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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Die nur geblitzt, und dann auf dein Gebot
Mit Guß und Schlag zu öden Wäldern ziehen.

Noch eh die Hand und diese Nerve ward,
Die sich itzt regt, wenn ich dein Lob beschreibe,
Da sahst du schon mein Glück und seine Art,
Wie wenig treu es meinen Tagen bleibe.
Du sahst den Weg, der mich nach deinem Rath
Durch Krümmungen und Thäler sollte leiten.
Und eh mein Fuß in Labyrinthe trat,
Gabst du mir Muth, um herzhaft fortzuschreiten.
Unendliche! du gabst mir diesen Geist,
Und diese Ruh, mit der er ist durchdrungen,
Die stolz auf dich dem Gram die Stirne weist,
Und izt aus mir dein Loblied hat gesungen.
Du gabst mir dieses Herz, das deine Huld
In meinem Brodt und Wasser schmeckt und fühlet.
Und nie empört in mir die Ungeduld
Den Wunsch nach dem, wornach die Habsucht wühlet.
Mein Glück sey klein, mir ist es dennoch groß;
Es kömmt von dir, ich küß es deinetwegen.
Mir fällt vielleicht auch noch ein lieblich Loos;
Vielleicht ergießt aus deiner See von Seegen,
Die grundlos ist, sich noch ein Bach auf mich.
Doch hast du mir nichts weiter aufgehoben,
So gieb mir nur Zufriedenheit durch dich,
Und sey mein Lied auf Erden und dort oben.


Ende.


Die nur geblitzt, und dann auf dein Gebot
Mit Guß und Schlag zu oͤden Waͤldern ziehen.

Noch eh die Hand und dieſe Nerve ward,
Die ſich itzt regt, wenn ich dein Lob beſchreibe,
Da ſahſt du ſchon mein Gluͤck und ſeine Art,
Wie wenig treu es meinen Tagen bleibe.
Du ſahſt den Weg, der mich nach deinem Rath
Durch Kruͤmmungen und Thaͤler ſollte leiten.
Und eh mein Fuß in Labyrinthe trat,
Gabſt du mir Muth, um herzhaft fortzuſchreiten.
Unendliche! du gabſt mir dieſen Geiſt,
Und dieſe Ruh, mit der er iſt durchdrungen,
Die ſtolz auf dich dem Gram die Stirne weiſt,
Und izt aus mir dein Loblied hat geſungen.
Du gabſt mir dieſes Herz, das deine Huld
In meinem Brodt und Waſſer ſchmeckt und fuͤhlet.
Und nie empoͤrt in mir die Ungeduld
Den Wunſch nach dem, wornach die Habſucht wuͤhlet.
Mein Gluͤck ſey klein, mir iſt es dennoch groß;
Es koͤmmt von dir, ich kuͤß es deinetwegen.
Mir faͤllt vielleicht auch noch ein lieblich Loos;
Vielleicht ergießt aus deiner See von Seegen,
Die grundlos iſt, ſich noch ein Bach auf mich.
Doch haſt du mir nichts weiter aufgehoben,
So gieb mir nur Zufriedenheit durch dich,
Und ſey mein Lied auf Erden und dort oben.


Ende.


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[392/0552] Die nur geblitzt, und dann auf dein Gebot Mit Guß und Schlag zu oͤden Waͤldern ziehen. Noch eh die Hand und dieſe Nerve ward, Die ſich itzt regt, wenn ich dein Lob beſchreibe, Da ſahſt du ſchon mein Gluͤck und ſeine Art, Wie wenig treu es meinen Tagen bleibe. Du ſahſt den Weg, der mich nach deinem Rath Durch Kruͤmmungen und Thaͤler ſollte leiten. Und eh mein Fuß in Labyrinthe trat, Gabſt du mir Muth, um herzhaft fortzuſchreiten. Unendliche! du gabſt mir dieſen Geiſt, Und dieſe Ruh, mit der er iſt durchdrungen, Die ſtolz auf dich dem Gram die Stirne weiſt, Und izt aus mir dein Loblied hat geſungen. Du gabſt mir dieſes Herz, das deine Huld In meinem Brodt und Waſſer ſchmeckt und fuͤhlet. Und nie empoͤrt in mir die Ungeduld Den Wunſch nach dem, wornach die Habſucht wuͤhlet. Mein Gluͤck ſey klein, mir iſt es dennoch groß; Es koͤmmt von dir, ich kuͤß es deinetwegen. Mir faͤllt vielleicht auch noch ein lieblich Loos; Vielleicht ergießt aus deiner See von Seegen, Die grundlos iſt, ſich noch ein Bach auf mich. Doch haſt du mir nichts weiter aufgehoben, So gieb mir nur Zufriedenheit durch dich, Und ſey mein Lied auf Erden und dort oben. Ende.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/552>, abgerufen am 02.05.2024.