zu nehmen für den Stolz, welchen die Damen beim Tanz gezeigt hatten, sein heimliches Glück bei mehr als einer goldenen Gräfin, und sogleich nahm ein lustiger Schneiderlehrling den Kampf mit ihm auf in Festsetzung der Liebes- und Glücksregeln im Frauendienst. Der Schuster be¬ hauptete, daß Tiefsinnigkeit, poetisches Wesen und stolze Bescheidenheit die Frauen gewännen; der Schneider hingegen verlangte zu solchem Glücke Anmaßung, Muthwillen und leichtsinniges Auf¬ geben der eigenen Person. Hans Rosenplüth, der Schnepperer, aber schlichtete den Streit und erklärte die Frauen für wunderliche Wesen, welche stets die eine Art liebten, wenn die andere gerade nicht zu haben wäre, und daß beide abwechselnd ihres Glückes genössen.
In einer schön geschmückten großen Nische war um Rosalien ein ordentlicher Venushof ver¬ sammelt. Zwei oder drei anmuthige Frauen hat¬ ten sich ihr zugesellt, weil es hier fröhlich und galant herging und sich der ganze Schwarm der Gefangenen der Schönheit mit großer Geschick¬ lichkeit und Aufrichtigkeit in seine Rolle fand.
zu nehmen fuͤr den Stolz, welchen die Damen beim Tanz gezeigt hatten, ſein heimliches Gluͤck bei mehr als einer goldenen Graͤfin, und ſogleich nahm ein luſtiger Schneiderlehrling den Kampf mit ihm auf in Feſtſetzung der Liebes- und Gluͤcksregeln im Frauendienſt. Der Schuſter be¬ hauptete, daß Tiefſinnigkeit, poetiſches Weſen und ſtolze Beſcheidenheit die Frauen gewaͤnnen; der Schneider hingegen verlangte zu ſolchem Gluͤcke Anmaßung, Muthwillen und leichtſinniges Auf¬ geben der eigenen Perſon. Hans Roſenpluͤth, der Schnepperer, aber ſchlichtete den Streit und erklaͤrte die Frauen fuͤr wunderliche Weſen, welche ſtets die eine Art liebten, wenn die andere gerade nicht zu haben waͤre, und daß beide abwechſelnd ihres Gluͤckes genoͤſſen.
In einer ſchoͤn geſchmuͤckten großen Niſche war um Roſalien ein ordentlicher Venushof ver¬ ſammelt. Zwei oder drei anmuthige Frauen hat¬ ten ſich ihr zugeſellt, weil es hier froͤhlich und galant herging und ſich der ganze Schwarm der Gefangenen der Schoͤnheit mit großer Geſchick¬ lichkeit und Aufrichtigkeit in ſeine Rolle fand.
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zu nehmen fuͤr den Stolz, welchen die Damen
beim Tanz gezeigt hatten, ſein heimliches Gluͤck
bei mehr als einer goldenen Graͤfin, und ſogleich
nahm ein luſtiger Schneiderlehrling den Kampf
mit ihm auf in Feſtſetzung der Liebes- und
Gluͤcksregeln im Frauendienſt. Der Schuſter be¬
hauptete, daß Tiefſinnigkeit, poetiſches Weſen und
ſtolze Beſcheidenheit die Frauen gewaͤnnen; der
Schneider hingegen verlangte zu ſolchem Gluͤcke
Anmaßung, Muthwillen und leichtſinniges Auf¬
geben der eigenen Perſon. Hans Roſenpluͤth,
der Schnepperer, aber ſchlichtete den Streit und
erklaͤrte die Frauen fuͤr wunderliche Weſen, welche
ſtets die eine Art liebten, wenn die andere gerade
nicht zu haben waͤre, und daß beide abwechſelnd
ihres Gluͤckes genoͤſſen.
In einer ſchoͤn geſchmuͤckten großen Niſche
war um Roſalien ein ordentlicher Venushof ver¬
ſammelt. Zwei oder drei anmuthige Frauen hat¬
ten ſich ihr zugeſellt, weil es hier froͤhlich und
galant herging und ſich der ganze Schwarm der
Gefangenen der Schoͤnheit mit großer Geſchick¬
lichkeit und Aufrichtigkeit in ſeine Rolle fand.
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/297>, abgerufen am 25.11.2024.
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