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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Hemdsärmeln ging, doch gleich ihnen sich freute,
von einem würdigen Kaufmann, Professor oder
geheimen Registrator abzustammen. Für den An¬
blick gewann jedoch durch diese Wunderlichkeit
der Tanz an Schönheit, als die Ritterpaare,
Raum gewinnend, mit wogenden Federn und
wehenden Mänteln in langsamem Walzer oder
anderen Tänzen sich feierlich bewegten.

Doch wurde der Tanz öfters unterbrochen
durch die Schauzüge, welche in immer neuer Ge¬
staltungslust durch den Saal tosten. Bald er¬
schien der Mummenschanz, welcher nicht satt
wurde, sich in neue Mährchen umzubilden und
seine einzelnen Theile fabelhaft zu vermischen,
bald stürmten die singenden Landsknechte vorbei,
welche es so gut trieben, daß sich von diesem
Feste her noch lang eine förmliche Landsknechts¬
cultur erhielt in Bild und Lied, und deren Zech¬
weise und verlorenes Leben als das löblichste
Bild deutscher Romantik erschien. Bald gaben
die Zünfte eine Schaustellung, bald führten die
Narren dem Kaiser ihre Schwänke auf.

Die Meistersänger hielten in einem kleineren

Hemdsaͤrmeln ging, doch gleich ihnen ſich freute,
von einem wuͤrdigen Kaufmann, Profeſſor oder
geheimen Regiſtrator abzuſtammen. Fuͤr den An¬
blick gewann jedoch durch dieſe Wunderlichkeit
der Tanz an Schoͤnheit, als die Ritterpaare,
Raum gewinnend, mit wogenden Federn und
wehenden Maͤnteln in langſamem Walzer oder
anderen Taͤnzen ſich feierlich bewegten.

Doch wurde der Tanz oͤfters unterbrochen
durch die Schauzuͤge, welche in immer neuer Ge¬
ſtaltungsluſt durch den Saal toſten. Bald er¬
ſchien der Mummenſchanz, welcher nicht ſatt
wurde, ſich in neue Maͤhrchen umzubilden und
ſeine einzelnen Theile fabelhaft zu vermiſchen,
bald ſtuͤrmten die ſingenden Landsknechte vorbei,
welche es ſo gut trieben, daß ſich von dieſem
Feſte her noch lang eine foͤrmliche Landsknechts¬
cultur erhielt in Bild und Lied, und deren Zech¬
weiſe und verlorenes Leben als das loͤblichſte
Bild deutſcher Romantik erſchien. Bald gaben
die Zuͤnfte eine Schauſtellung, bald fuͤhrten die
Narren dem Kaiſer ihre Schwaͤnke auf.

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[284/0294] Hemdsaͤrmeln ging, doch gleich ihnen ſich freute, von einem wuͤrdigen Kaufmann, Profeſſor oder geheimen Regiſtrator abzuſtammen. Fuͤr den An¬ blick gewann jedoch durch dieſe Wunderlichkeit der Tanz an Schoͤnheit, als die Ritterpaare, Raum gewinnend, mit wogenden Federn und wehenden Maͤnteln in langſamem Walzer oder anderen Taͤnzen ſich feierlich bewegten. Doch wurde der Tanz oͤfters unterbrochen durch die Schauzuͤge, welche in immer neuer Ge¬ ſtaltungsluſt durch den Saal toſten. Bald er¬ ſchien der Mummenſchanz, welcher nicht ſatt wurde, ſich in neue Maͤhrchen umzubilden und ſeine einzelnen Theile fabelhaft zu vermiſchen, bald ſtuͤrmten die ſingenden Landsknechte vorbei, welche es ſo gut trieben, daß ſich von dieſem Feſte her noch lang eine foͤrmliche Landsknechts¬ cultur erhielt in Bild und Lied, und deren Zech¬ weiſe und verlorenes Leben als das loͤblichſte Bild deutſcher Romantik erſchien. Bald gaben die Zuͤnfte eine Schauſtellung, bald fuͤhrten die Narren dem Kaiſer ihre Schwaͤnke auf. Die Meiſterſaͤnger hielten in einem kleineren

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/294>, abgerufen am 22.11.2024.