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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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seither in einer ausländischen Lotterie mehrere
Tausend Gulden gewonnen, da sie aus langer
Weile sich mit dergleichen Dingen befaßte. So
schien sie nun mehr als je für schwere und leichte
Schnapphähne ein guter Fang und der Kahle
glaubte sie, nachdem er verschiedene Anleihen bei
ihr gemacht, welche sie ihm lachend gewährte, im
Sturme nehmen zu können, ward aber eben so
lachend abgewiesen. Das obige Liedchen aber
schien sogar auf ein schlimmes Abenteuer zu deuten,
welches er auf seiner Freite bestanden. Denn
mit einer ganz heillosen Discretion sahen sich die
drei Uebrigen an, mit funkelnden Augen und
mühsam verhaltenem Munde, indem sie anfingen,
halblaut zu summen:

hm! hm! -- hm! hm! hm!
hm! hm! hm! -- hm! hm! hm!

Der Rhythmus dieses Gesummes war so ver¬
führerisch, daß ich mit einstimmte und eine stolze
Glückseligkeit empfand, mit den Spöttern singen
zu dürfen: hm hm hm! hm hm hm! -- es war
still und feierlich in der nur noch schwach erleuch¬
teten Stube und mit feierlicher Behaglichkeit setz¬

ſeither in einer auslaͤndiſchen Lotterie mehrere
Tauſend Gulden gewonnen, da ſie aus langer
Weile ſich mit dergleichen Dingen befaßte. So
ſchien ſie nun mehr als je fuͤr ſchwere und leichte
Schnapphaͤhne ein guter Fang und der Kahle
glaubte ſie, nachdem er verſchiedene Anleihen bei
ihr gemacht, welche ſie ihm lachend gewaͤhrte, im
Sturme nehmen zu koͤnnen, ward aber eben ſo
lachend abgewieſen. Das obige Liedchen aber
ſchien ſogar auf ein ſchlimmes Abenteuer zu deuten,
welches er auf ſeiner Freite beſtanden. Denn
mit einer ganz heilloſen Discretion ſahen ſich die
drei Uebrigen an, mit funkelnden Augen und
muͤhſam verhaltenem Munde, indem ſie anfingen,
halblaut zu ſummen:

hm! hm! — hm! hm! hm!
hm! hm! hm! — hm! hm! hm!

Der Rhythmus dieſes Geſummes war ſo ver¬
fuͤhreriſch, daß ich mit einſtimmte und eine ſtolze
Gluͤckſeligkeit empfand, mit den Spoͤttern ſingen
zu duͤrfen: hm hm hm! hm hm hm! — es war
ſtill und feierlich in der nur noch ſchwach erleuch¬
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[432/0442] ſeither in einer auslaͤndiſchen Lotterie mehrere Tauſend Gulden gewonnen, da ſie aus langer Weile ſich mit dergleichen Dingen befaßte. So ſchien ſie nun mehr als je fuͤr ſchwere und leichte Schnapphaͤhne ein guter Fang und der Kahle glaubte ſie, nachdem er verſchiedene Anleihen bei ihr gemacht, welche ſie ihm lachend gewaͤhrte, im Sturme nehmen zu koͤnnen, ward aber eben ſo lachend abgewieſen. Das obige Liedchen aber ſchien ſogar auf ein ſchlimmes Abenteuer zu deuten, welches er auf ſeiner Freite beſtanden. Denn mit einer ganz heilloſen Discretion ſahen ſich die drei Uebrigen an, mit funkelnden Augen und muͤhſam verhaltenem Munde, indem ſie anfingen, halblaut zu ſummen: hm! hm! — hm! hm! hm! hm! hm! hm! — hm! hm! hm! Der Rhythmus dieſes Geſummes war ſo ver¬ fuͤhreriſch, daß ich mit einſtimmte und eine ſtolze Gluͤckſeligkeit empfand, mit den Spoͤttern ſingen zu duͤrfen: hm hm hm! hm hm hm! — es war ſtill und feierlich in der nur noch ſchwach erleuch¬ teten Stube und mit feierlicher Behaglichkeit ſetz¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/442>, abgerufen am 23.11.2024.