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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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gleich und die Aeltere fuhr fort: "Weißt Du was,
Vetterchen, wir wollen gemeinsam zu Werke ge¬
hen; vertraue uns einmal Deine Leiden und zum
Danke dafür sollst Du unser Vertrauter werden
und unser Rettungsengel in unseren Liebesnöthen!"
"Es dünkt mich, Du hast keinen Rettungsengel
nothwendig," antwortete ich, "denn an Deinem Fen¬
ster steigen die Engel schon ganz lustig die Leiter
auf und nieder!" -- "Hört, nun redet er irre, es
muß schon arg mit ihm stehen!" rief Margot,
roth werdend, und Lisette, welche noch bei Zeiten
sich verschanzen wollte, setzte hinzu: "Ach, laßt
den armen Jungen in Ruh, er ist mir recht lieb
und dauert mich!" "Schweig Du!" sagte ich noch
mehr erbost, "Dir fallen die Liebhaber von den
Bäumen in die Kammer!"

Die Bursche klopften in die Hände und riefen:
Oho, steht es so? Der Maler hat gewiß etwas
gesehen, freilich, freilich, freilich! Wir haben's
schon lange gemerkt! und nun nannten sie die be¬
günstigten Liebhaber der beiden Dämchen, welche
uns den Rücken wandten mit den Worten: Lari¬
fari! ihr seid alle verlogene Schelme und der

gleich und die Aeltere fuhr fort: »Weißt Du was,
Vetterchen, wir wollen gemeinſam zu Werke ge¬
hen; vertraue uns einmal Deine Leiden und zum
Danke dafuͤr ſollſt Du unſer Vertrauter werden
und unſer Rettungsengel in unſeren Liebesnoͤthen!«
»Es duͤnkt mich, Du haſt keinen Rettungsengel
nothwendig,« antwortete ich, »denn an Deinem Fen¬
ſter ſteigen die Engel ſchon ganz luſtig die Leiter
auf und nieder!« — »Hoͤrt, nun redet er irre, es
muß ſchon arg mit ihm ſtehen!« rief Margot,
roth werdend, und Liſette, welche noch bei Zeiten
ſich verſchanzen wollte, ſetzte hinzu: »Ach, laßt
den armen Jungen in Ruh, er iſt mir recht lieb
und dauert mich!« »Schweig Du!« ſagte ich noch
mehr erboſt, »Dir fallen die Liebhaber von den
Baͤumen in die Kammer!«

Die Burſche klopften in die Haͤnde und riefen:
Oho, ſteht es ſo? Der Maler hat gewiß etwas
geſehen, freilich, freilich, freilich! Wir haben's
ſchon lange gemerkt! und nun nannten ſie die be¬
guͤnſtigten Liebhaber der beiden Daͤmchen, welche
uns den Ruͤcken wandten mit den Worten: Lari¬
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[250/0260] gleich und die Aeltere fuhr fort: »Weißt Du was, Vetterchen, wir wollen gemeinſam zu Werke ge¬ hen; vertraue uns einmal Deine Leiden und zum Danke dafuͤr ſollſt Du unſer Vertrauter werden und unſer Rettungsengel in unſeren Liebesnoͤthen!« »Es duͤnkt mich, Du haſt keinen Rettungsengel nothwendig,« antwortete ich, »denn an Deinem Fen¬ ſter ſteigen die Engel ſchon ganz luſtig die Leiter auf und nieder!« — »Hoͤrt, nun redet er irre, es muß ſchon arg mit ihm ſtehen!« rief Margot, roth werdend, und Liſette, welche noch bei Zeiten ſich verſchanzen wollte, ſetzte hinzu: »Ach, laßt den armen Jungen in Ruh, er iſt mir recht lieb und dauert mich!« »Schweig Du!« ſagte ich noch mehr erboſt, »Dir fallen die Liebhaber von den Baͤumen in die Kammer!« Die Burſche klopften in die Haͤnde und riefen: Oho, ſteht es ſo? Der Maler hat gewiß etwas geſehen, freilich, freilich, freilich! Wir haben's ſchon lange gemerkt! und nun nannten ſie die be¬ guͤnſtigten Liebhaber der beiden Daͤmchen, welche uns den Ruͤcken wandten mit den Worten: Lari¬ fari! ihr ſeid alle verlogene Schelme und der

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/260>, abgerufen am 27.11.2024.