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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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steuer beschäftigt waren und daß Anna ihnen
half; das Herz klopfte mir daher sogleich, weil
ich irgend etwas Angenehmes ahnte, doch ging
ich erst nach einer kleinen Weile mit gleichgülti¬
ger Miene hin. Die Mädchen saßen in einem
Halbkreise um das weiße Leinenzeug herum,
unter dem grünen Rebendache, und sie sahen alle
schön und blühend aus. Als ich eintrat und
fragte, was sie begehrten, lächelten und kicherten
sie eine Zeitlang verlegen, daß ich trotzig schon
wieder umkehren und weggehen wollte. Jedoch
Margot ergriff das Wort und rief: So bleib doch
hier, wir werden dich nicht fressen! und nachdem
sie sich geräuspert, fuhr sie fort: Es sind man¬
nigfaltige Klagen über dich angesammelt und
wir haben daher uns als eine Art Gerichtshof
hierher gesetzt, um dich zu richten und in's Ver¬
hör zu nehmen, lieber Vetter! und wir fordern
dich hiermit auf, uns auf alle Fragen treu, wahr
und bescheiden zu antworten! Erstlich wünschen
wir zu wissen -- je, was wollten wir denn zu¬
erst fragen, Caton? Ob er gern Aprikosen
esse, erwiederte diese und Lisette rief: Nein, wie

ſteuer beſchaͤftigt waren und daß Anna ihnen
half; das Herz klopfte mir daher ſogleich, weil
ich irgend etwas Angenehmes ahnte, doch ging
ich erſt nach einer kleinen Weile mit gleichguͤlti¬
ger Miene hin. Die Maͤdchen ſaßen in einem
Halbkreiſe um das weiße Leinenzeug herum,
unter dem gruͤnen Rebendache, und ſie ſahen alle
ſchoͤn und bluͤhend aus. Als ich eintrat und
fragte, was ſie begehrten, laͤchelten und kicherten
ſie eine Zeitlang verlegen, daß ich trotzig ſchon
wieder umkehren und weggehen wollte. Jedoch
Margot ergriff das Wort und rief: So bleib doch
hier, wir werden dich nicht freſſen! und nachdem
ſie ſich geraͤuſpert, fuhr ſie fort: Es ſind man¬
nigfaltige Klagen uͤber dich angeſammelt und
wir haben daher uns als eine Art Gerichtshof
hierher geſetzt, um dich zu richten und in's Ver¬
hoͤr zu nehmen, lieber Vetter! und wir fordern
dich hiermit auf, uns auf alle Fragen treu, wahr
und beſcheiden zu antworten! Erſtlich wuͤnſchen
wir zu wiſſen — je, was wollten wir denn zu¬
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[270/0280] ſteuer beſchaͤftigt waren und daß Anna ihnen half; das Herz klopfte mir daher ſogleich, weil ich irgend etwas Angenehmes ahnte, doch ging ich erſt nach einer kleinen Weile mit gleichguͤlti¬ ger Miene hin. Die Maͤdchen ſaßen in einem Halbkreiſe um das weiße Leinenzeug herum, unter dem gruͤnen Rebendache, und ſie ſahen alle ſchoͤn und bluͤhend aus. Als ich eintrat und fragte, was ſie begehrten, laͤchelten und kicherten ſie eine Zeitlang verlegen, daß ich trotzig ſchon wieder umkehren und weggehen wollte. Jedoch Margot ergriff das Wort und rief: So bleib doch hier, wir werden dich nicht freſſen! und nachdem ſie ſich geraͤuſpert, fuhr ſie fort: Es ſind man¬ nigfaltige Klagen uͤber dich angeſammelt und wir haben daher uns als eine Art Gerichtshof hierher geſetzt, um dich zu richten und in's Ver¬ hoͤr zu nehmen, lieber Vetter! und wir fordern dich hiermit auf, uns auf alle Fragen treu, wahr und beſcheiden zu antworten! Erſtlich wuͤnſchen wir zu wiſſen — je, was wollten wir denn zu¬ erſt fragen, Caton? Ob er gern Aprikoſen eſſe, erwiederte dieſe und Liſette rief: Nein, wie

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/280>, abgerufen am 23.11.2024.