mal an's Herz drücken! Was den Wein betrifft, so bitte ich Dich, wegen meiner nicht einen Be¬ cher weniger zu trinken! Dieser goldene Schelm hat mir Weh gethan und ich habe ihn schmerz¬ licher Weise dafür lieb gewonnen; ich sah, daß an seinen Quellen ehrliche Freude, Herzlichkeit und Artigkeit wohnen; jene Stunden zwischen den Myrthen und Orangen, obgleich ich sie nie zurück wünsche, sind wie ein unauslöschliches Mährchen in meinem Gedächtniß, wie ein schmerz¬ lich süßer Traum, welchen ich zwischen neuen, unbekannten und doch vertrauten treuherzigen Ge¬ stalten geträumt.
"Aber noch Eines muß ich sagen. In die vielen Kirchen und Kapellen am Rheine werde ich nicht eintreten! Ich habe in meiner Noth um den Ungetreuen zu der fabelhaften Frau im Him¬ mel gefleht und sie hat mir nicht geholfen! Oder ich habe um Ungehöriges und Sündliches gefleht; dann aber dünkt es mich, daß ein wahres gött¬ liches Wesen hierzu niemals verlocken kann. Als ich noch hoffte, den schlimmen Ferdinand mein zu nennen, wußte ich, daß er nichts glaubte und im
mal an's Herz druͤcken! Was den Wein betrifft, ſo bitte ich Dich, wegen meiner nicht einen Be¬ cher weniger zu trinken! Dieſer goldene Schelm hat mir Weh gethan und ich habe ihn ſchmerz¬ licher Weiſe dafuͤr lieb gewonnen; ich ſah, daß an ſeinen Quellen ehrliche Freude, Herzlichkeit und Artigkeit wohnen; jene Stunden zwiſchen den Myrthen und Orangen, obgleich ich ſie nie zuruͤck wuͤnſche, ſind wie ein unausloͤſchliches Maͤhrchen in meinem Gedaͤchtniß, wie ein ſchmerz¬ lich ſuͤßer Traum, welchen ich zwiſchen neuen, unbekannten und doch vertrauten treuherzigen Ge¬ ſtalten getraͤumt.
»Aber noch Eines muß ich ſagen. In die vielen Kirchen und Kapellen am Rheine werde ich nicht eintreten! Ich habe in meiner Noth um den Ungetreuen zu der fabelhaften Frau im Him¬ mel gefleht und ſie hat mir nicht geholfen! Oder ich habe um Ungehoͤriges und Suͤndliches gefleht; dann aber duͤnkt es mich, daß ein wahres goͤtt¬ liches Weſen hierzu niemals verlocken kann. Als ich noch hoffte, den ſchlimmen Ferdinand mein zu nennen, wußte ich, daß er nichts glaubte und im
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mal an's Herz druͤcken! Was den Wein betrifft,
ſo bitte ich Dich, wegen meiner nicht einen Be¬
cher weniger zu trinken! Dieſer goldene Schelm
hat mir Weh gethan und ich habe ihn ſchmerz¬
licher Weiſe dafuͤr lieb gewonnen; ich ſah, daß
an ſeinen Quellen ehrliche Freude, Herzlichkeit
und Artigkeit wohnen; jene Stunden zwiſchen
den Myrthen und Orangen, obgleich ich ſie nie
zuruͤck wuͤnſche, ſind wie ein unausloͤſchliches
Maͤhrchen in meinem Gedaͤchtniß, wie ein ſchmerz¬
lich ſuͤßer Traum, welchen ich zwiſchen neuen,
unbekannten und doch vertrauten treuherzigen Ge¬
ſtalten getraͤumt.
»Aber noch Eines muß ich ſagen. In die
vielen Kirchen und Kapellen am Rheine werde
ich nicht eintreten! Ich habe in meiner Noth um
den Ungetreuen zu der fabelhaften Frau im Him¬
mel gefleht und ſie hat mir nicht geholfen! Oder
ich habe um Ungehoͤriges und Suͤndliches gefleht;
dann aber duͤnkt es mich, daß ein wahres goͤtt¬
liches Weſen hierzu niemals verlocken kann. Als
ich noch hoffte, den ſchlimmen Ferdinand mein zu
nennen, wußte ich, daß er nichts glaubte und im
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/23>, abgerufen am 25.11.2024.
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