Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.
So kurz als möglich iß; denn unsers Herr-Goots wegen Verwendt man nicht viel Zeit. Verzeih mirs Goot! wir seyn Zum Flegel nur gemacht, und zu den Picheleyn. Doch iß ihm auch vielleicht das kurze Stoßgebethe Wohl angenehmer noch als wenn ich heilig thäte, Als wie der Städter thut, ders Auge wie a Kalb Im Kopfe rummer dräht, und doch sei Harze halb An seinen Wucher hängt, und halb an die Dukaten, Wir Bauersleute thun was unsre Väter thaten. Wir beten kurz und gut, und gehn zur Arbeit hin: Du kanst mirs gläuben wenn ich in der Scheune bin Und nu den Flegel so mit beiden Armen schwenke, Daß ich bei jedem Schlag an lieben Goot gedenke. Und wenn der Flegel nu den Hunger hat erweckt, Dann fühl ichs recht wie gut das warme Frühstück schmeckt. Kein Talpatsch, kein Pandur und wie sie alle heißen, Kommt nicht um mir das Brodt vom Maule weg- zureißen. Ich habe Ruh und Brodt. Ohrte. J ja! erkenst dus nu? Vor hingst du jo den Kopf als wenn du keine Ruh Und keinen Bißen Brodt mehr in der Hütte hättest, Als wenn du mit der Flucht dich für den Feinde rettest. Ja unser Herr Goot machts euch Leuten keinmal recht,
So kurz als moͤglich iß; denn unſers Herr-Goots wegen Verwendt man nicht viel Zeit. Verzeih mirs Goot! wir ſeyn Zum Flegel nur gemacht, und zu den Picheleyn. Doch iß ihm auch vielleicht das kurze Stoßgebethe Wohl angenehmer noch als wenn ich heilig thaͤte, Als wie der Staͤdter thut, ders Auge wie a Kalb Im Kopfe rummer draͤht, und doch ſei Harze halb An ſeinen Wucher haͤngt, und halb an die Dukaten, Wir Bauersleute thun was unſre Vaͤter thaten. Wir beten kurz und gut, und gehn zur Arbeit hin: Du kanſt mirs glaͤuben wenn ich in der Scheune bin Und nu den Flegel ſo mit beiden Armen ſchwenke, Daß ich bei jedem Schlag an lieben Goot gedenke. Und wenn der Flegel nu den Hunger hat erweckt, Dann fuͤhl ichs recht wie gut das warme Fruͤhſtuͤck ſchmeckt. Kein Talpatſch, kein Pandur und wie ſie alle heißen, Kommt nicht um mir das Brodt vom Maule weg- zureißen. Ich habe Ruh und Brodt. Ohrte. J ja! erkenſt dus nu? Vor hingſt du jo den Kopf als wenn du keine Ruh Und keinen Bißen Brodt mehr in der Huͤtte haͤtteſt, Als wenn du mit der Flucht dich fuͤr den Feinde retteſt. Ja unſer Herr Goot machts euch Leuten keinmal recht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#HAN"> <p><pb facs="#f0541" n="381"/> So kurz als moͤglich iß; denn unſers Herr-Goots wegen<lb/> Verwendt man nicht viel Zeit. Verzeih mirs Goot!<lb/> wir ſeyn<lb/> Zum Flegel nur gemacht, und zu den Picheleyn.<lb/> Doch iß ihm auch vielleicht das kurze Stoßgebethe<lb/> Wohl angenehmer noch als wenn ich heilig thaͤte,<lb/> Als wie der Staͤdter thut, ders Auge wie a Kalb<lb/> Im Kopfe rummer draͤht, und doch ſei Harze halb<lb/> An ſeinen Wucher haͤngt, und halb an die Dukaten,<lb/> Wir Bauersleute thun was unſre Vaͤter thaten.<lb/> Wir beten kurz und gut, und gehn zur Arbeit hin:<lb/> Du kanſt mirs glaͤuben wenn ich in der Scheune bin<lb/> Und nu den Flegel ſo mit beiden Armen ſchwenke,<lb/> Daß ich bei jedem Schlag an lieben Goot gedenke.<lb/> Und wenn der Flegel nu den Hunger hat erweckt,<lb/> Dann fuͤhl ichs recht wie gut das warme Fruͤhſtuͤck<lb/> ſchmeckt.<lb/> Kein Talpatſch, kein Pandur und wie ſie alle heißen,<lb/> Kommt nicht um mir das Brodt vom Maule weg-<lb/> zureißen.<lb/> Ich habe Ruh und Brodt.</p> </sp><lb/> <sp who="#OHR"> <speaker><hi rendition="#g">Ohrte</hi>.</speaker> <p> J ja! erkenſt dus nu?<lb/> Vor hingſt du jo den Kopf als wenn du keine Ruh<lb/> Und keinen Bißen Brodt mehr in der Huͤtte haͤtteſt,<lb/> Als wenn du mit der Flucht dich fuͤr den Feinde retteſt.<lb/> Ja unſer Herr Goot machts euch Leuten keinmal recht,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [381/0541]
So kurz als moͤglich iß; denn unſers Herr-Goots wegen
Verwendt man nicht viel Zeit. Verzeih mirs Goot!
wir ſeyn
Zum Flegel nur gemacht, und zu den Picheleyn.
Doch iß ihm auch vielleicht das kurze Stoßgebethe
Wohl angenehmer noch als wenn ich heilig thaͤte,
Als wie der Staͤdter thut, ders Auge wie a Kalb
Im Kopfe rummer draͤht, und doch ſei Harze halb
An ſeinen Wucher haͤngt, und halb an die Dukaten,
Wir Bauersleute thun was unſre Vaͤter thaten.
Wir beten kurz und gut, und gehn zur Arbeit hin:
Du kanſt mirs glaͤuben wenn ich in der Scheune bin
Und nu den Flegel ſo mit beiden Armen ſchwenke,
Daß ich bei jedem Schlag an lieben Goot gedenke.
Und wenn der Flegel nu den Hunger hat erweckt,
Dann fuͤhl ichs recht wie gut das warme Fruͤhſtuͤck
ſchmeckt.
Kein Talpatſch, kein Pandur und wie ſie alle heißen,
Kommt nicht um mir das Brodt vom Maule weg-
zureißen.
Ich habe Ruh und Brodt.
Ohrte. J ja! erkenſt dus nu?
Vor hingſt du jo den Kopf als wenn du keine Ruh
Und keinen Bißen Brodt mehr in der Huͤtte haͤtteſt,
Als wenn du mit der Flucht dich fuͤr den Feinde retteſt.
Ja unſer Herr Goot machts euch Leuten keinmal recht,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |