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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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und meine Bücher waren immer am elegantesten
gebunden. Allein für alles Andere, was im ge¬
ringsten des Ueberflusses verdächtig schien, be¬
harrte sie unerbittlich auf dem Grundsatze, daß
kein Pfennig unnütz dürfe ausgegeben werden
und daß ich dies frühzeitig lernen müsse. Nur
für die allgemeinsten Ausflüge und Unternehmun¬
gen
, von denen zurückzubleiben ein zu großer
Schmerz für mich gewesen wäre, gab sie mir ein
kärgliches Geld, welches jedes Mal schon in der
Mitte des frohen Tages aufgezehrt war. Dabei
hielt sie mich in weiblicher Unkenntniß der Welt
nicht etwa in der Abgeschiedenheit zurück, wie
es sich zu ihrer strengen Sparsamkeit geschickt
hätte, sondern ließ mich meine ganze Zeit in der
Gemeinschaft der Anderen zubringen, mich nur
unter lauter wohlgezogenen Knaben und unter
der Aufsicht des großen, angesehenen Lehrerper¬
sonales wähnend, während gerade dadurch das
Mitmachen und Vergleichen unvermeidlich wurde
und ich in tausend Verlegenheiten und schiefe
Stellungen gerieth. In der Einfachheit und Un¬
schuld ihres Gemüthes und ihres Lebenslaufes

und meine Buͤcher waren immer am eleganteſten
gebunden. Allein fuͤr alles Andere, was im ge¬
ringſten des Ueberfluſſes verdaͤchtig ſchien, be¬
harrte ſie unerbittlich auf dem Grundſatze, daß
kein Pfennig unnuͤtz duͤrfe ausgegeben werden
und daß ich dies fruͤhzeitig lernen muͤſſe. Nur
fuͤr die allgemeinſten Ausfluͤge und Unternehmun¬
gen
, von denen zuruͤckzubleiben ein zu großer
Schmerz fuͤr mich geweſen waͤre, gab ſie mir ein
kaͤrgliches Geld, welches jedes Mal ſchon in der
Mitte des frohen Tages aufgezehrt war. Dabei
hielt ſie mich in weiblicher Unkenntniß der Welt
nicht etwa in der Abgeſchiedenheit zuruͤck, wie
es ſich zu ihrer ſtrengen Sparſamkeit geſchickt
haͤtte, ſondern ließ mich meine ganze Zeit in der
Gemeinſchaft der Anderen zubringen, mich nur
unter lauter wohlgezogenen Knaben und unter
der Aufſicht des großen, angeſehenen Lehrerper¬
ſonales waͤhnend, waͤhrend gerade dadurch das
Mitmachen und Vergleichen unvermeidlich wurde
und ich in tauſend Verlegenheiten und ſchiefe
Stellungen gerieth. In der Einfachheit und Un¬
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[304/0318] und meine Buͤcher waren immer am eleganteſten gebunden. Allein fuͤr alles Andere, was im ge¬ ringſten des Ueberfluſſes verdaͤchtig ſchien, be¬ harrte ſie unerbittlich auf dem Grundſatze, daß kein Pfennig unnuͤtz duͤrfe ausgegeben werden und daß ich dies fruͤhzeitig lernen muͤſſe. Nur fuͤr die allgemeinſten Ausfluͤge und Unternehmun¬ gen, von denen zuruͤckzubleiben ein zu großer Schmerz fuͤr mich geweſen waͤre, gab ſie mir ein kaͤrgliches Geld, welches jedes Mal ſchon in der Mitte des frohen Tages aufgezehrt war. Dabei hielt ſie mich in weiblicher Unkenntniß der Welt nicht etwa in der Abgeſchiedenheit zuruͤck, wie es ſich zu ihrer ſtrengen Sparſamkeit geſchickt haͤtte, ſondern ließ mich meine ganze Zeit in der Gemeinſchaft der Anderen zubringen, mich nur unter lauter wohlgezogenen Knaben und unter der Aufſicht des großen, angeſehenen Lehrerper¬ ſonales waͤhnend, waͤhrend gerade dadurch das Mitmachen und Vergleichen unvermeidlich wurde und ich in tauſend Verlegenheiten und ſchiefe Stellungen gerieth. In der Einfachheit und Un¬ ſchuld ihres Gemuͤthes und ihres Lebenslaufes

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/318>, abgerufen am 25.11.2024.