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Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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und nahm Sali's Hand, das sind keine Teufelskünste! Wie lange hätte ich gern einmal gelacht! Ich habe wohl zuweilen, wenn ich ganz allein war, über irgend etwas lachen müssen, aber es war nichts Rechts dabei; jetzt aber möchte ich dich immer und ewig anlachen, wenn ich dich sehe, und ich möchte dich wohl immer und ewig sehen! Bist du mir auch ein bischen recht gut? -- O Vreeli! sagte er und sah ihr ergeben und treuherzig in die Augen, und ich habe noch nie ein Mädchen angesehen, es war mir immer, als ob ich dich einst lieb haben müßte, und ohne daß ich wollte oder wußte, hast du mir doch immer im Sinn gelegen! -- Und du mir auch, sagte Vrenchen, und das noch viel mehr; denn du hast mich nie angesehen und wußtest nicht, wie ich geworden bin; ich aber habe dich zu Zeiten aus der Ferne und sogar heimlich aus der Nähe recht gut betrachtet und wußte immer, wie du aussiehst! Weißt du noch, wie oft wir als Kinder hieher gekommen sind? Denkst du noch des kleinen Wagens? Wie kleine Leute sind wir damals gewesen, und wie lang ist es her! Man sollte denken, wir wären recht alt. -- Wie alt bist du jetzt? fragte Sali voll Vergnügen und Zufriedenheit, du mußt ungefähr siebzehn sein? -- Siebzehn und ein halbes Jahr bin ich alt! erwiderte Vrenchen, und wie alt bist du? Ich weiß aber schon, du bist bald zwanzig! -- Woher weißt du das? fragte Sali. -- Gelt, wenn ich es sagen wollte! -- Du willst es nicht sagen? -- Nein! -- Gewiß nicht ? -- Nein, -- nein!

und nahm Sali's Hand, das sind keine Teufelskünste! Wie lange hätte ich gern einmal gelacht! Ich habe wohl zuweilen, wenn ich ganz allein war, über irgend etwas lachen müssen, aber es war nichts Rechts dabei; jetzt aber möchte ich dich immer und ewig anlachen, wenn ich dich sehe, und ich möchte dich wohl immer und ewig sehen! Bist du mir auch ein bischen recht gut? — O Vreeli! sagte er und sah ihr ergeben und treuherzig in die Augen, und ich habe noch nie ein Mädchen angesehen, es war mir immer, als ob ich dich einst lieb haben müßte, und ohne daß ich wollte oder wußte, hast du mir doch immer im Sinn gelegen! — Und du mir auch, sagte Vrenchen, und das noch viel mehr; denn du hast mich nie angesehen und wußtest nicht, wie ich geworden bin; ich aber habe dich zu Zeiten aus der Ferne und sogar heimlich aus der Nähe recht gut betrachtet und wußte immer, wie du aussiehst! Weißt du noch, wie oft wir als Kinder hieher gekommen sind? Denkst du noch des kleinen Wagens? Wie kleine Leute sind wir damals gewesen, und wie lang ist es her! Man sollte denken, wir wären recht alt. — Wie alt bist du jetzt? fragte Sali voll Vergnügen und Zufriedenheit, du mußt ungefähr siebzehn sein? — Siebzehn und ein halbes Jahr bin ich alt! erwiderte Vrenchen, und wie alt bist du? Ich weiß aber schon, du bist bald zwanzig! — Woher weißt du das? fragte Sali. — Gelt, wenn ich es sagen wollte! — Du willst es nicht sagen? — Nein! — Gewiß nicht ? — Nein, — nein!

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[0062] und nahm Sali's Hand, das sind keine Teufelskünste! Wie lange hätte ich gern einmal gelacht! Ich habe wohl zuweilen, wenn ich ganz allein war, über irgend etwas lachen müssen, aber es war nichts Rechts dabei; jetzt aber möchte ich dich immer und ewig anlachen, wenn ich dich sehe, und ich möchte dich wohl immer und ewig sehen! Bist du mir auch ein bischen recht gut? — O Vreeli! sagte er und sah ihr ergeben und treuherzig in die Augen, und ich habe noch nie ein Mädchen angesehen, es war mir immer, als ob ich dich einst lieb haben müßte, und ohne daß ich wollte oder wußte, hast du mir doch immer im Sinn gelegen! — Und du mir auch, sagte Vrenchen, und das noch viel mehr; denn du hast mich nie angesehen und wußtest nicht, wie ich geworden bin; ich aber habe dich zu Zeiten aus der Ferne und sogar heimlich aus der Nähe recht gut betrachtet und wußte immer, wie du aussiehst! Weißt du noch, wie oft wir als Kinder hieher gekommen sind? Denkst du noch des kleinen Wagens? Wie kleine Leute sind wir damals gewesen, und wie lang ist es her! Man sollte denken, wir wären recht alt. — Wie alt bist du jetzt? fragte Sali voll Vergnügen und Zufriedenheit, du mußt ungefähr siebzehn sein? — Siebzehn und ein halbes Jahr bin ich alt! erwiderte Vrenchen, und wie alt bist du? Ich weiß aber schon, du bist bald zwanzig! — Woher weißt du das? fragte Sali. — Gelt, wenn ich es sagen wollte! — Du willst es nicht sagen? — Nein! — Gewiß nicht ? — Nein, — nein!

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:34:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:34:29Z)

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Romeo und Julia auf dem Dorfe. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–348. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_dorfe_1910/62>, abgerufen am 23.11.2024.