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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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Natur, Landschaft, Wald und Flur die Rede, die
Radirungen, von Geßner's Hand mit Liebe und
Begeisterung gemacht, entsprachen diesem Inhalte,
ich sah meine Neigung hier den Hauptinhalt
eines großen, schönen und ehrwürdigen Buches
bilden. Als ich aber auf den Brief über die
Landschaftmalerei gerieth, worin der Verfasser
einem jungen Manne guten Rath ertheilt, las ich
denselben überrascht vom Anfang bis zum Ende
durch. Die unschuldige Naivetät dieser Abhand¬
lung war mir ganz faßlich; die Stelle, wo gera¬
then wird, mannigfaltig gebrochene Feld- und
Bachsteine auf das Zimmer zu tragen und dar¬
nach Felsenstudien zu machen, entsprach meinem
noch halbkindischen Wesen und leuchtete mir un¬
gemein in den Kopf. Ich liebte sogleich diesen
Mann und machte ihn zu meinem Propheten.
Nach mehr Büchern von ihm suchend, fand ich
ein kleines Bändchen, nicht von ihm, aber seine
Biographie enthaltend Auch dieses las ich auf
der Stelle ganz durch. Er war ebenfalls ein
hoffnungsloser Schüler gewesen, indessen er auf
eigene Faust schrieb und künstlerischen Beschäfti¬

Natur, Landſchaft, Wald und Flur die Rede, die
Radirungen, von Geßner's Hand mit Liebe und
Begeiſterung gemacht, entſprachen dieſem Inhalte,
ich ſah meine Neigung hier den Hauptinhalt
eines großen, ſchoͤnen und ehrwuͤrdigen Buches
bilden. Als ich aber auf den Brief uͤber die
Landſchaftmalerei gerieth, worin der Verfaſſer
einem jungen Manne guten Rath ertheilt, las ich
denſelben uͤberraſcht vom Anfang bis zum Ende
durch. Die unſchuldige Naivetaͤt dieſer Abhand¬
lung war mir ganz faßlich; die Stelle, wo gera¬
then wird, mannigfaltig gebrochene Feld- und
Bachſteine auf das Zimmer zu tragen und dar¬
nach Felſenſtudien zu machen, entſprach meinem
noch halbkindiſchen Weſen und leuchtete mir un¬
gemein in den Kopf. Ich liebte ſogleich dieſen
Mann und machte ihn zu meinem Propheten.
Nach mehr Buͤchern von ihm ſuchend, fand ich
ein kleines Baͤndchen, nicht von ihm, aber ſeine
Biographie enthaltend Auch dieſes las ich auf
der Stelle ganz durch. Er war ebenfalls ein
hoffnungsloſer Schuͤler geweſen, indeſſen er auf
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[39/0049] Natur, Landſchaft, Wald und Flur die Rede, die Radirungen, von Geßner's Hand mit Liebe und Begeiſterung gemacht, entſprachen dieſem Inhalte, ich ſah meine Neigung hier den Hauptinhalt eines großen, ſchoͤnen und ehrwuͤrdigen Buches bilden. Als ich aber auf den Brief uͤber die Landſchaftmalerei gerieth, worin der Verfaſſer einem jungen Manne guten Rath ertheilt, las ich denſelben uͤberraſcht vom Anfang bis zum Ende durch. Die unſchuldige Naivetaͤt dieſer Abhand¬ lung war mir ganz faßlich; die Stelle, wo gera¬ then wird, mannigfaltig gebrochene Feld- und Bachſteine auf das Zimmer zu tragen und dar¬ nach Felſenſtudien zu machen, entſprach meinem noch halbkindiſchen Weſen und leuchtete mir un¬ gemein in den Kopf. Ich liebte ſogleich dieſen Mann und machte ihn zu meinem Propheten. Nach mehr Buͤchern von ihm ſuchend, fand ich ein kleines Baͤndchen, nicht von ihm, aber ſeine Biographie enthaltend Auch dieſes las ich auf der Stelle ganz durch. Er war ebenfalls ein hoffnungsloſer Schuͤler geweſen, indeſſen er auf eigene Fauſt ſchrieb und kuͤnſtleriſchen Beſchaͤfti¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/49>, abgerufen am 21.11.2024.