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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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den Augen. Indessen, um ihre Verlegenheit zu
endigen, lud sie den Maler ein, in das Zimmer
zu kommen, und wie sie eintraten, sahen sie Beide
zugleich die kleine Gemäldekiste, welche als Fu߬
schemel unter dem Arbeitstischchen der Wittwe
stand, dieser selbst unbewußt und vergessen, daß
sie schon seit einigen Tagen mit ihren Füßchen
muthwillig darauf getrommelt.

Erröthend lachte sie und zog das Bild eigen¬
händig hervor. Zugleich aber sagte sie, indem
sie einen flüchtigen Blick auf Erikson warf, sie
hätte sich eines anderen besonnen und bedaure,
ihm das Bild nicht mehr für ein Viertel, sondern
nur für die Hälfte des Werthes lassen zu können.
Besorgt, sie möchte noch mehr den Preis steigern,
zog er seine Börse und legte die Goldstücke auf
den Tisch, indessen sie das Bild anscheinend auf¬
merksam betrachtete und wieder begann. Je mehr
sie die Arbeit, welche sie bisher nur oberflächlich be¬
sehen, in's Auge fasse, desto besser gefiele sie ihr,
sie müsse nunmehr wirklich die volle Summe for¬
dern ! Seufzend bot er drei Viertheile der Summe.
Allein die schöne Wittwe war unerbittlich und

den Augen. Indeſſen, um ihre Verlegenheit zu
endigen, lud ſie den Maler ein, in das Zimmer
zu kommen, und wie ſie eintraten, ſahen ſie Beide
zugleich die kleine Gemaͤldekiſte, welche als Fu߬
ſchemel unter dem Arbeitstiſchchen der Wittwe
ſtand, dieſer ſelbſt unbewußt und vergeſſen, daß
ſie ſchon ſeit einigen Tagen mit ihren Fuͤßchen
muthwillig darauf getrommelt.

Erroͤthend lachte ſie und zog das Bild eigen¬
haͤndig hervor. Zugleich aber ſagte ſie, indem
ſie einen fluͤchtigen Blick auf Erikſon warf, ſie
haͤtte ſich eines anderen beſonnen und bedaure,
ihm das Bild nicht mehr fuͤr ein Viertel, ſondern
nur fuͤr die Haͤlfte des Werthes laſſen zu koͤnnen.
Beſorgt, ſie moͤchte noch mehr den Preis ſteigern,
zog er ſeine Boͤrſe und legte die Goldſtuͤcke auf
den Tiſch, indeſſen ſie das Bild anſcheinend auf¬
merkſam betrachtete und wieder begann. Je mehr
ſie die Arbeit, welche ſie bisher nur oberflaͤchlich be¬
ſehen, in's Auge faſſe, deſto beſſer gefiele ſie ihr,
ſie muͤſſe nunmehr wirklich die volle Summe for¬
dern ! Seufzend bot er drei Viertheile der Summe.
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[230/0240] den Augen. Indeſſen, um ihre Verlegenheit zu endigen, lud ſie den Maler ein, in das Zimmer zu kommen, und wie ſie eintraten, ſahen ſie Beide zugleich die kleine Gemaͤldekiſte, welche als Fu߬ ſchemel unter dem Arbeitstiſchchen der Wittwe ſtand, dieſer ſelbſt unbewußt und vergeſſen, daß ſie ſchon ſeit einigen Tagen mit ihren Fuͤßchen muthwillig darauf getrommelt. Erroͤthend lachte ſie und zog das Bild eigen¬ haͤndig hervor. Zugleich aber ſagte ſie, indem ſie einen fluͤchtigen Blick auf Erikſon warf, ſie haͤtte ſich eines anderen beſonnen und bedaure, ihm das Bild nicht mehr fuͤr ein Viertel, ſondern nur fuͤr die Haͤlfte des Werthes laſſen zu koͤnnen. Beſorgt, ſie moͤchte noch mehr den Preis ſteigern, zog er ſeine Boͤrſe und legte die Goldſtuͤcke auf den Tiſch, indeſſen ſie das Bild anſcheinend auf¬ merkſam betrachtete und wieder begann. Je mehr ſie die Arbeit, welche ſie bisher nur oberflaͤchlich be¬ ſehen, in's Auge faſſe, deſto beſſer gefiele ſie ihr, ſie muͤſſe nunmehr wirklich die volle Summe for¬ dern ! Seufzend bot er drei Viertheile der Summe. Allein die ſchoͤne Wittwe war unerbittlich und

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/240>, abgerufen am 26.11.2024.