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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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zieren und etwas zu lernen, damit solche grobe
Verstöße, wie der begangene, immer weniger
wiederkehren könnten.

Erikson betrug sich ruhig und bescheiden, und
wie ein Jäger auf ein edles Wild ging er auf
sein schönes Ziel los mit klopfendem Herzen, aber
ohne einen Schritt zu viel, noch zu wenig zu
thun, und zwar nicht aus allzutiefer Berechnung,
sondern aus natürlicher Klugheit.

Inzwischen malte er das bestellte Bildchen
und ließ sich alle Zeit dazu; er malte diesmal mit
wahrer Zufriedenheit ein recht hoffnungsgrünes
Frühlingslandschäftchen, welches fast reich und
anmuthig zu nennen war; denn es schwante ihm,
daß dieses seine letzte Schilderei sein werde.

Es war im Spätherbste, als ihm dies Aben¬
teuer begegnete, und im Februar war er schon so
weit, daß Rosalie unter seinem offenen Schutze
an dem Künstlerfeste erscheinen wollte. Noch
hatte weder Erikson Ferdinand's wundersame
Agnes, noch dieser die anmuthsvolle und freund¬
liche Wittwe gesehen, und Beide waren überein¬
gekommen, daß dies am Feste zum ersten Male

zieren und etwas zu lernen, damit ſolche grobe
Verſtoͤße, wie der begangene, immer weniger
wiederkehren koͤnnten.

Erikſon betrug ſich ruhig und beſcheiden, und
wie ein Jaͤger auf ein edles Wild ging er auf
ſein ſchoͤnes Ziel los mit klopfendem Herzen, aber
ohne einen Schritt zu viel, noch zu wenig zu
thun, und zwar nicht aus allzutiefer Berechnung,
ſondern aus natuͤrlicher Klugheit.

Inzwiſchen malte er das beſtellte Bildchen
und ließ ſich alle Zeit dazu; er malte diesmal mit
wahrer Zufriedenheit ein recht hoffnungsgruͤnes
Fruͤhlingslandſchaͤftchen, welches faſt reich und
anmuthig zu nennen war; denn es ſchwante ihm,
daß dieſes ſeine letzte Schilderei ſein werde.

Es war im Spaͤtherbſte, als ihm dies Aben¬
teuer begegnete, und im Februar war er ſchon ſo
weit, daß Roſalie unter ſeinem offenen Schutze
an dem Kuͤnſtlerfeſte erſcheinen wollte. Noch
hatte weder Erikſon Ferdinand's wunderſame
Agnes, noch dieſer die anmuthsvolle und freund¬
liche Wittwe geſehen, und Beide waren uͤberein¬
gekommen, daß dies am Feſte zum erſten Male

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[233/0243] zieren und etwas zu lernen, damit ſolche grobe Verſtoͤße, wie der begangene, immer weniger wiederkehren koͤnnten. Erikſon betrug ſich ruhig und beſcheiden, und wie ein Jaͤger auf ein edles Wild ging er auf ſein ſchoͤnes Ziel los mit klopfendem Herzen, aber ohne einen Schritt zu viel, noch zu wenig zu thun, und zwar nicht aus allzutiefer Berechnung, ſondern aus natuͤrlicher Klugheit. Inzwiſchen malte er das beſtellte Bildchen und ließ ſich alle Zeit dazu; er malte diesmal mit wahrer Zufriedenheit ein recht hoffnungsgruͤnes Fruͤhlingslandſchaͤftchen, welches faſt reich und anmuthig zu nennen war; denn es ſchwante ihm, daß dieſes ſeine letzte Schilderei ſein werde. Es war im Spaͤtherbſte, als ihm dies Aben¬ teuer begegnete, und im Februar war er ſchon ſo weit, daß Roſalie unter ſeinem offenen Schutze an dem Kuͤnſtlerfeſte erſcheinen wollte. Noch hatte weder Erikſon Ferdinand's wunderſame Agnes, noch dieſer die anmuthsvolle und freund¬ liche Wittwe geſehen, und Beide waren uͤberein¬ gekommen, daß dies am Feſte zum erſten Male

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/243>, abgerufen am 25.11.2024.