Du Gott des Krieges, laß die Erde! Dein Schritt, mit Blut bemerkt, ist fürchterlich, ist schwer, Verändre doch die schreckliche Gebärde, Und schüttle länger nicht den Speer. Dein wartet der Olymp, und Amor mit dem Bogen Lauscht an der Mutter Fuß. Steig von des Mordens Bahn Zur Göttin; dann betrüg' den schlafenden Vulkan, Wie er vor Zeiten ward betrogen. Von Waffenschmieden ist er matt, Wie Venus, die nach dir sechs Jahr geschmachtet hat. Wie reizend liegt sie da im Elisäer Lenze! Die Nymphe windet dir und Venus Mirtenkränze, Mit Blumen untermengt. Schon gießt sie Nectartrank In goldne Schaalen ein; und wenn auch Götter krank
Ein Gebet an den Mars.
1762.
Du Gott des Krieges, laß die Erde! Dein Schritt, mit Blut bemerkt, iſt fuͤrchterlich, iſt ſchwer, Veraͤndre doch die ſchreckliche Gebaͤrde, Und ſchuͤttle laͤnger nicht den Speer. Dein wartet der Olymp, und Amor mit dem Bogen Lauſcht an der Mutter Fuß. Steig von des Mordens Bahn Zur Goͤttin; dann betruͤg’ den ſchlafenden Vulkan, Wie er vor Zeiten ward betrogen. Von Waffenſchmieden iſt er matt, Wie Venus, die nach dir ſechs Jahr geſchmachtet hat. Wie reizend liegt ſie da im Eliſaͤer Lenze! Die Nymphe windet dir und Venus Mirtenkraͤnze, Mit Blumen untermengt. Schon gießt ſie Nectartrank In goldne Schaalen ein; und wenn auch Goͤtter krank
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Ein Gebet an den Mars.
1762.
Du Gott des Krieges, laß die Erde!
Dein Schritt, mit Blut bemerkt, iſt fuͤrchterlich, iſt
ſchwer,
Veraͤndre doch die ſchreckliche Gebaͤrde,
Und ſchuͤttle laͤnger nicht den Speer.
Dein wartet der Olymp, und Amor mit dem Bogen
Lauſcht an der Mutter Fuß. Steig von des Mordens
Bahn
Zur Goͤttin; dann betruͤg’ den ſchlafenden Vulkan,
Wie er vor Zeiten ward betrogen.
Von Waffenſchmieden iſt er matt,
Wie Venus, die nach dir ſechs Jahr geſchmachtet hat.
Wie reizend liegt ſie da im Eliſaͤer Lenze!
Die Nymphe windet dir und Venus Mirtenkraͤnze,
Mit Blumen untermengt. Schon gießt ſie Nectartrank
In goldne Schaalen ein; und wenn auch Goͤtter
krank
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/404>, abgerufen am 22.11.2024.
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