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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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und sonst mit allen den kleinen Geschäften, solchen
Betriebes umgehen, kurz ich wuchs den Winter
hindurch zu einer Art Tausendkünstler und Fac¬
totum heran, der nun für eine Bahn, wie sie
Habersaat verfolgte, reif war und eigentlich das
wirklich erreicht hatte, was dieser ihm beizubrin¬
gen sich verpflichten konnte, der aber von dem
Ziele, das ihm vorschwebte, entfernter als je war.
Ich fühlte dunkel, daß ich eigentlich erst jetzt mit
einigem Verstande beginnen sollte und sah mich
doch mit einer bedenklichen und leeren Fertigkeit
ausgerüstet und ohne etwas Rechtes zu können.
Dies gestand ich mir zwar nicht, aber es ver¬
ursachte doch einen untröstlichen Widerspruch; ich
langweilte mich in dem alten Kloster und blieb
wochenlang zu Hause, um dort zu lesen oder
Arbeiten zu beginnen, die ich vor dem Meister
verbarg. Dieser suchte meine Mutter auf, be¬
schwerte sich über meine Zerstreutheit, rühmte
meine Fortschritte und schlug vor, ich sollte nun
in ein anderes Verhältniß zu ihm treten, in
seinem Geschäfte für ihn arbeiten, fleißig und
pünktlich, aber gegen reichliche Entschädigung,

und ſonſt mit allen den kleinen Geſchaͤften, ſolchen
Betriebes umgehen, kurz ich wuchs den Winter
hindurch zu einer Art Tauſendkuͤnſtler und Fac¬
totum heran, der nun fuͤr eine Bahn, wie ſie
Haberſaat verfolgte, reif war und eigentlich das
wirklich erreicht hatte, was dieſer ihm beizubrin¬
gen ſich verpflichten konnte, der aber von dem
Ziele, das ihm vorſchwebte, entfernter als je war.
Ich fuͤhlte dunkel, daß ich eigentlich erſt jetzt mit
einigem Verſtande beginnen ſollte und ſah mich
doch mit einer bedenklichen und leeren Fertigkeit
ausgeruͤſtet und ohne etwas Rechtes zu koͤnnen.
Dies geſtand ich mir zwar nicht, aber es ver¬
urſachte doch einen untroͤſtlichen Widerſpruch; ich
langweilte mich in dem alten Kloſter und blieb
wochenlang zu Hauſe, um dort zu leſen oder
Arbeiten zu beginnen, die ich vor dem Meiſter
verbarg. Dieſer ſuchte meine Mutter auf, be¬
ſchwerte ſich uͤber meine Zerſtreutheit, ruͤhmte
meine Fortſchritte und ſchlug vor, ich ſollte nun
in ein anderes Verhaͤltniß zu ihm treten, in
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[197/0207] und ſonſt mit allen den kleinen Geſchaͤften, ſolchen Betriebes umgehen, kurz ich wuchs den Winter hindurch zu einer Art Tauſendkuͤnſtler und Fac¬ totum heran, der nun fuͤr eine Bahn, wie ſie Haberſaat verfolgte, reif war und eigentlich das wirklich erreicht hatte, was dieſer ihm beizubrin¬ gen ſich verpflichten konnte, der aber von dem Ziele, das ihm vorſchwebte, entfernter als je war. Ich fuͤhlte dunkel, daß ich eigentlich erſt jetzt mit einigem Verſtande beginnen ſollte und ſah mich doch mit einer bedenklichen und leeren Fertigkeit ausgeruͤſtet und ohne etwas Rechtes zu koͤnnen. Dies geſtand ich mir zwar nicht, aber es ver¬ urſachte doch einen untroͤſtlichen Widerſpruch; ich langweilte mich in dem alten Kloſter und blieb wochenlang zu Hauſe, um dort zu leſen oder Arbeiten zu beginnen, die ich vor dem Meiſter verbarg. Dieſer ſuchte meine Mutter auf, be¬ ſchwerte ſich uͤber meine Zerſtreutheit, ruͤhmte meine Fortſchritte und ſchlug vor, ich ſollte nun in ein anderes Verhaͤltniß zu ihm treten, in ſeinem Geſchaͤfte fuͤr ihn arbeiten, fleißig und puͤnktlich, aber gegen reichliche Entſchaͤdigung,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/207>, abgerufen am 24.11.2024.