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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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Dies Alles unterschied ich im Augenblick nicht
genau, allein es machte zusammen einen solchen
Eindruck auf mich, daß ich erschrak, als ich mich
zum Frühstück, welches inzwischen aufgetragen
war, neben sie setzen mußte; denn der Oheim
hatte, da Anna aus Wälschland kam, seine fran¬
zösischen Künste aus der eleganten Zeit des Pfarr¬
hauses wieder zusammengelesen und zu mir ge¬
sagt: Eh bien! monsieur le neveu! prenez
place aupres de Mademoiselle votre cousine
,
s'il vous plaeit, he, parbleu! est-ce que vous
n'avez pas bien dormi
? vous faites une triste
figure
, il me paraeit! und zu Anna, mit einem
komischen Kratzfuße, indem er mit seinem Wald¬
hörnchen salutirte: Veuillez accepter les services
de ce pauvre jeune homme de la triste figure,
Mademoiselle! souffrez
, s'il vous plaeit, qu'il
fasse votre galant, pour que notre illustre
maison revisse les beaux jours d'autrefois
!
allons parler francais toute la compagnie!
Nun begann eine drollige Unterhaltung in fran¬
zösischen Brocken, welche sich auf die lustigste
Weise kreuzten, indem Niemand sich schämte, seine

Dies Alles unterſchied ich im Augenblick nicht
genau, allein es machte zuſammen einen ſolchen
Eindruck auf mich, daß ich erſchrak, als ich mich
zum Fruͤhſtuͤck, welches inzwiſchen aufgetragen
war, neben ſie ſetzen mußte; denn der Oheim
hatte, da Anna aus Waͤlſchland kam, ſeine fran¬
zoͤſiſchen Kuͤnſte aus der eleganten Zeit des Pfarr¬
hauſes wieder zuſammengeleſen und zu mir ge¬
ſagt: Eh bien! monsieur le neveu! prenez
place auprès de Mademoiselle votre cousine
,
s'il vous plaît, hé, parbleu! est-ce que vous
n'avez pas bien dormi
? vous faites une triste
figure
, il me paraît! und zu Anna, mit einem
komiſchen Kratzfuße, indem er mit ſeinem Wald¬
hoͤrnchen ſalutirte: Veuillez accepter les services
de ce pauvre jeune homme de la triste figure,
Mademoiselle! souffrez
, s'il vous plaît, qu'il
fasse vôtre galant, pour que notre illustre
maison revisse les beaux jours d'autrefois
!
allons parler français toute la compagnie!
Nun begann eine drollige Unterhaltung in fran¬
zoͤſiſchen Brocken, welche ſich auf die luſtigſte
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[230/0240] Dies Alles unterſchied ich im Augenblick nicht genau, allein es machte zuſammen einen ſolchen Eindruck auf mich, daß ich erſchrak, als ich mich zum Fruͤhſtuͤck, welches inzwiſchen aufgetragen war, neben ſie ſetzen mußte; denn der Oheim hatte, da Anna aus Waͤlſchland kam, ſeine fran¬ zoͤſiſchen Kuͤnſte aus der eleganten Zeit des Pfarr¬ hauſes wieder zuſammengeleſen und zu mir ge¬ ſagt: Eh bien! monsieur le neveu! prenez place auprès de Mademoiselle votre cousine, s'il vous plaît, hé, parbleu! est-ce que vous n'avez pas bien dormi? vous faites une triste figure, il me paraît! und zu Anna, mit einem komiſchen Kratzfuße, indem er mit ſeinem Wald¬ hoͤrnchen ſalutirte: Veuillez accepter les services de ce pauvre jeune homme de la triste figure, Mademoiselle! souffrez, s'il vous plaît, qu'il fasse vôtre galant, pour que notre illustre maison revisse les beaux jours d'autrefois! allons parler français toute la compagnie! Nun begann eine drollige Unterhaltung in fran¬ zoͤſiſchen Brocken, welche ſich auf die luſtigſte Weiſe kreuzten, indem Niemand ſich ſchaͤmte, ſeine

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/240>, abgerufen am 24.11.2024.