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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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andere neue Weise angegeben, wie sie ehemals
von den wackeren Meistersängern erfunden und
getauft wurden. Da wurde angeblich gesungen
in der "glatten Seidenweise, der rothbacketen
Oepfelinweise, der Strohhalmweise, der Schreib¬
papierweise, in der Stechpalmweise, süßen Pfir¬
sichweise, blauen Traubenweise, Silberweise, über¬
hohen Bergweise, glitzerigen Thurngockelweise,
Rosentonweise, spitzigen Pfeilweise, krummen Zin¬
kenweise, Orpheus sehnlicher Klagweise", in der
"gelben Löwenhautweise, stachlichten Igelweise",
in der "schwarzen Agatsteinweise, blauen Korn¬
blümelweise", wie in der "verschlossenen Helm¬
weise". Das Gelächter war groß, wenn nach
diesen pomphaften, malerischen und poetischen
Ankündigungen sich immer der alte grämliche
Leierton mit den trockenen Witzen hören ließ.
Aber nicht alle Gedichte waren dieses satyrischen
Inhaltes. Einige blutjunge Meistersingerlein
wagten es, ihre durch den lauschenden Frauen¬
kranz angeregten Gefühle zu äußern und diese
oder jene Gestalt nicht undeutlich zu besingen.
Ein blühendes Schuhmächerlein pries, um Rache

andere neue Weiſe angegeben, wie ſie ehemals
von den wackeren Meiſterſaͤngern erfunden und
getauft wurden. Da wurde angeblich geſungen
in der »glatten Seidenweiſe, der rothbacketen
Oepfelinweiſe, der Strohhalmweiſe, der Schreib¬
papierweiſe, in der Stechpalmweiſe, ſuͤßen Pfir¬
ſichweiſe, blauen Traubenweiſe, Silberweiſe, uͤber¬
hohen Bergweiſe, glitzerigen Thurngockelweiſe,
Roſentonweiſe, ſpitzigen Pfeilweiſe, krummen Zin¬
kenweiſe, Orpheus ſehnlicher Klagweiſe«, in der
»gelben Loͤwenhautweiſe, ſtachlichten Igelweiſe«,
in der »ſchwarzen Agatſteinweiſe, blauen Korn¬
bluͤmelweiſe«, wie in der »verſchloſſenen Helm¬
weiſe«. Das Gelaͤchter war groß, wenn nach
dieſen pomphaften, maleriſchen und poetiſchen
Ankuͤndigungen ſich immer der alte graͤmliche
Leierton mit den trockenen Witzen hoͤren ließ.
Aber nicht alle Gedichte waren dieſes ſatyriſchen
Inhaltes. Einige blutjunge Meiſterſingerlein
wagten es, ihre durch den lauſchenden Frauen¬
kranz angeregten Gefuͤhle zu aͤußern und dieſe
oder jene Geſtalt nicht undeutlich zu beſingen.
Ein bluͤhendes Schuhmaͤcherlein pries, um Rache

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[286/0296] andere neue Weiſe angegeben, wie ſie ehemals von den wackeren Meiſterſaͤngern erfunden und getauft wurden. Da wurde angeblich geſungen in der »glatten Seidenweiſe, der rothbacketen Oepfelinweiſe, der Strohhalmweiſe, der Schreib¬ papierweiſe, in der Stechpalmweiſe, ſuͤßen Pfir¬ ſichweiſe, blauen Traubenweiſe, Silberweiſe, uͤber¬ hohen Bergweiſe, glitzerigen Thurngockelweiſe, Roſentonweiſe, ſpitzigen Pfeilweiſe, krummen Zin¬ kenweiſe, Orpheus ſehnlicher Klagweiſe«, in der »gelben Loͤwenhautweiſe, ſtachlichten Igelweiſe«, in der »ſchwarzen Agatſteinweiſe, blauen Korn¬ bluͤmelweiſe«, wie in der »verſchloſſenen Helm¬ weiſe«. Das Gelaͤchter war groß, wenn nach dieſen pomphaften, maleriſchen und poetiſchen Ankuͤndigungen ſich immer der alte graͤmliche Leierton mit den trockenen Witzen hoͤren ließ. Aber nicht alle Gedichte waren dieſes ſatyriſchen Inhaltes. Einige blutjunge Meiſterſingerlein wagten es, ihre durch den lauſchenden Frauen¬ kranz angeregten Gefuͤhle zu aͤußern und dieſe oder jene Geſtalt nicht undeutlich zu beſingen. Ein bluͤhendes Schuhmaͤcherlein pries, um Rache

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/296>, abgerufen am 23.11.2024.