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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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nach unserm Ammenmährchen die kleinen Kinder
geholt werden. Ich verfertigte auch eigene
Sphärentafeln für sie, worauf Jeder verzeichnet
war mit seiner tugendlichen oder schlimmen Auf¬
führung, und wenn Einer mein Mißfallen er¬
regte, so wurde er so gut an einen schlechtern
Ort gebracht als die lebendigen Leute. Ich trieb
diese Dinge alle in einer abgelegenen Kammer,
wo ich eines Abends in der Dämmerung alle
Gläser auf meinen Lieblingstisch stellte, ein altes
braunes Möbel mit etlichen Auszügen. Ich
reihte die Gläser in einen großen Kreis, die vier
Elemente in der Mitte, und breitete meine bun¬
ten Tabellen aus, beleuchtet von einigen Wachs¬
männern, denen Dochte aus erhobenen Händen
brannten, und vertiefte mich nun in die Con¬
stellationen auf den Karten, während ich die be¬
treffenden Schicksalsträger einzeln vortreten ließ
und musterte, den Wächserich und den Hürli¬
mann, den Meyer oder den Vogelmann. Von
Ungefähr stieß ich an den Tisch, daß alle Gläser
erzitterten und die Wachsmännchen schwankten
und zappelten. Dies gefiel mir, so daß ich an¬

nach unſerm Ammenmaͤhrchen die kleinen Kinder
geholt werden. Ich verfertigte auch eigene
Sphaͤrentafeln fuͤr ſie, worauf Jeder verzeichnet
war mit ſeiner tugendlichen oder ſchlimmen Auf¬
fuͤhrung, und wenn Einer mein Mißfallen er¬
regte, ſo wurde er ſo gut an einen ſchlechtern
Ort gebracht als die lebendigen Leute. Ich trieb
dieſe Dinge alle in einer abgelegenen Kammer,
wo ich eines Abends in der Daͤmmerung alle
Glaͤſer auf meinen Lieblingstiſch ſtellte, ein altes
braunes Moͤbel mit etlichen Auszuͤgen. Ich
reihte die Glaͤſer in einen großen Kreis, die vier
Elemente in der Mitte, und breitete meine bun¬
ten Tabellen aus, beleuchtet von einigen Wachs¬
maͤnnern, denen Dochte aus erhobenen Haͤnden
brannten, und vertiefte mich nun in die Con¬
ſtellationen auf den Karten, waͤhrend ich die be¬
treffenden Schickſalstraͤger einzeln vortreten ließ
und muſterte, den Waͤchſerich und den Huͤrli¬
mann, den Meyer oder den Vogelmann. Von
Ungefaͤhr ſtieß ich an den Tiſch, daß alle Glaͤſer
erzitterten und die Wachsmaͤnnchen ſchwankten
und zappelten. Dies gefiel mir, ſo daß ich an¬

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[255/0269] nach unſerm Ammenmaͤhrchen die kleinen Kinder geholt werden. Ich verfertigte auch eigene Sphaͤrentafeln fuͤr ſie, worauf Jeder verzeichnet war mit ſeiner tugendlichen oder ſchlimmen Auf¬ fuͤhrung, und wenn Einer mein Mißfallen er¬ regte, ſo wurde er ſo gut an einen ſchlechtern Ort gebracht als die lebendigen Leute. Ich trieb dieſe Dinge alle in einer abgelegenen Kammer, wo ich eines Abends in der Daͤmmerung alle Glaͤſer auf meinen Lieblingstiſch ſtellte, ein altes braunes Moͤbel mit etlichen Auszuͤgen. Ich reihte die Glaͤſer in einen großen Kreis, die vier Elemente in der Mitte, und breitete meine bun¬ ten Tabellen aus, beleuchtet von einigen Wachs¬ maͤnnern, denen Dochte aus erhobenen Haͤnden brannten, und vertiefte mich nun in die Con¬ ſtellationen auf den Karten, waͤhrend ich die be¬ treffenden Schickſalstraͤger einzeln vortreten ließ und muſterte, den Waͤchſerich und den Huͤrli¬ mann, den Meyer oder den Vogelmann. Von Ungefaͤhr ſtieß ich an den Tiſch, daß alle Glaͤſer erzitterten und die Wachsmaͤnnchen ſchwankten und zappelten. Dies gefiel mir, ſo daß ich an¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/269>, abgerufen am 22.11.2024.