Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.Er blickt umher und merkt aufs Wohl des Staats, Sein forschend Auge sieht von weiten Am Horizont der Monarchien Gewitterwölkchen, eh sie sich zusammenziehn. Er weiß vorher zu überdenken, Wohin sich ihre Blitze lenken Weiß, ob sie abzuleiten sind, Wenn ein Orcan, ein Wirbelwind Die Wetterwolken näher brächte -- Ich aber fühle nur, wie gern Mein Lied die Weisheit singen möchte, Die in ihm glänzet wie ein Stern Am Himmel dunkler Nächte. Wär ich noch dreißig Sommer fern Von der Matronenstufe, Hätt' ich mein zwölftes Lustrum nicht Schon überlebt noch vor dem Rufe, Dem Friedrich folgte zu der Stufe Des Throns in Gottes Sonnenlicht: Dann wollt ich einen Hymnus singen Voll Jugend und voll Wonnegluth Der Weisheit Herzbergs, und dem Muth, Der besser kann durch Hindernisse dringen, Als Cineas und als Mäcen, Zwo Staatsminister grauer Zeiten -- Er blickt umher und merkt aufs Wohl des Staats, Sein forſchend Auge ſieht von weiten Am Horizont der Monarchien Gewitterwoͤlkchen, eh ſie ſich zuſammenziehn. Er weiß vorher zu uͤberdenken, Wohin ſich ihre Blitze lenken Weiß, ob ſie abzuleiten ſind, Wenn ein Orcan, ein Wirbelwind Die Wetterwolken naͤher braͤchte — Ich aber fuͤhle nur, wie gern Mein Lied die Weisheit ſingen moͤchte, Die in ihm glaͤnzet wie ein Stern Am Himmel dunkler Naͤchte. Waͤr ich noch dreißig Sommer fern Von der Matronenſtufe, Haͤtt’ ich mein zwoͤlftes Luſtrum nicht Schon uͤberlebt noch vor dem Rufe, Dem Friedrich folgte zu der Stufe Des Throns in Gottes Sonnenlicht: Dann wollt ich einen Hymnus ſingen Voll Jugend und voll Wonnegluth Der Weisheit Herzbergs, und dem Muth, Der beſſer kann durch Hinderniſſe dringen, Als Cineas und als Maͤcen, Zwo Staatsminiſter grauer Zeiten — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0402" n="242"/> <lg n="2"> <l>Er blickt umher und merkt aufs Wohl des Staats,</l><lb/> <l>Sein forſchend Auge ſieht von weiten</l><lb/> <l>Am Horizont der Monarchien</l><lb/> <l>Gewitterwoͤlkchen, eh ſie ſich zuſammenziehn.</l><lb/> <l>Er weiß vorher zu uͤberdenken,</l><lb/> <l>Wohin ſich ihre Blitze lenken</l><lb/> <l>Weiß, ob ſie abzuleiten ſind,</l><lb/> <l>Wenn ein Orcan, ein Wirbelwind</l><lb/> <l>Die Wetterwolken naͤher braͤchte —</l><lb/> <l>Ich aber fuͤhle nur, wie gern</l><lb/> <l>Mein Lied die Weisheit ſingen moͤchte,</l><lb/> <l>Die in ihm glaͤnzet wie ein Stern</l><lb/> <l>Am Himmel dunkler Naͤchte.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Waͤr ich noch dreißig Sommer fern</l><lb/> <l>Von der Matronenſtufe,</l><lb/> <l>Haͤtt’ ich mein zwoͤlftes Luſtrum nicht</l><lb/> <l>Schon uͤberlebt noch vor dem Rufe,</l><lb/> <l>Dem Friedrich folgte zu der Stufe</l><lb/> <l>Des Throns in Gottes Sonnenlicht:</l><lb/> <l>Dann wollt ich einen Hymnus ſingen</l><lb/> <l>Voll Jugend und voll Wonnegluth</l><lb/> <l>Der Weisheit Herzbergs, und dem Muth,</l><lb/> <l>Der beſſer kann durch Hinderniſſe dringen,</l><lb/> <l>Als Cineas und als Maͤcen,</l><lb/> <l>Zwo Staatsminiſter grauer Zeiten —</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0402]
Er blickt umher und merkt aufs Wohl des Staats,
Sein forſchend Auge ſieht von weiten
Am Horizont der Monarchien
Gewitterwoͤlkchen, eh ſie ſich zuſammenziehn.
Er weiß vorher zu uͤberdenken,
Wohin ſich ihre Blitze lenken
Weiß, ob ſie abzuleiten ſind,
Wenn ein Orcan, ein Wirbelwind
Die Wetterwolken naͤher braͤchte —
Ich aber fuͤhle nur, wie gern
Mein Lied die Weisheit ſingen moͤchte,
Die in ihm glaͤnzet wie ein Stern
Am Himmel dunkler Naͤchte.
Waͤr ich noch dreißig Sommer fern
Von der Matronenſtufe,
Haͤtt’ ich mein zwoͤlftes Luſtrum nicht
Schon uͤberlebt noch vor dem Rufe,
Dem Friedrich folgte zu der Stufe
Des Throns in Gottes Sonnenlicht:
Dann wollt ich einen Hymnus ſingen
Voll Jugend und voll Wonnegluth
Der Weisheit Herzbergs, und dem Muth,
Der beſſer kann durch Hinderniſſe dringen,
Als Cineas und als Maͤcen,
Zwo Staatsminiſter grauer Zeiten —
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