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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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nur etwas Entschiedenes zu thun, entschloß ich
mich, sogleich nach der Stadt zurückzukehren.
Zwar hatte ich leider nicht viel zu versäumen und
meine ungeleitete haltlose Arbeit bot mir in diesem
Augenblicke gar keine lockende Zuflucht, ja sie
kam mir schaal und nichtig vor; da aber der
Nachmittag schon vorgerückt war und ich durch
Koth und Regen in die Nacht hinein wandern
mußte, so ließ eine ascetische Laune mir diesen
Gang als eine Wohlthat erscheinen, und ich machte
mich trotz aller Einreden meiner Verwandten
ungesäumt auf den Weg.

So stürmisch und mühevoll dieser war, legte
ich doch die bedeutende Strecke zurück wie einen
sonnigen Gartenpfad; denn in meinem Innern
erwachten alle Gedanken und spielten fort und
fort mit dem Räthsel des Lebens, wie mit einer
goldenen Kugel, und ich war nicht wenig über¬
rascht, mich unversehens vor dem Stadtthore zu
befinden. Als ich vor unser Haus kam, merkte
ich an den dunkeln Fenstern, daß meine Mutter
schon schlief; mit einem heimkehrenden Hausge¬
nossen schlüpfte ich in's Haus und auf meine

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nur etwas Entſchiedenes zu thun, entſchloß ich
mich, ſogleich nach der Stadt zuruͤckzukehren.
Zwar hatte ich leider nicht viel zu verſaͤumen und
meine ungeleitete haltloſe Arbeit bot mir in dieſem
Augenblicke gar keine lockende Zuflucht, ja ſie
kam mir ſchaal und nichtig vor; da aber der
Nachmittag ſchon vorgeruͤckt war und ich durch
Koth und Regen in die Nacht hinein wandern
mußte, ſo ließ eine ascetiſche Laune mir dieſen
Gang als eine Wohlthat erſcheinen, und ich machte
mich trotz aller Einreden meiner Verwandten
ungeſaͤumt auf den Weg.

So ſtuͤrmiſch und muͤhevoll dieſer war, legte
ich doch die bedeutende Strecke zuruͤck wie einen
ſonnigen Gartenpfad; denn in meinem Innern
erwachten alle Gedanken und ſpielten fort und
fort mit dem Raͤthſel des Lebens, wie mit einer
goldenen Kugel, und ich war nicht wenig uͤber¬
raſcht, mich unverſehens vor dem Stadtthore zu
befinden. Als ich vor unſer Haus kam, merkte
ich an den dunkeln Fenſtern, daß meine Mutter
ſchon ſchlief; mit einem heimkehrenden Hausge¬
noſſen ſchluͤpfte ich in's Haus und auf meine

1 *
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[3/0013] nur etwas Entſchiedenes zu thun, entſchloß ich mich, ſogleich nach der Stadt zuruͤckzukehren. Zwar hatte ich leider nicht viel zu verſaͤumen und meine ungeleitete haltloſe Arbeit bot mir in dieſem Augenblicke gar keine lockende Zuflucht, ja ſie kam mir ſchaal und nichtig vor; da aber der Nachmittag ſchon vorgeruͤckt war und ich durch Koth und Regen in die Nacht hinein wandern mußte, ſo ließ eine ascetiſche Laune mir dieſen Gang als eine Wohlthat erſcheinen, und ich machte mich trotz aller Einreden meiner Verwandten ungeſaͤumt auf den Weg. So ſtuͤrmiſch und muͤhevoll dieſer war, legte ich doch die bedeutende Strecke zuruͤck wie einen ſonnigen Gartenpfad; denn in meinem Innern erwachten alle Gedanken und ſpielten fort und fort mit dem Raͤthſel des Lebens, wie mit einer goldenen Kugel, und ich war nicht wenig uͤber¬ raſcht, mich unverſehens vor dem Stadtthore zu befinden. Als ich vor unſer Haus kam, merkte ich an den dunkeln Fenſtern, daß meine Mutter ſchon ſchlief; mit einem heimkehrenden Hausge¬ noſſen ſchluͤpfte ich in's Haus und auf meine 1 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/13>, abgerufen am 21.11.2024.