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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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trüben Helldunkel, während ein noch älteres,
spitziges, eisgraues Männchen mit Hülfe einiger
Untergebenen in der Halle herumhandthierte und
eine zahlreiche Menge Leute abfertigte, welche
fortwährend ab und zu ging. Die Seele des
Geschäftes war aber die Frau und von ihr aus
gingen alle Befehle und Anordnungen, ungeach¬
tet sie sich nie von ihrem Platze bewegte und
man sie noch weniger je auf einer Straße gese¬
hen hatte. Sie trug immer bloße Arme und
hatte schneeweiße Hemdsärmel, auf eine künstliche
Weise gefältelt, wie man es sonst nirgends mehr
sah und es vielleicht vor hundert Jahren schon so
getragen wurde. Es war die originellste Frau
von der Welt, welche schon vor dreißig Jahren
mit ihrem Manne blutarm und unwissend in die
Stadt gezogen, um da ihr Brot zu suchen.
Nachdem sie mit Tagelohn und saurer Arbeit
eine Reihe von mühseligen Jahren durchgekämpft
hatte, gelang es ihr, einen kleinen Trödelkram
zu errichten und erwarb sich mit der Zeit durch
Glück und Gewandtheit in ihren Unternehmungen
einen behaglichen Wohlstand, welchen sie auf die

truͤben Helldunkel, waͤhrend ein noch aͤlteres,
ſpitziges, eisgraues Maͤnnchen mit Huͤlfe einiger
Untergebenen in der Halle herumhandthierte und
eine zahlreiche Menge Leute abfertigte, welche
fortwaͤhrend ab und zu ging. Die Seele des
Geſchaͤftes war aber die Frau und von ihr aus
gingen alle Befehle und Anordnungen, ungeach¬
tet ſie ſich nie von ihrem Platze bewegte und
man ſie noch weniger je auf einer Straße geſe¬
hen hatte. Sie trug immer bloße Arme und
hatte ſchneeweiße Hemdsaͤrmel, auf eine kuͤnſtliche
Weiſe gefaͤltelt, wie man es ſonſt nirgends mehr
ſah und es vielleicht vor hundert Jahren ſchon ſo
getragen wurde. Es war die originellſte Frau
von der Welt, welche ſchon vor dreißig Jahren
mit ihrem Manne blutarm und unwiſſend in die
Stadt gezogen, um da ihr Brot zu ſuchen.
Nachdem ſie mit Tagelohn und ſaurer Arbeit
eine Reihe von muͤhſeligen Jahren durchgekaͤmpft
hatte, gelang es ihr, einen kleinen Troͤdelkram
zu errichten und erwarb ſich mit der Zeit durch
Gluͤck und Gewandtheit in ihren Unternehmungen
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[176/0190] truͤben Helldunkel, waͤhrend ein noch aͤlteres, ſpitziges, eisgraues Maͤnnchen mit Huͤlfe einiger Untergebenen in der Halle herumhandthierte und eine zahlreiche Menge Leute abfertigte, welche fortwaͤhrend ab und zu ging. Die Seele des Geſchaͤftes war aber die Frau und von ihr aus gingen alle Befehle und Anordnungen, ungeach¬ tet ſie ſich nie von ihrem Platze bewegte und man ſie noch weniger je auf einer Straße geſe¬ hen hatte. Sie trug immer bloße Arme und hatte ſchneeweiße Hemdsaͤrmel, auf eine kuͤnſtliche Weiſe gefaͤltelt, wie man es ſonſt nirgends mehr ſah und es vielleicht vor hundert Jahren ſchon ſo getragen wurde. Es war die originellſte Frau von der Welt, welche ſchon vor dreißig Jahren mit ihrem Manne blutarm und unwiſſend in die Stadt gezogen, um da ihr Brot zu ſuchen. Nachdem ſie mit Tagelohn und ſaurer Arbeit eine Reihe von muͤhſeligen Jahren durchgekaͤmpft hatte, gelang es ihr, einen kleinen Troͤdelkram zu errichten und erwarb ſich mit der Zeit durch Gluͤck und Gewandtheit in ihren Unternehmungen einen behaglichen Wohlſtand, welchen ſie auf die

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/190>, abgerufen am 22.11.2024.