Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.geschwungen und seine Erfahrung bereichert, so Er führte hierauf meine Mutter in seinem geſchwungen und ſeine Erfahrung bereichert, ſo Er fuͤhrte hierauf meine Mutter in ſeinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0096" n="86"/> geſchwungen und ſeine Erfahrung bereichert, ſo<lb/> iſt er ein gemachter Mann und kann ſein Loos<lb/> ſelbſt beſtimmen. Will er alsdann ſich wieder<lb/> mit mir verbinden, ſo wird das mir zur Freude<lb/> und zum Vortheil gereichen, findet er aber ſein<lb/> Gluͤck anderswo, ſo habe ich nichts deſto weniger<lb/> meine Zufriedenheit daran. Bedenket Euch, ich<lb/> glaube mich nicht zu taͤuſchen!«</p><lb/> <p>Er fuͤhrte hierauf meine Mutter in ſeinem<lb/> Geſchaͤfte herum und zeigte ihr die bunten Herr¬<lb/> lichkeiten, die geſchnittenen Holzmoͤdel und vor<lb/> Allem die kuͤhnen Compoſitionen ſeiner Zeichner.<lb/> Es leuchtete ihr Alles vollkommen ein und er¬<lb/> fuͤllte ſie wieder mit Hoffnung. Abgeſehen von<lb/> dem geſicherten und reichlichen Erwerbe, welchen<lb/> ein gewandter Geſchaͤftsmann verbuͤrgte, war ja<lb/> dieſe ganze Kunſt dem Dienſte der Frauen ge¬<lb/> widmet und ſo reinlich und friedſam, daß ein<lb/> Sohn in ihrem Schooße wohl geborgen ſchien.<lb/> Auch mochte es vielleicht eine Ader verzeihlicher<lb/> Eitelkeit erwecken, wenn ſie ſich in einen der be¬<lb/> ſcheideneren Stoffe meiner Erfindung gekleidet<lb/> dachte. Sie war ſo mit dieſen angenehmen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0096]
geſchwungen und ſeine Erfahrung bereichert, ſo
iſt er ein gemachter Mann und kann ſein Loos
ſelbſt beſtimmen. Will er alsdann ſich wieder
mit mir verbinden, ſo wird das mir zur Freude
und zum Vortheil gereichen, findet er aber ſein
Gluͤck anderswo, ſo habe ich nichts deſto weniger
meine Zufriedenheit daran. Bedenket Euch, ich
glaube mich nicht zu taͤuſchen!«
Er fuͤhrte hierauf meine Mutter in ſeinem
Geſchaͤfte herum und zeigte ihr die bunten Herr¬
lichkeiten, die geſchnittenen Holzmoͤdel und vor
Allem die kuͤhnen Compoſitionen ſeiner Zeichner.
Es leuchtete ihr Alles vollkommen ein und er¬
fuͤllte ſie wieder mit Hoffnung. Abgeſehen von
dem geſicherten und reichlichen Erwerbe, welchen
ein gewandter Geſchaͤftsmann verbuͤrgte, war ja
dieſe ganze Kunſt dem Dienſte der Frauen ge¬
widmet und ſo reinlich und friedſam, daß ein
Sohn in ihrem Schooße wohl geborgen ſchien.
Auch mochte es vielleicht eine Ader verzeihlicher
Eitelkeit erwecken, wenn ſie ſich in einen der be¬
ſcheideneren Stoffe meiner Erfindung gekleidet
dachte. Sie war ſo mit dieſen angenehmen
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Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/96>, abgerufen am 16.02.2025. |