entschlossen bei der Arbeit, als sie gestern die Freude angefaßt hatten. Sie handtierten wie die Teufel in Erde, Holz und Steinen, standen bis über die Kniee in Schlamm und Wasser, schwan¬ gen Aexte und trugen Faschinen und Balken um¬ her, und wenn so acht Mann unter einem schwe¬ ren Werkstücke einher gingen, hielten die Witz¬ bolde unter ihnen ohne Zeitverlust keinen Einfall zurück; nur der Unterschied war gegen gestern, daß man keine Tabakspfeifen sah, da dies Volk bei der Arbeit wohl wußte, was guter Ton ist. Ich konnte nicht viel helfen und war den Leuten eher im Wege; nachdem ich daher eine Strecke weit das Wasser hinaufgeschlendert, kehrte ich oben durch das Dorf zurück und sah auf diesem Gange die Thätigkeit auf allen ihren gewohnten Wegen. Wer nicht am Wasser beschäftigt war, der fuhr ins Holz, um die dortige Arbeit noch schnell abzuthun, und auf einem Acker sah ich einen Mann so ruhig und aufmerksam pflügen, als ob weder der Nachtag eines Festes, noch eine Gefahr im Lande wären. Ich schämte mich, allein so müßig und zwecklos umherzugehen, und um
entſchloſſen bei der Arbeit, als ſie geſtern die Freude angefaßt hatten. Sie handtierten wie die Teufel in Erde, Holz und Steinen, ſtanden bis uͤber die Kniee in Schlamm und Waſſer, ſchwan¬ gen Aexte und trugen Faſchinen und Balken um¬ her, und wenn ſo acht Mann unter einem ſchwe¬ ren Werkſtuͤcke einher gingen, hielten die Witz¬ bolde unter ihnen ohne Zeitverluſt keinen Einfall zuruͤck; nur der Unterſchied war gegen geſtern, daß man keine Tabakspfeifen ſah, da dies Volk bei der Arbeit wohl wußte, was guter Ton iſt. Ich konnte nicht viel helfen und war den Leuten eher im Wege; nachdem ich daher eine Strecke weit das Waſſer hinaufgeſchlendert, kehrte ich oben durch das Dorf zuruͤck und ſah auf dieſem Gange die Thaͤtigkeit auf allen ihren gewohnten Wegen. Wer nicht am Waſſer beſchaͤftigt war, der fuhr ins Holz, um die dortige Arbeit noch ſchnell abzuthun, und auf einem Acker ſah ich einen Mann ſo ruhig und aufmerkſam pfluͤgen, als ob weder der Nachtag eines Feſtes, noch eine Gefahr im Lande waͤren. Ich ſchaͤmte mich, allein ſo muͤßig und zwecklos umherzugehen, und um
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entſchloſſen bei der Arbeit, als ſie geſtern die
Freude angefaßt hatten. Sie handtierten wie die
Teufel in Erde, Holz und Steinen, ſtanden bis
uͤber die Kniee in Schlamm und Waſſer, ſchwan¬
gen Aexte und trugen Faſchinen und Balken um¬
her, und wenn ſo acht Mann unter einem ſchwe¬
ren Werkſtuͤcke einher gingen, hielten die Witz¬
bolde unter ihnen ohne Zeitverluſt keinen Einfall
zuruͤck; nur der Unterſchied war gegen geſtern,
daß man keine Tabakspfeifen ſah, da dies Volk
bei der Arbeit wohl wußte, was guter Ton iſt.
Ich konnte nicht viel helfen und war den Leuten
eher im Wege; nachdem ich daher eine Strecke
weit das Waſſer hinaufgeſchlendert, kehrte ich
oben durch das Dorf zuruͤck und ſah auf dieſem
Gange die Thaͤtigkeit auf allen ihren gewohnten
Wegen. Wer nicht am Waſſer beſchaͤftigt war,
der fuhr ins Holz, um die dortige Arbeit noch
ſchnell abzuthun, und auf einem Acker ſah ich
einen Mann ſo ruhig und aufmerkſam pfluͤgen,
als ob weder der Nachtag eines Feſtes, noch eine
Gefahr im Lande waͤren. Ich ſchaͤmte mich, allein
ſo muͤßig und zwecklos umherzugehen, und um
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/12>, abgerufen am 03.12.2024.
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