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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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dessen grauem Kleide es einer Unzahl von Ellen
handfesten Tuches bedurfte. Dieser war ein rech¬
ter Wäldervertilger; denn mit seinen Werkleuten,
die er alle so groß und stark aussuchte, wie er
selber war, mit dieser Riesenschaft werkte er so
mächtig in Bäumen und Balken und zugleich so
sinnreich und künstlich, daß er seines Gleichen
nicht fand. Aber er war auch ein trotziger Volks¬
mann und machte im Bauernkrieg den Bauern
Geschütze aus grünen Waldbäumen, aus welchen
sie ganz emsig auf die Adeligen schossen. Er sollte
desnahen zu Dinkelsbühl geköpft werden. Allein
der Rath von Nürnberg löste ihn wegen seiner
Kunst und Nutzbarkeit aus und machte ihn zum
Stadtzimmermeister; denn er baute nicht nur
schönes und festes Sparren- und Balkenwerk,
sondern auch Mühl- und Hebemaschinen und ge¬
waltige lasttragende Wagen und fand für jedes
Hinderniß, eine jede Gewichtmasse einen Anschlag
unter seiner starken Hirnschale. Das Merkwür¬
digste war nun, daß er weder lesen noch schreiben
konnte und bei aller dieser trotzigen Stärke doch
so genau, maßtreffend, sorgfältig und fast zart in

deſſen grauem Kleide es einer Unzahl von Ellen
handfeſten Tuches bedurfte. Dieſer war ein rech¬
ter Waͤldervertilger; denn mit ſeinen Werkleuten,
die er alle ſo groß und ſtark ausſuchte, wie er
ſelber war, mit dieſer Rieſenſchaft werkte er ſo
maͤchtig in Baͤumen und Balken und zugleich ſo
ſinnreich und kuͤnſtlich, daß er ſeines Gleichen
nicht fand. Aber er war auch ein trotziger Volks¬
mann und machte im Bauernkrieg den Bauern
Geſchuͤtze aus gruͤnen Waldbaͤumen, aus welchen
ſie ganz emſig auf die Adeligen ſchoſſen. Er ſollte
desnahen zu Dinkelsbuͤhl gekoͤpft werden. Allein
der Rath von Nuͤrnberg loͤſte ihn wegen ſeiner
Kunſt und Nutzbarkeit aus und machte ihn zum
Stadtzimmermeiſter; denn er baute nicht nur
ſchoͤnes und feſtes Sparren- und Balkenwerk,
ſondern auch Muͤhl- und Hebemaſchinen und ge¬
waltige laſttragende Wagen und fand fuͤr jedes
Hinderniß, eine jede Gewichtmaſſe einen Anſchlag
unter ſeiner ſtarken Hirnſchale. Das Merkwuͤr¬
digſte war nun, daß er weder leſen noch ſchreiben
konnte und bei aller dieſer trotzigen Staͤrke doch
ſo genau, maßtreffend, ſorgfaͤltig und faſt zart in

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[253/0263] deſſen grauem Kleide es einer Unzahl von Ellen handfeſten Tuches bedurfte. Dieſer war ein rech¬ ter Waͤldervertilger; denn mit ſeinen Werkleuten, die er alle ſo groß und ſtark ausſuchte, wie er ſelber war, mit dieſer Rieſenſchaft werkte er ſo maͤchtig in Baͤumen und Balken und zugleich ſo ſinnreich und kuͤnſtlich, daß er ſeines Gleichen nicht fand. Aber er war auch ein trotziger Volks¬ mann und machte im Bauernkrieg den Bauern Geſchuͤtze aus gruͤnen Waldbaͤumen, aus welchen ſie ganz emſig auf die Adeligen ſchoſſen. Er ſollte desnahen zu Dinkelsbuͤhl gekoͤpft werden. Allein der Rath von Nuͤrnberg loͤſte ihn wegen ſeiner Kunſt und Nutzbarkeit aus und machte ihn zum Stadtzimmermeiſter; denn er baute nicht nur ſchoͤnes und feſtes Sparren- und Balkenwerk, ſondern auch Muͤhl- und Hebemaſchinen und ge¬ waltige laſttragende Wagen und fand fuͤr jedes Hinderniß, eine jede Gewichtmaſſe einen Anſchlag unter ſeiner ſtarken Hirnſchale. Das Merkwuͤr¬ digſte war nun, daß er weder leſen noch ſchreiben konnte und bei aller dieſer trotzigen Staͤrke doch ſo genau, maßtreffend, ſorgfaͤltig und faſt zart in

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/263>, abgerufen am 25.11.2024.