er auf und fand ploͤtzlich, daß das un¬
vorhergeſehene Abenteuer ein gutes Mittagsmahl
war, denn er fuͤhlte nicht mehr den mindeſten
Hunger und ſich ſo angenehm aufgeregt und bei
Kraͤften, daß er wohlgemuth ſeinen Weg fortſetzte
und ſich nicht ſtark um die Rache des Flurſchuͤ¬
tzen kuͤmmerte, welcher wahrſcheinlich Mannſchaf¬
ten herbeiholte.
Wie er nun ſo vorwaͤrts drang durch Wind
und Regen, wirkte die Waͤrme der guten That,
welche die Stelle eines nahrhaften Imbiſſes bei
ihm vertreten, immer angenehmer nach; es ging
wie ein Licht in ihm auf und es wollte ihn be¬
duͤnken, als ob eine ſolche fortgeſetzte und fleißige
Thaͤtigkeit in lebendigem Menſchenſtoffe doch et¬
was ganz anderes waͤre, als das abgeſchloſſene
Phantaſiren aus Papier und Leinwand, inſonder¬
heit wenn man fuͤr dieſes nicht ſehr geeignet ſei.
Oder vielmehr begann es ihm klarer zu werden
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/291>, abgerufen am 25.11.2024.
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