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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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wie die blaue Grotte, außergewöhnliche Wolken¬
erscheinungen, Vesuvausbrüche, glühende Lava¬
bäche u. s. w. enthielten. Dann zeigte er mir
noch im andern Zimmer seine gegenwärtige Ar¬
beit, ein größeres Bild auf einer Staffelei, wel¬
ches den Garten der Villa d'Este vorstellte.
Dunkle Riesencypressen ragten aus flatternden
Reben und Lorbeerbüschen, aus Marmorbrunnen
und blumigen Geländern, an welchen eine einzige
Figur, Ariost, lehnte, in schwarzem ritterlichen
Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬
grunde zogen sich Häuser und Bäume von Ti¬
voli hin, von Duft umhüllt, und darüber hinweg
dehnte sich das weite Feld, vom Purpur des
Abends übergossen, in welchem am äußersten Ho¬
rizonte die Peterkuppel auftauchte.

"Genug für heute!" sagte Römer, "kommen
Sie öfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Lust ha¬
ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht
kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren
mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmä¬
ßigere Technik erlangen!"

Mit der dankbarsten Verehrung verabschiedete

wie die blaue Grotte, außergewoͤhnliche Wolken¬
erſcheinungen, Veſuvausbruͤche, gluͤhende Lava¬
baͤche u. ſ. w. enthielten. Dann zeigte er mir
noch im andern Zimmer ſeine gegenwaͤrtige Ar¬
beit, ein groͤßeres Bild auf einer Staffelei, wel¬
ches den Garten der Villa d'Eſte vorſtellte.
Dunkle Rieſencypreſſen ragten aus flatternden
Reben und Lorbeerbuͤſchen, aus Marmorbrunnen
und blumigen Gelaͤndern, an welchen eine einzige
Figur, Arioſt, lehnte, in ſchwarzem ritterlichen
Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬
grunde zogen ſich Haͤuſer und Baͤume von Ti¬
voli hin, von Duft umhuͤllt, und daruͤber hinweg
dehnte ſich das weite Feld, vom Purpur des
Abends uͤbergoſſen, in welchem am aͤußerſten Ho¬
rizonte die Peterkuppel auftauchte.

»Genug fuͤr heute!« ſagte Roͤmer, »kommen
Sie oͤfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Luſt ha¬
ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht
kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren
mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmaͤ¬
ßigere Technik erlangen!«

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[20/0030] wie die blaue Grotte, außergewoͤhnliche Wolken¬ erſcheinungen, Veſuvausbruͤche, gluͤhende Lava¬ baͤche u. ſ. w. enthielten. Dann zeigte er mir noch im andern Zimmer ſeine gegenwaͤrtige Ar¬ beit, ein groͤßeres Bild auf einer Staffelei, wel¬ ches den Garten der Villa d'Eſte vorſtellte. Dunkle Rieſencypreſſen ragten aus flatternden Reben und Lorbeerbuͤſchen, aus Marmorbrunnen und blumigen Gelaͤndern, an welchen eine einzige Figur, Arioſt, lehnte, in ſchwarzem ritterlichen Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬ grunde zogen ſich Haͤuſer und Baͤume von Ti¬ voli hin, von Duft umhuͤllt, und daruͤber hinweg dehnte ſich das weite Feld, vom Purpur des Abends uͤbergoſſen, in welchem am aͤußerſten Ho¬ rizonte die Peterkuppel auftauchte. »Genug fuͤr heute!« ſagte Roͤmer, »kommen Sie oͤfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Luſt ha¬ ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmaͤ¬ ßigere Technik erlangen!« Mit der dankbarſten Verehrung verabſchiedete

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/30>, abgerufen am 21.11.2024.