sie fanden keinen Anklang bei mir. Ich verab¬ scheute jeden Gedanken an Tagelohn und kleine Industrie und wollte allein auf dem geraden Wege an's Ziel gelangen. Das Refectorium erschien mir mit jedem Tage mehr als ein Hinderniß und eine Beengung; ich sehnte mich darnach, in unserem Hause mir eine stille Werkstatt einzu¬ richten und mir selbst zu helfen, so gut es ginge, und eines Morgens verabschiedete ich mich, noch vor Beendigung meiner Lehrzeit, bei Herrn Haber¬ saat und erklärte der Mutter, ich würde nun zu Hause arbeiten, wenn sie verlange, daß ich etwas verdienen solle, so könne ich dies auch ohne ihn thun, zu lernen wüßte ich Nichts mehr bei ihm.
Vergnügt und hoffnungsvoll schlug ich meinen Sitz zu oberst im Hause auf, in einer Dachkam¬ mer, welche über einen Theil der Stadt weg weit nach Norden hin sah, deren Fenster am frühen Morgen und am Abend den ersten und letzten Sonnenblick auffingen. Es war mir eine ebenso wichtige als angenehme Arbeit, mir hier eine eigene Welt zu schaffen, und ich brachte mehrere Tage mit der Einrichtung der Kammer
ſie fanden keinen Anklang bei mir. Ich verab¬ ſcheute jeden Gedanken an Tagelohn und kleine Induſtrie und wollte allein auf dem geraden Wege an's Ziel gelangen. Das Refectorium erſchien mir mit jedem Tage mehr als ein Hinderniß und eine Beengung; ich ſehnte mich darnach, in unſerem Hauſe mir eine ſtille Werkſtatt einzu¬ richten und mir ſelbſt zu helfen, ſo gut es ginge, und eines Morgens verabſchiedete ich mich, noch vor Beendigung meiner Lehrzeit, bei Herrn Haber¬ ſaat und erklaͤrte der Mutter, ich wuͤrde nun zu Hauſe arbeiten, wenn ſie verlange, daß ich etwas verdienen ſolle, ſo koͤnne ich dies auch ohne ihn thun, zu lernen wuͤßte ich Nichts mehr bei ihm.
Vergnuͤgt und hoffnungsvoll ſchlug ich meinen Sitz zu oberſt im Hauſe auf, in einer Dachkam¬ mer, welche uͤber einen Theil der Stadt weg weit nach Norden hin ſah, deren Fenſter am fruͤhen Morgen und am Abend den erſten und letzten Sonnenblick auffingen. Es war mir eine ebenſo wichtige als angenehme Arbeit, mir hier eine eigene Welt zu ſchaffen, und ich brachte mehrere Tage mit der Einrichtung der Kammer
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ſie fanden keinen Anklang bei mir. Ich verab¬
ſcheute jeden Gedanken an Tagelohn und kleine
Induſtrie und wollte allein auf dem geraden Wege
an's Ziel gelangen. Das Refectorium erſchien
mir mit jedem Tage mehr als ein Hinderniß
und eine Beengung; ich ſehnte mich darnach, in
unſerem Hauſe mir eine ſtille Werkſtatt einzu¬
richten und mir ſelbſt zu helfen, ſo gut es ginge,
und eines Morgens verabſchiedete ich mich, noch
vor Beendigung meiner Lehrzeit, bei Herrn Haber¬
ſaat und erklaͤrte der Mutter, ich wuͤrde nun zu
Hauſe arbeiten, wenn ſie verlange, daß ich etwas
verdienen ſolle, ſo koͤnne ich dies auch ohne ihn
thun, zu lernen wuͤßte ich Nichts mehr bei ihm.
Vergnuͤgt und hoffnungsvoll ſchlug ich meinen
Sitz zu oberſt im Hauſe auf, in einer Dachkam¬
mer, welche uͤber einen Theil der Stadt weg
weit nach Norden hin ſah, deren Fenſter am
fruͤhen Morgen und am Abend den erſten und
letzten Sonnenblick auffingen. Es war mir eine
ebenſo wichtige als angenehme Arbeit, mir hier
eine eigene Welt zu ſchaffen, und ich brachte
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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