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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Strom geworfen, hielt ich ebenfalls für werth¬
volle Stücke, Glasperlen für Edelsteine, und der
Trödelkram der Frau Margreth lieferte mir
einigen Abfall an polirten Marmorscherben und
halb durchsichtigen Alabasterschnörkeln, welche
überdies noch eine antiquarische Glorie durch¬
drang. Für diese Dinge verfertigte ich Fächer
und Behälter und legte ihnen wunderlich be¬
schriebene Zettel bei. Wenn die Sonne in unser
Höfchen schien, so schleppte ich den ganzen
Schatz herunter, wusch Stück für Stück in dem
kleinen Brünnlein und breitete sie nachher an
der Sonne aus, um sie zu trocknen, mich an
ihrem Glanze erfreuend. Dann ordnete ich sie
wieder in die Schachteln und hüllte die glän¬
zendsten Dinge sorglich in Baumwolle, welche
ich aus den großen Ballen am Hafenplatze ge¬
zupft hatte. So trieb ich es lange Zeit; allein
es war nur der äußere Schein, der mich erbaute,
und als ich sah, daß jene Knaben für jeden Stein
einen bestimmten Namen besaßen und zugleich
viel Merkwürdiges, was mir unzugänglich war,
wie Krystalle und Erze, auch ein Verständniß

Strom geworfen, hielt ich ebenfalls fuͤr werth¬
volle Stuͤcke, Glasperlen fuͤr Edelſteine, und der
Troͤdelkram der Frau Margreth lieferte mir
einigen Abfall an polirten Marmorſcherben und
halb durchſichtigen Alabaſterſchnoͤrkeln, welche
uͤberdies noch eine antiquariſche Glorie durch¬
drang. Fuͤr dieſe Dinge verfertigte ich Faͤcher
und Behaͤlter und legte ihnen wunderlich be¬
ſchriebene Zettel bei. Wenn die Sonne in unſer
Hoͤfchen ſchien, ſo ſchleppte ich den ganzen
Schatz herunter, wuſch Stuͤck fuͤr Stuͤck in dem
kleinen Bruͤnnlein und breitete ſie nachher an
der Sonne aus, um ſie zu trocknen, mich an
ihrem Glanze erfreuend. Dann ordnete ich ſie
wieder in die Schachteln und huͤllte die glaͤn¬
zendſten Dinge ſorglich in Baumwolle, welche
ich aus den großen Ballen am Hafenplatze ge¬
zupft hatte. So trieb ich es lange Zeit; allein
es war nur der aͤußere Schein, der mich erbaute,
und als ich ſah, daß jene Knaben fuͤr jeden Stein
einen beſtimmten Namen beſaßen und zugleich
viel Merkwuͤrdiges, was mir unzugaͤnglich war,
wie Kryſtalle und Erze, auch ein Verſtaͤndniß

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[245/0259] Strom geworfen, hielt ich ebenfalls fuͤr werth¬ volle Stuͤcke, Glasperlen fuͤr Edelſteine, und der Troͤdelkram der Frau Margreth lieferte mir einigen Abfall an polirten Marmorſcherben und halb durchſichtigen Alabaſterſchnoͤrkeln, welche uͤberdies noch eine antiquariſche Glorie durch¬ drang. Fuͤr dieſe Dinge verfertigte ich Faͤcher und Behaͤlter und legte ihnen wunderlich be¬ ſchriebene Zettel bei. Wenn die Sonne in unſer Hoͤfchen ſchien, ſo ſchleppte ich den ganzen Schatz herunter, wuſch Stuͤck fuͤr Stuͤck in dem kleinen Bruͤnnlein und breitete ſie nachher an der Sonne aus, um ſie zu trocknen, mich an ihrem Glanze erfreuend. Dann ordnete ich ſie wieder in die Schachteln und huͤllte die glaͤn¬ zendſten Dinge ſorglich in Baumwolle, welche ich aus den großen Ballen am Hafenplatze ge¬ zupft hatte. So trieb ich es lange Zeit; allein es war nur der aͤußere Schein, der mich erbaute, und als ich ſah, daß jene Knaben fuͤr jeden Stein einen beſtimmten Namen beſaßen und zugleich viel Merkwuͤrdiges, was mir unzugaͤnglich war, wie Kryſtalle und Erze, auch ein Verſtaͤndniß

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/259>, abgerufen am 25.11.2024.