vom Boden auf, drehte sie krampfhaft zusammen und hatte nicht übel Lust, den Mann damit in's Gesicht zu schlagen. Zugleich riefen verschiedene Stimmen: "Sein Sie ruhig, oder man wird Sie hinaus werfen!"
"Ich ersuche Sie, das bleiben zu lassen, meine Herren!" sagte der Graf, welcher hereinkommend Alles mit angesehen hatte, mit entschiedener Stimme und trat neben Heinrich. "Wenn hier Jemand," fuhr er fort, "keine Lebensart besitzt, so ist es jedenfalls nicht dieser junge Mann, und insbesondere verwahre ich mich dagegen, daß es deutscher Sitte gemäß sei, einen harmlosen Rei¬ senden durch Thätlichkeiten zu belehren!"
Die Anwesenden hatten sich schon stillschwei¬ gend zurückgezogen und der dicke Wirth, welcher vorhin keine Miene gemacht hatte, den Fremden in seinem Hause zu beschützen, war in angstvoller Verlegenheit. Nur der Anführer der Beamten¬ gesellschaft erwiederte mit unsicherer Stimme: "Wenn wir von einem Fremden die gebührliche Achtung verlangen, so geschieht es in Rücksicht
vom Boden auf, drehte ſie krampfhaft zuſammen und hatte nicht uͤbel Luſt, den Mann damit in's Geſicht zu ſchlagen. Zugleich riefen verſchiedene Stimmen: »Sein Sie ruhig, oder man wird Sie hinaus werfen!«
»Ich erſuche Sie, das bleiben zu laſſen, meine Herren!« ſagte der Graf, welcher hereinkommend Alles mit angeſehen hatte, mit entſchiedener Stimme und trat neben Heinrich. »Wenn hier Jemand,« fuhr er fort, »keine Lebensart beſitzt, ſo iſt es jedenfalls nicht dieſer junge Mann, und insbeſondere verwahre ich mich dagegen, daß es deutſcher Sitte gemaͤß ſei, einen harmloſen Rei¬ ſenden durch Thaͤtlichkeiten zu belehren!«
Die Anweſenden hatten ſich ſchon ſtillſchwei¬ gend zuruͤckgezogen und der dicke Wirth, welcher vorhin keine Miene gemacht hatte, den Fremden in ſeinem Hauſe zu beſchuͤtzen, war in angſtvoller Verlegenheit. Nur der Anfuͤhrer der Beamten¬ geſellſchaft erwiederte mit unſicherer Stimme: »Wenn wir von einem Fremden die gebuͤhrliche Achtung verlangen, ſo geſchieht es in Ruͤckſicht
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[67/0081]
vom Boden auf, drehte ſie krampfhaft zuſammen
und hatte nicht uͤbel Luſt, den Mann damit in's
Geſicht zu ſchlagen. Zugleich riefen verſchiedene
Stimmen: »Sein Sie ruhig, oder man wird
Sie hinaus werfen!«
»Ich erſuche Sie, das bleiben zu laſſen, meine
Herren!« ſagte der Graf, welcher hereinkommend
Alles mit angeſehen hatte, mit entſchiedener
Stimme und trat neben Heinrich. »Wenn hier
Jemand,« fuhr er fort, »keine Lebensart beſitzt,
ſo iſt es jedenfalls nicht dieſer junge Mann, und
insbeſondere verwahre ich mich dagegen, daß es
deutſcher Sitte gemaͤß ſei, einen harmloſen Rei¬
ſenden durch Thaͤtlichkeiten zu belehren!«
Die Anweſenden hatten ſich ſchon ſtillſchwei¬
gend zuruͤckgezogen und der dicke Wirth, welcher
vorhin keine Miene gemacht hatte, den Fremden
in ſeinem Hauſe zu beſchuͤtzen, war in angſtvoller
Verlegenheit. Nur der Anfuͤhrer der Beamten¬
geſellſchaft erwiederte mit unſicherer Stimme:
»Wenn wir von einem Fremden die gebuͤhrliche
Achtung verlangen, ſo geſchieht es in Ruͤckſicht
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/81>, abgerufen am 25.11.2024.
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